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Das wachbewußte Leben

In dem Seminarraum, im obersten Stockwerk des Ärztehauses West in Heidelberg, haben sich an diesem ersten Abend etwa 15 Frauen und Männer eingefunden. Es sind vertraute Gesichter, die mir entgegenblicken. Manche habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen - und dennoch. Während ich eine kleine Pause mache, spüre ich, wie das alte Vertrautsein miteinander langsam zurückkehrt, als habe es nur vor der Türe darauf gewartet, meine Stimme zu hören. Jeder der Anwesenden hat vor sich auf dem Tisch eine gelbe Teerose, die dem nüchternen Seminarraum eine ungewohnt vegetative Atmosphäre verleiht. Nun blicken sie alle auf die Wand hinter mir, auf die der Overhead-Projektor das erste Bild wirft: eine einfache Figur mit zwei konzentrischen Kreisen. Ich fahre fort.
"Wir beginnen unseren Vortragszyklus über Ganzheitlich Systemische Bioenergetik mit einer kleinen Übung ..."

Abbildung 1 Eine Konzentrationsübung. Man beginnt mit der Konzentration auf den inneren Kreis(linkes Bild) und zieht ihn in Gedanken auf sein Zentrum zusammen. Dabei läßt man den äußeren Kreis sich nach außen bewegen, wie es im rechten Bild dargestellt ist.

... Konzentrieren Sie sich sich bitte auf den inneren Kreis. Beginnen Sie, in Gedanken den Kreis auf sein Zentrum zusammenzuziehen. Damit geht der äußere Kreis automatisch nach außen. Diese Bewegung hält das Ganze im Gleichgewicht. Lassen Sie sich Zeit! Wenn Sie die Konzentration verlieren, beginnnen Sie wieder von vorn....

Konzentrieren und Dekonzentrieren sind immer im Gleichgewicht.

Auch wenn Sie glauben, Sie konzentrieren sich - auf ein Buch, auf ein gesprochenes Wort, auf ein Bild - dann konzentrieren Sie einen Teil von sich und der andere Teil dekonzentriert sich. Irgendwann wechselt das Ganze, dann merken Sie, daß Sie un-konzentriert werden. Dann wird derjenige Teil von Ihnen, der konzentriert war, plötzlich loslassen und Sie schnappen gleichsam über in den anderen Teil, und das nennen wir dann unkonzentriert sein..

In Wirklichkeit konzentrieren Sie sich auf die Rück-Seite Ihres Wachbewußtseins, die Ihnen nicht bewußt ist, ruhen sich aus, bringen sich ins Gleichgewicht, bis Sie sich wieder konzentrieren können. Und das geschieht sehr häufig, auch in kurzen Pausen, ohne daß wir es merken.

Sie kennen die alte Übung: Konzentriere Dich auf die Zeiger einer Uhr und versuche herauszufinden, wie lange Du die Konzentration aufrecht erhalten kannst. Nach einiger Übung werden Sie es schaffen, ein bis zwei Minuten die Konzentration andauernd und ohne Verlust an Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten.

Daß unser Bewußtsein sich konzentriert und dekonzentriert, ist eine Form des Gewahrwerdens, wie wir sie im Grunde täglich erfahren. Das Konzentrieren und Dekonzentrieren, zwei Bewegungen, die komplementär zueinander sind.

Dazu ein sehr anschauliches Bild, das wir noch oft brauchen, und wenn Sie das verinnerlicht haben, haben Sie im Grunde die Unschärferelation in einer sehr allgemeinen Weise erfahren. Die Unschärferelation ist eine ganz wesentliche Aussage der neuen Physik, die besagt

*

wenn ein Teil(chen) konzentriert ist, muß ein anderer unkonzentriert, unscharf sein.

Diese Aussage steht also im Mittelpunkt dessen, was wir heute als moderne naturwissenschaftliche Weltanschauung wiederentdeckt haben...
Wir werden dies immer wieder antreffen, daß ganz wichtige Aussagen, die wir heute erst entdecken, im Grunde natürlich in anderen Zeiten, in anderen Kulturen schon bekannt waren. Überhaupt - ich kann und will nicht davon ausgehen, daß ich Ihnen hier etwas Neues erzähle - ich hab das nicht vor. Ich erinnere Sie nur.
Was ich damit sagen will, will ich jetzt gleich erklären, wenn ich anfange, über Leben zu sprechen.
Nun, jeder weiß, daß man Leben nicht erklären kann. Man kann es auch nicht definieren, man kann es nicht auf etwas zurückführen, weil es selbst in sich zurückgeführt ist. Man kann also nur Worte darum herum machen, und einige will ich zum Merken an den Anfang stellen.

Wir fangen mit dem Größten an, das wir uns vorstellen können.

Ich nehme die ersten beiden Sätze zusammen, damit ich klar machen kann, was ich unter Leben verstehe. Für mich ist Leben nicht das Gegenteil von Tod. Ich verstehe unter Leben

* Ein Leben - Eine Welt und Ein Leben

Ich will das nicht erklären, sondern damit deutlich machen, welche Vorstellung von Leben ich habe.
Wenn ich sage, ‘eine Welt und ein Leben’, dann meine ich natürlich nicht, daß hier eine Welt ist und dort ein Leben, sondern alles, Welt und Leben, ist eins.
Also ist die Welt wesentlich.
Oder:
Die Welt hat Wesenscharakter
Es ist immer so: große Sätze sprechen sich gelassen aus und die Aufregung kommt erst, wenn man sie etwas ausbreitet, wenn man sie entfaltet.
Und es ist ganz sicher so, daß Sie das nicht glauben müssen. Mir reicht es, wenn ich es Ihnen plausibel machen kann. Anders ausgedrückt: da ich ja weiß, daß Sie es im Grunde auch wissen, kann ich Sie daran erinnern, und wenn Ihre Erinnerungen ohne Druck in Ihnen auftauchen und sich zusammenfügen lassen, haben wir eine Verständigung .

Für mich ist Leben also nicht das Gegenteil von Tod. Das möchte ich immer wieder hervorheben. Ich verstehe unter Leben

*

* das Werden und das Vergehen, das Entstehen und das Zerfallen in Einem.

Ich will das nicht erklären, sondern damit deutlich machen, welche Vorstellung von Leben ich habe.

Ich meine, daß wir alles, was wir entwickeln, im Grunde aus unserem täglichen Leben, aus unserer täglichen Erfahrung entwickeln könnten, wenn wir den rechten Zugang finden und das rechte Bewußtsein haben.
Wachen und Träumen

Nur - meistens haben wir beides nicht gelernt und nicht geübt, so daß wir eine relativ bewußtlose Haltung uns selbst und unserem täglichen Leben gegenüber haben, die wir Gewohnheit nennen.

Wir werden wenig später auch verstehen, warum das so ist. Es ist sehr geheimnisvoll, aber man kann es nach und nach entschlüsseln.

Daher versuche ich auch bei mir selbst das, was für mich wichtig ist, aus meinem Leben, aus meiner Erfahrung zu schöpfen, damit es für mich begreifbar wird. Und wenn ich etwas darüber lese, kann mich das manchmal anregen, ich kann auch vieles wiederentdecken, was ich selber so erlebt und gesehen habe. Oder ich kann auch Neues entdecken, aber es hat nur einen Bezug zu mir, wenn ich einen Zusammenhang herstellen kann mit meinem täglichen Leben. Und ich meine, das ist ganz wichtig, daß wir nicht abgehoben über etwas sprechen, das weit weg von uns ist. Obwohl wir natürlich wissen, daß alles mit uns zusammenhängt. Das Gute ist nah, wir müssen uns immer überlegen, welche Gründe uns veranlassen, in die Ferne zu schweifen und es dort zu suchen, wenn es doch vor uns liegt und wir es hier finden können.

Unsere alltäglichste Erfahrung kann uns etwas sagen, wenn wir genügend wach sind. Und Wachsein und Nicht-Wachsein, also richtig wach sein und richtig schlafen (mit "richtig" meine ich, intensiv wach sein und intensiv schlafen) ist das erste, was wir anschauen können. Denn es gibt niemanden, der nicht diesen Wechsel an sich erlebt, den Wechsel zwischen Tag und Nacht, zwischen wachen und schlafen.

Wachen und Schlafen sind im Großen eins

Und das heißt, daß dieses Eine Leben, von dem wir zunächst einmal nur träumen, dieses eine Leben stellt sich uns dar in zwei, d.h. der Doppelkreis ist für uns so nicht erfahrbar. Wir können ihn nur erfahren in zwei nebeneinander liegenden Kreisen, bei Nacht im Schlafen und am Tag im Wachsein.

Schauen Sie es einmal mal an. Dieses Wechselspiel von Wachsein und Schlafen ist ein Rhythmus, dem wir alle unterworfen sind. Wir Menschen und die Tiere und sogar die Pflanzen. Von den Steinen weiß man es nicht. Aber die ganze Erde erlebt den gleichen Zustand, daß ein Teil sich in die Sonne dreht und der andere Teil im Dunkel verschwindet. Also einen Wechsel von Sonnenlicht und Nacht. Ein Teil unserer Erdkugel dreht sich täglich in den Sonnenschein, ein anderer Teil verschwindet im Dunkel des Weltraumes, nur noch von den Sternen beschienen.

Die Erde dreht sich also durch das Sonnenlicht so, daß immer Licht und Schatten zusammen sind und die ganze Kugel geteilt wird

*

in den Tagbereich, den hellen Bereich, und
* in den Nachtbereich, den dunklen Bereich.



Und das in einer steten, kontinuierlichen, gleichmäßigen Bewegung, einer harmonischen Verbindung von hellem Tag und dunkler Nacht. Wir nennen das die ‘Tag- und Nacht-Zyklen’.

* Bei Tag sind wir in einem Wach-Zustand, wir sind (tag-)bewußt, mit der kleinen Einschränkung, die ich vorhin machte.
* Bei Nacht schlafen wir - in der Regel - (manche sind auch nachts wach) - und sind in einem anderen Zustand, der uns nicht bewußt ist, d.h. den wir mit unserem Wachbewußtsein nicht erfassen können.

Dies sage ich trotz der vielen Versuche, die in der Schlaf- und insbesondere in der Traumforschung angestellt werden. Unser Wachbewußtsein ist nicht imstande, diese andere Art von Bewußtsein, das wir im Schlaf einnehmen ,zu ‘durchleuchten’, da die beiden Arten von Bewußtsein zu einander komplementär sind. Das will ich später noch erklären. Einstweilen soll uns diese Feststellung genügen, und ich verweise auf die reichhaltigen Erläuterungen zu diesem Punkt, die sich in dem Werk von JANE ROBERTS finden.

Und am Übergang von Schlafen und Wachsein, beim Einschlafen und beim Aufwachen, können wir spüren, daß wir in eine Dämmerung, in einen Dämmerzustand gelangen. So wie am Abend, wenn die Sonne untergeht und ein Zwielicht zwischen dem Tageslicht und dem Dunkel der Nacht sich ausbreitet.
Es dämmert uns in diesem Übergang zwischen Wachen und Schlafen oder zwischen Schlafen und Wachen - und wir geraten an einen Punkt, der die beiden Bereiche mehr oder weniger stark, mehr oder weniger lange, verbindet. In diesem kleinen Kanal berühren sich die beiden Kreise, öffnen sich zueinander. Da erleben wir, daß uns etwas mit der anderen Welt, der dunklen Welt, verbindet. In diesem kleinen ‘Kanal’ berühren sich die beiden Bewußtseinsarten, so wie sich unsere Kreise in der Abbildung berühren. Man könnte sagen, sie öffnen sich zueinander.
Da erleben wir, daß wir aus der anderen Welt, aus dem Dunklen Teil, etwas mit herübernehmen in diese ‘Helle Welt’, in die Tageswelt. Etwas, das wir dann in unsere ‘Denker-Sprache’ übersetzen - und Träumen nennen.

Träume sind Botschaften von drüben (was immer Drüben sein mag), die wir übersetzt haben in unsere Verstandessprache, die wir transformiert haben in unser Wachbewußtsein.
Träume enthalten im allgemeinen Bilder und Gefühle, manchmal auch Sätze, die wir hören. Aber all das, was uns bewußt werden kann, ist Teil der Wach-Welt - und damit notwendigerweise nur ein winziger Teil der Traum-Welt, die wir auch JENSEITS nennen könnten, weil sie jenseits von Raum und Zeit ist.
Jeder Traum, an den wir uns erinnern, ist ein Schatten eines anderen Bewußtseins, den jeder kennt. Besser kann ich das Unbeschreibliche, das Unbenennbare nicht ausdrücken. Aber jeder kennt wohl dieses Gefühl, das sich einstellt, wenn man aufwacht und merkt, wie einem der Traum entschwindet, den man eben och ganz klar ‘in sich sah’. Eben wußte man den Traum noch, gerade war man noch mitten drin, und jetzt, da man wach wird, ist er verschwunden. Obwohl man ihn sich merken will, wird er fließend, löst sich auf.
Sobald wir ihn denken wollen, aufschreiben wollen, ist er verändert. Selbst wenn wir ihn noch ganz deutlich vor uns haben, merken wir, daß etwas nicht richtig zusammenpaßt. Der Traum wird also beim Betrachten nochmals reduziert, er wird nochmals verformt.

Nun gibt es Träume, die trotzdem so deutlich herüberkommen, daß wir noch stundenlang davon innerlich bewegt sind. Und es gibt andere, die so flüchtig sind, daß wir kurz nach dem Aufwachen nichts mehr davon wissen - vielleicht wissen wir noch, daß wir geträumt haben, und schon ist alles wie ausgelöscht.

Zwei Welten aus einem Kreis und das Ganze - lebt .
Der Kreis im Kreis

.. und das Ganze lebt!

Diesen Satz können wir ihn seiner Tragweite nicht erfassen. Bildlich ist er uns klar: Zwei Kreise bilden ein Ganzes. Aber es kann uns nicht klar werden, wie eine Realität, die wir denkend erfassen, und eine andere Realität, die wir denkend nicht erfassen können, zusammen ein Ganzes bilden können. So müssen wir uns begnügen mit dem, was uns anschaulich ist, und darauf vertrauen, daß wir in der Tiefe unseres Seins ein umfassendes Verständnis besitzen, jeder von uns, auf das ich hier reflektiere.

Wenn wir die Kreise richtig zusammenfügen, erhalten wir eine Acht, und wenn wir uns diese Acht in einen Kreis denken - Sie können es sich sicher vorstellen - erhalten wir die Acht im Kreis.
Das ganze Leben: die Acht im Kreis.

Abbildung 2 Das Ganze - bestehend aus dem Hellen und dem Dunklen. (Beides sind Begriffe,
die im Text erläutert werden.)

Und wenn man den Kreis jetzt noch etwas erweitert und verformt, dann erinnern Sie sich wahrscheinlich an ein altes Symbol, das heute wieder sehr geläufig ist: das 'Yin und Yang'- Zeichen im traditionell-chinesischen TAO: Die Acht im Kreis.
Daß wir dieser Acht eine besondere Bedeutung beimessen, ist in unserer Sprache erhalten geblieben. Zum Beispiel in den Ausdrücken 'Achtung' oder 'achtsam sein' - ein schönes Wort übrigens, das mir sehr gut gefällt.
Achtsamsein bedeutet für mich, in beiden Kreisen zu leben, in beiden Bereichen ‘sein Bewußtsein zu zentrieren’.

Das will ich ein wenig näher erklären. Unser Wach-Bewußtsein ist normalerweise, wie wir gesehen haben, in einem der Kreise, im Hellen, zentriert. ‘Zentriert sein’ bedeutet, daß es auf diesen Kreis ausgerichtet und gleichsam auf ihn fixiert ist. Es deckt sich sozusagen mit dem Bereich, den der helle Kreis umfaßt, bildlich gesprochen. Nun können wir unser Bewußtsein aber ausdehnen, wenn wir dies beabsichtigen. Was Absicht wirklich bedeutet, will ich hier offen lassen. Ich reflektiere auf das, was jeder darunter versteht - mit seinem gesunden Menschenverstand.

Achtsamsein meint also, daß wir in den Zustand gesteigerter Bewußtheit eintreten. Nun ist klar, jedem von Ihnen klar, daß wir diesen Zustand nicht permanent aufrecht erhalten können. Es würde gleichsam bedeuten, daß wir ständig in einer Art Meditation leben müßten. Übrigens sagt auch das Wort ‘Meditation’ sinngemäß, daß wir etwas ‘vermitteln’, die Mitte zwischen zwei Zuständen suchen. So gesehen, ist Meditation die Aktion, die zur Achtsamkeit führt.
Etwas anderes ist das ‘Aufmerksam sein’. In meinem Verständnis ist es eine ‘konzentrative Tätigkeit’. Also auch eine gesteigerte Bewußtheit, aber eine, deren Zentrum im Hellen liegt und hier an Intensität gewinnt.
Nun, die Dinge sind notwendigerweise schwer auszudrücken und müssen bis zu einem gewissen Grad unscharf bleiben. Ich hoffe aber, daß Sie mich verstanden haben.

Ich wiederhole also:
Achtsam sein bedeutet, in beiden Kreisen leben, bewußt sein.

Bedeutet nicht nur aufmerksam sein im Sinne des Denkens, im Sinne der intellektuellen Konzentration.
Achtsam sein bedeutet die gleich große Aufmerksamkeit auf das Träumen, auf das Nicht-Denkbare, als auch auf das Nicht-Wachsein, beispielsweise auf das Träumen, zu richten. Dabei kommen zusätzlich unsere intuitiven Fähigkeiten ins Spiel.

Wir können mit dem Verstand nicht hinüber in jene Welt. Sie ist jenseits der Barriere, die uns gesetzt ist. Unserem Verstand gesetzt ist, der gewöhnt ist an Raum und Zeit. Es ist also letztlich unser ‘an Raum und Zeit gebundenes Wachbewußtsein’, das diese Barriere errichtet. Gleichsam wie ein Scheinwerfer, der einen Teil der Bühne in helles Licht taucht, und damit notwendigerweise eine Schattengrenze erzeugt. Nicht aber das Dunkle, das er nicht beleuchtet, denn das war schon da, bevor er eingeschaltet wurde.
Alle Gesetze, die wir kennen, überhaupt alles, was wir nur denken können in Raum und Zeit, ist raum- und zeitgebunden, ist daher an Materie gebunden und befindet sich im hellen Kreis. Im Hellen, kurz gesagt.
Und alles, was wir uns nicht denken können - ich hoffe, das ist immer noch sehr viel - und uns nicht vorstellen, nicht ahnen, nicht beschreiben können, ist drüben, im 'dunklen Kreis', im Dunkeln.
Und Acht-sam-sein bedeutet: das Ganze im Auge behalten. Das Denkbare und das Undenkbare. Das Wißbare und das Unwißbare.

Nun, Bilder sind immer sehr ungenügend. Auch wenn es sehr gute Bilder sind, haben sie immer etwas, das sie fassen, und vieles, was sie nicht fassen. Das Schwierige an solchen Bilder, die man grundsätzlich ‘projiziert’, ist, daß sie statisch sind. Ich müßte Ihnen jetzt einen Film zeigen können! Und weil ich das nicht kann, möchte ich Sie bitten, sich folgendes vorzustellen. Dieses Zeichen, diese Symbole müssen jetzt anfangen, sich zu bewegen. Beispielsweise so, daß die beiden Kreise sich untereinander austauschen. Sie kennen Luftballons, die man auf der Kirmes Kindern schenkt, Gummiblasen mit Kopf und Bauch. Wenn man sie aufbläst, beginnt man damit den Bauch aufzublasen. Der Bauch wird zuerst voll, der Kopf bleibt klein. Dann muß man noch die Luft in den Kopf pressen.

Nun, hier, bei unserem Bild, muß man nicht pressen, sondern es geschieht von selbst:

*

Der eine Kreis füllt sich, der andere Kreis leert sich.
*

Der eine leert sich, der andere füllt sich.

Es ist in Wirklichkeit ein ständiges Pulsieren zwischen den Kreisen. (Wovon dies herrührt? Ich weiß es nicht.) Und wenn wir uns dieses rhythmische Pulsieren vorstellen, dann haben wir ein ungefähres Bild von dem rhythmischen Wechsel von Tag und Nacht in uns, von dem Pulsieren unserer Aufmerksamkeit im Wachen und Schlafen.

Und wenn wir uns dann noch vorstellen, daß diese Bewegungen auch im Kleinen geschehen, daß da ein ständiges Flattern, ein Zittern in beiden Kreisen ist, so daß wir unser Bild von Linie, von Grenze auch verschwimmt, dann bekommen wir langsam eine Ahnung, wie sich Leben in diesem großen Kreis, in dieser Vollen Acht, vollzieht.
Um diese Dynamik, diese Beweglichkeit besser zu fassen, möchte ich im nächsten Kapitel einige Behauptungen aufstellen und anschließend belegen.

Drei wichtige Bildsymbole

Die Erde dreht sich ‘um sich selbst’, haben wir gesagt. Man nennt dies in der Physik einen Eigendrehimpuls oder einen Spin. Drehimpulse sind wichtige Begriffe für den Physiker, gehorchen sie doch einem Erhaltungssatz, einem Bilanzgesetz. Das bedeutet ungefähr folgendes: Physikalische Größen, die einem Erhaltungssatz folgen, ‘richten sich ein’ - bildlich gesprochen. Sie sind gleichsam ‘Dauermieter’ in unserem Universum. Man wird sie nicht los. Sie verschwinden nicht von selbst. Man kann sie mehren oder mindern, wie ein Bankkonto - deshalb sagte ich, sie gehorchen einem Bilanzgesetz. Buchhalter wären erfreut darüber.

Das lautet dann ungefähr so:
"In einem abgeschlossenen System ist die und die Größe zeitlich konstant."

Das ist eine verklausulierte Feststellung, die nüchtern etwa folgendes sagt: "Wenn Du mich vermehren willst, mußt Du etwas dazu tun. Ansonsten bleibe ich, wie ich bin." Das ist eine erstaunliche Aussage, die fundamentalen Charakter hat. Denn kein Mensch kann überprüfen, ob dies auf Dauer stimmt. Wir leben nicht lange genug für solche Experimente. Das kümmert die Physiker wenig, denn sie stimmen auch so. Sie sind system-immanent. Wenn sie (die Erhaltungssätze) nicht mehr stimmen, dann muß man die ‘ganze Physik’ ändern. Auf einen Schlag. Das möchte aber niemand. Auch deshalb ‘stimmen’ sie weiterhin - als Zeugen eines ‘harmonikalen Bestrebens’ in der Wissenschaft.
Nun kommen wir zu ähnlich gravierenden Aussagen für die Bioenergetik. Es sind fundamentale Aussagen. Wenn sie nicht mehr stimmen, muß man eine ‘andere Bioenergetik’ erfinden.
Sie lauten, vereinfacht und verbildlicht ausgedrückt, folgendermaßen:

Unsere Welt ist wie

*

der Kreis im Kreis.
* der Spiegel im Spiegel.
* die Schachtel in der Schachtel.

Das sind die drei Aussagen, die ich nun darstellen und auseinandernehmen möchte.

Beginnen wir mit etwas Bekanntem, Alltäglichen.
Wir wissen, daß wir, wenn wir nach außen sehen, im Grunde nicht Bäume sehen, sondern die Bilder von Bäumen oder Häuser in unserem Auge. Man könnte sagen, die Bäume spiegeln sich in unserem Auge. Wenn wir jemandem ganz nahe kommen, können wir unser Spiegelbild auf seiner Pupille sehen.

Wir wissen ferner, daß wir , wenn wir uns selbst anschauen wollen, dazu einen Spiegel brauchen. Nun kennt sich jeder von seinem Spiegelbild her. Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, daß wir meist unser Spiegelbild für uns selbst halten. Doch im Grunde wissen wir ja nicht, wie wir aussehen. Keiner kann sich selbst in die Augen sehen. Wir kennen also nur unsere Spiegelbilder. Das ist fast ungerecht zu nennen: andere kennen uns, doch wir selbst kennen uns nicht!

Erkenne dein Spiegelbild!

Diese Spiegelbilder sind nun nicht einfach das Gleiche wie der Spiegel. Spiegel sind unbestechlich, objektiv. Sie lassen sich von jedem ‘beeindrucken’, ohne etwas dazuzutun oder wegzunehmen. Im Idealfall wenigstens sollte es so sein.
Wenn ich in den Spiegel schaue und mein Gesicht bewege, bewegt sich auch das Spiegelbild. Es macht alles, was ich mache, exakt nach. Ich blinzle und es blinzelt wie das Original. Vielleicht denkt es sogar, wenn ich denke? Sie machen nicht den geringsten Fehler beim Nachahmen des Originals.
Obwohl wir wissen, daß sich unsere Spiegelbilder mit uns bewegen, sind sie doch die Spiegelbilder. Wenn ich mich rasiere, rasiere ich mein eigenes Gesicht - und nicht das Spiegelbild. Dennoch rasiert es sich auch.
Es ist ein wichtiger Punkt, daß wir die Spiegelung als ein ganz wesentliches Element, eine wesentliche Erscheinung der Erkenntnis betrachten.Das Spiegelbild macht alles, was ich mache, exakt nach.

Es ist nun wichtig zu verstehen, daß die Spiegelung an sich ein wichtiges Element der Erkenntnis unserer Erscheinungswelt darstellt.

Auf der ersten Ebene des Erkennens spiegelt sich die Umwelt in uns, vermittelt über unsere Sinne. Wir betrachten die Sinneseindrücke in uns - und erkennen so unsere Umgebung. Dann, auf der nächsten Ebene des Erkennens spiegeln wir uns in der Umwelt - und erkennen so uns selbst. Was das ist - ‘uns selbst’ - das wissen wir nicht. Es scheint mir so, daß es uns mehrfach gibt - im Original und in den Spiegelbilder. Das ist ein moderner Denkansatz, den ich billigender Weise erwähnen möchte: der Gedanke, daß wir uns nur durch Spiegelungen - nach außen und nach innen - erkennen können und gleichsam vervielfältigen Vielleicht hängt beides zusammen.

Was ist nun ein ‘Spiegel’ in diesem übertragenen Sinn?
Mit ‘Spiegel’ ist hier natürlich mehr gemeint als ‘verspiegeltes Glas’. Es ist die ganze Umwelt, die auf uns Bezug nimmt. Angenommen, jeder würde mich ignorieren, selbst die Fliege auf meiner Stirn. Kann ich mich dann 'spiegeln’?.
Eine Spiegelung ist doch nur dann - im allgemeinsten Sinn - gegeben, wenn Andere auf mich reagieren, und sei es nur minimal, infinitesimal.
Stellen sie sich einen Spiegel vor, der nur ihr Bild zeigt, wie es vor Jahren war. Damit könnten sie nicht viel anfangen außer es betrachten, wie wir dies mit Bildern zu tun pflegen. Erkennen läuft also gleichsam auf zwei Spuren oder auf zwei Ebenen, wie ich es vorhin nannte:

*

Entweder wir spiegeln uns irgendwo und betrachten das äußere Bild.
* Oder es spiegelt sich in uns und wir betrachten das Gespiegelte.

Daraus nun folgt:

*

Wenn wir uns selbst erkennen wollen, müssen wir uns spiegeln, irgendwo. Es kann der Spiegel an der Wand sein, der Taschenspiegel - oder es können unsere Mitmenschen sein, wenn wir mit ihnen sprechen. Ja, selbst Tiere können uns, einen Teil von uns, widerspiegeln, wie jeder Tierliebhaber weiß.

Es geht noch weiter. Während ich mich in einem anderen Menschen spiegelt, spiegelt er sich in mir. Original und Spiegelbild tauschen die Rollen, je nachdem, welchen Bezugspunkt ich einnehme. So werden Original und Spiegelbild im Zuge der Spiegelung wechselseitig aufeinander bezogen, jedes ist jedes gleichzeitig. Das ist Kommunikation im allgemeineren Sinn.

Sprechen und Hören sind darin eingewoben, Äußerungen des Spiegelns, ‘Wahrzeichen’ des Spiegelungsprozesses. Das ‘Sich aufeinander beziehen’ bestimmt die Intensität des Spiegelns. Wenn wir nicht zuhören, wenn wir nur hören, was wir selbst sagen, ist die Intensität des Spiegelns gering. Wenn nur einer spricht und der andere zuhört? Nun, dann verlagert sich das Augenmerk des Spiegelns - der eine sieht sich mehr als den andern, der Andere umgekehrt. Und doch kann die Intensität hoch sein, wie beispielsweise bei einer ‘Beichte’.

Sobald wir mit einander in Kontakt treten, kommunizieren, bilden wir eine Einheit - und das Spiegeln geschieht von selbst.
Die Spiegelung ist die Grundlage der Kommunikation.
Sehen - und gesehen werden. Sprechen - und gehört werden. Denken - und hören oder lesen, was andere denken. Und so weiter...

Wir sind also Teil eines ‘Größeren Ganzen’ - zumindest aber verhalten wir uns wie das Original und sein Spiegelbild.

Und es geht noch weiter. Wo wir uns nicht mehr spiegeln, freiwillig oder gezwungenermaßen, geht uns ein Teil unserer Selbsterkenntnis verloren - wohin auch immer. Was wir über uns denken, wie wir uns sehen, das wird mehr und mehr zum Eigenbild, zu unserer Phantasiegestalt. Wir haben keine Rückkopplung mehr von anderen, über andere. Wir könnten all das sein, was wir glauben zu sein. Oder auch ganz anders. Es ist, als ob unsere Maßstäbe weich und weicher werden. Wir werden autistisch, im wahrsten Sinne des Wortes. Daher ist es eine gewalttätige Maßnahme, wenn man Menschen (oder auch Tiere) gezwungenermaßen in Isolation hält und jeden (vernünftigen) Austausch mit der Umwelt untersagt. In der Isolation löst sich unsere Identität auf - wir werden irre an uns selbst, wie wir aus unseren ‘Robinson-Jahren’ sicherlich noch erinnern. ‘Robinson Crusoe’ wurde vielen Generationen zum Wunschtraum ("Eine Insel ganz für sich!") und zur Schreckgestalt ("Immer allein mit sich selbst!").

Es mag uns reizen, ganz für uns selbst sein zu können, unbeeinflußt von anderen. Doch wir wissen auch, daß wir die Anderen brauchen, daß wir auf sie angewiesen sind. Es ist uns selbstverständlich geworden, in einem Gemeinwesen zu leben. Wir wohnen und arbeiten in hohem Maße arbeitsteilig. Das führt zu der Annahme, daß wir als ‘Soziale Wesen’ auf die Gemeinschaft mit anderen angewiesen seien - aus Gründen der ‘Selbsterhaltung’. Doch dies ist die äußere Form, die Ausdrucksform, eines zugrundeliegenden Glaubenssystem, wie wir noch sehen werden. Es würde uns zutiefst verletzen, wenn hier das Gegenteil behauptet würde. Anscheinend gehört es zu unseren ‘heiligen Kühen’, auf den Gesamtorganismus der ‘menschlichen Gesellschaft’ zu verweisen. Nun, es ist eine mögliche Lebensform, für die wir, auch aus der Geschichte, viele Beispiele kennen. Aber es gibt in der Natur wiederum Beispiele dafür, daß es auch anders sein könnte. Es gibt Tiere, beispielsweise die Löwen, die im Familienverbund leben - und durchaus so existieren können.

Wir achten darauf, daß der Austausch zwischen uns Menschen, unsere Gemeinschaft-bildenden Funktionen sozusagen, in regelrechter Weise ablaufen. Das ist an anderer Stelle zu vertiefen. Hier möchte ich nur sagen, daß wir auf die Kommunikation - in den uns heute geläufigen Formen und Weisen, angewiesen sind. Sie sind, nicht umsonst, ein bedeutender Faktor im menschlichen Leben geworden.

Man könnte man auch sagen, daß Kommunizieren und Kommunizierbarsein zu unserem heutigen Wesenscharakter gehört. Insofern stimme ich mit der allgemeinen Wertschätzung unserer ‘Sozialwesen bildenden Eigenschaft’ überein.

"Kommunizieren", das Wort bedeutet: ‘zusammen eine Einheit bilden’. In dieser Einheit ist jeder dem anderen ein Spiegel. D.h. wir brauchen uns nicht zu wundern, daß wir uns in der Kommunikation auch selbst verändern: wir müssen dem anderen ein Spiegel sein. Das verzerrt uns ein bißchen - der andere wird uns zum Zerrspiegel. Der andere uns, und wir ihm. Denn der Andere muß uns auch spiegeln, das ‘zerrt’ auch an ihm.

Und so spiegeln wir uns gegenseitig, sehr unvollkommen, aber immerhin - einer spiegelt den anderen wider. Und wenn wir von dieser Spiegelung genug haben, wenn uns nicht gefällt, was sich da im Spiegel zeigt, dann brechen wir die Kommunikation ab und werden zum Ein-Spiegel-System. Vielleicht schauen wir noch aus dem Fenster. Oder verlassen hin und wieder das Haus. Oder wir gehen in die Einsamkeit und werden zum Einsiedler.

‘Zum Einsiedler werden’ bedeutet: Wir kehren zu uns selbst zurück und wenden unsere Wahrnehmung nach innen: das Auge drehen wir nach innen, das Ohr drehen wir nach innen, die Wände drehen wir nach innen, wenn wir uns in uns selbst vertiefen. Wir sitzen da, sind inwendig und fragen den inneren Spiegel - und schauen somit wieder in einen Spiegel - den Spiegel unserer Seele. Manche nennen es Gebet, andere nennen es Meditation. Ich möcht sagen: Wir schauen in unseren eigenen Spiegel.
Wir spiegeln uns in uns selbst.

Zusammenfassend möchte ich sagen:

*

Wir können uns nicht anders erkennen, als daß wir uns spiegeln. Ich jedenfalls kann mich nicht anders beobachten. Ich fühle mit einem Teil meinen anderen Teil: ich spiegle mich. Es geht nicht anders: gespalten in den, der fühlt und den, der zurückspiegelt. So spiegeln wir in sehr allgemeiner Weise - Gedanken, Gefühle, Empfindungen, Wahrnehmungen. Im Spiegeln gleichen sich unzählig viele ‘subjektiven Welten’ an einander an und werden - intersubjektiv.

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Die Schachtel in der Schachtel

Nun, das läßt sich noch dadurch steigern, daß wir den Spiegel vor den Spiegel stellen. (Sie können es nachher mal versuchen - ich habe zwei Spiegel mitgebracht). Wenn Sie einen Spiegel gegen den anderen Spiegel halten, dann sehen Sie den Spiegel im Spiegel. Sie kennen vielleicht vom Fernsehen das Phänomen, daß die Kamera sich im Spiegel sieht, wenn irgendwo eine Kamera auf einen Fernsehapparat gerichtet wird. Dann sehen Sie plötzlich eine unendliche Folge von Fernsehern im Fernseher. Und dann ahnen Sie, was Spiegel im Spiegel bedeutet.

Wenn es sich immer weiter spiegelt, vom Großen zum Kleinen, vom Kleinen zum Großen, von außen nach innen, von innen nach außen. So meine ich, entsteht auf geheimnisvolle Weise das ES. ES spiegelt sich fortwährend. Was immer S. FREUD mit dem Begriff ‘Es’ gemeint haben mag, er hat etwas zum Ausdruck bringen wollen, das uns auf geheimnisvolle und vielfältige Weise miteinander verbindet. ‘Kollektives Unbewußtes’ ist nur ein anderer Ausdruck, den seine Schüler aufgebracht haben. Im Begriff vom ES ist er längst schon enthalten gewesen. Das ständige Sich-Ineinander-Spiegeln der Lebewesen ist für mich das ES, wie ich es verstehen und nachvollziehen kann. Und indem ich es verstanden habe - entzieht es sich schon wieder und ist ein anderes geworden. Im ES erscheint das Individuum vollständig - ganz. Und doch ist ES gänzlich überindividuell.

Die ES-Funktion des Menschen, wie ich lieber sage, ist eine wesentliche Ergänzung zur ICH—Funktion. Doch darüber später mehr.

Die Verschachtelung ist ein weiteres Beispiel, das zu den drei wichtigen Bildsymbolen gehört - alles wird eingeschachtelt. Wenn man eine Schachtel öffnet, entdeckt man eine weitere Schachtel und in dieser wieder eine Schachtel und so weiter. In der Naturwissenschaft war dies der Antrieb für die Suche nach dem Elementaren, nach den Atomen, nach den Elementarteilchen. Alles, was man findet, erweist sich wiederum als eine Schachtel für Neues und Unbekanntes.

Und dennoch sucht man im Grunde nach der Ganzheit - das ist heute zeitgemäß. Ganzheitsmedizin beispielsweise rühmt sich , den ‘ganzen Menschen’ in Betracht zu ziehen. Man sucht die größere Schachtel, in die man alles einpacken kann und noch einmal einpacken kann. Aber die größte Schachtel, die wir uns denken können, ist immer noch nicht die Ganzheit. Denn

Die Ganzheit ist die Schachtel in der Schachtel, der Spiegel im Spiegel, der Kreis im Kreis.

Das Ganze nennen wir die Evolution, das in der Geschichte Gewordene, das Geschichtlichgewordene. Und das steht im Gleichgewicht mit dem Einfachen. Wenn sich der eine Kreis nicht ausdehnen kann ohne daß der andere sich zusammenzieht, dann gibt es keine Evolution, keine Entfaltung.

Entfaltung und Einfaltung. Evolution und Involution gehören zusammen.

Wenn wir Tag und Nacht, Wachen und Traum zusammen nehmen, verstehen wir vielleicht die Entfaltung im Hellen und die Einfaltung im Dunklen.

Das Entfaltete, wie das Eingefaltete - wenn wir das wieder zusammenbringen und achtsam damit umgehen, gelangen wir auf weiten und schwierigen Wegen zur - Achtsamkeit

Ein weiteres Beispiel für das Entfalten kommt aus der Chaosforschung. Berühmte Bilder, die Sie vielleicht schon einmal gesehen haben: Fraktale. Zum Beispiel die Mandelbrot-Figuren. Sie entstehen durch fortgesetztes Spiegeln - mittels eines mathematischen Algorithmus. Ein wunderbares Muster entsteht, das im Kleinen unzählig oft das Große enthält, wiederholt oder auf neue Weise zum Ausdruck bringt. Es liegt dann an uns, welchen Ausschnitt wir als klein oder groß ansehen wollen. Die folgende Abbildung 3 zeigt einen Ausschnitt aus dem Fraktale ‘Apfelmännchen’ von Mandelbrot.


Abbildung 3 Ausschnitt aus dem ‘Apfelmännchen’ - einem Fraktalbild von B. Mandelbrot, das inzwischen rund um die Welt ging.

Jeder Ausschnitt eines solchen Bildes trägt in sich wieder ein ‘Original’- ist selbst ein Original. Man kann den Ausschnitt vergrößern und daraus wieder einen Ausschnitt wählen. Es geht immer so weiter, das Bild wiederholt sich. Im Kleinen ist das Große enthalten. Wie im Spiegel der Spiegel. Man kann die Entfaltung auf einem Bildschirm sichtbar machen und staunt über die vielfältigen Figuren, die in den winzigen Ausschnitten zum Vorschein kommen.

Entsprechend sage ich: Ich sehe mit einem Teil von mir den Anderen, der auch Teil von mir ist, denn er spiegelt sich in meinem Auge, in mir selbst. Während ich also den Anderen Teil als Spiegelbild im Auge habe, muß ich für den Eigenen Teil von mir einen Spiegel benutzen.

Letztlich spielt sich aber alles in mir selbst ab. Wir werden sehen, daß uns diese Auffassung zu einem völlig neuen Verständnis von Individualität führt, das größer und umfassender ist als unsere heutige Ansicht, die den Einzelnen als ‘abgesondertes Wesen’ - gleichsam als Partikel im Sinn der Physik - durch eine überladene Partikelwelt huschen läßt, die sich gegenseitig behindert und in die Quere kommt. Der Satz "Alles hängt mit Allem zusammen!" kann auf der Grundlage unsere Bioenergetischen Weltbildes in einer viel umfassenderen Weise verstanden werden, die offen läßt, wie Alles - ALL-ES - zusammenhängt - nämlich auf eine für uns ‘undenkbare’ Weise.

Doch es gibt auch Unterschiede zwischen Mir und Dir, zwischen meinem Eigenen Selbst und dem Anderen Selbst, die wir nicht verwischen wollen: Ich fühle mich selbst, beispielsweise mit meinem Tastsinn, auf andere Weise als andere. Mit den Händen getastet, mag kein großer Unterschied sein. Aber mit dem inneren Tastsinn kann ich wohl den eigenen Körper fühlen, beispielsweise die Schwere meines Armes. Und das Tasten nach außen vermag ich wohl davon zu unterscheiden. Sonst wüßte ich nicht, was mein und was dein ist. Unsere Sinne sind also in dieser Hinsicht sehr potent: sie können das Spiegelbild des Anderen vom eigenen Spiegelbild unterscheiden. Wenn dem nicht so wäre, würden wir alle im Irrenhaus landen.

So kommen wir also zu einem einfachen, aber tiefgreifenden Prinzip, dessen Tragweite wir noch nicht erfassen können:

Der Spiegel im Spiegel steht symbolisch für das ICH des Menschen.

Das läßt sich schwer erklären, weil wir, die wir diesen Vortrag hören oder lesen, ganz selbstverständlich (ich betone: selbst verständlich!, d.h. es liegt in unserem Verstand, in seiner spezifischen Art begründet!) wissen oder zu wissen meinen, was das ‘Ich sein’ bedeutet. Wir wissen es einfach. Es braucht uns niemand zu erklären. Anscheinend handelt es sich um eine Art ‘inneres Wissen’.

Durch irgendwelche Vorgänge im Gehirn haben wir von Anfang an unterscheiden können, was Ich und was Du ist. Selbst im Mutterschoß ist uns als Embryo das ‘Ich’ mit auf den Weg gegeben. So denke ich, auch wenn mir manche Entwicklungspädagogen hier nicht folgen werden, weil sie glauben, die ICH-Bildung erfolge mit der Sprache und sei es dann abgeschlossen, wenn das Kind: "Ich.möchte... " oder "Ich habe ...." oder sonst einen Satz mit "Ich ... " bilden und sagen kann.



Nun, ich denke auch, daß wir die Fähigkeit zum Ausdruck des Ich-Bewußtseins als Kind von neuem erlernen. Aber so wenig, wie ein Kind die Sprache erfindet, die es spricht, so wenig erfindet es das ‘ICH-Gefühl’, das es hat. So denke ich und meine, daß wir ‘Ich-Bewußtsein’ in derselben Weise als Anlage besitzen, wie wir die Anlage zum Sprechen besitzen. Wir müssen es zwar entwickeln (ich betone: ent-wickeln!), aber nicht erfinden. Es ist schon erfunden worden, lange vor unserer Zeit. So lange, daß wir keine Kunde darüber haben. In meinen Träumen habe ich das ICH entstehen sehen - es ist schwer zu erklären, wie das nun mal mit Träumen zu sein pflegt. Aber ich ahne zumindest, daß es ein langer Weg der Evolution war, bis ein Wesen - klein oder groß - zum ersten Mal "Ich ..." sagen konnte.

Möge mir niemand jetzt mit den Entwicklungstheorien der Psychologen oder der Pädagogen aufwarten. Auch wenn ich diese schätze, wie beispielsweise J. PIAGET, so spreche ich doch nicht von der Entwicklung des Kindes, die ein jeder beobachten kann, wenn er dies wünscht. Ich spreche von der Entwicklung des Bewußtseins, wie es sich ‘jenseits von Raum und Zeit’ formte in meiner Vorstellung und in der Vorstellung von anderen, die vor mir da waren und es gesehen haben.

Doch zurück zur Schachtel in der Schachtel. Damit meinen wir auch folgendes:
Wir sehen im Großen die Probleme, die auf einer anderen Ebene der Realität im Kleinen sind. Anders gesagt: Die Realität ist uns zum Problem gegeben, wie sie ist. Also auch in den Größenverhältnissen, die uns natürlich erscheinen.
Ohne Mikroskop können wir nicht ins Kleine vordringen. Ohne Makroskop nicht ins Große, Allzugroße.

Wir sehen mit unbewaffnetem Auge Strukturen, die etwa so groß sind wie ein Haar. ‘Um Haaresbreite’ - geht es uns im Kleinen. Und wir sehen mit unbewaffnetem Auge die Gestirne am Himmel, wie sie sind. Scheiben, so groß wie ein Fußball, die Sonne und den Mond. Winzig kleine Lichtpünktchen sehen wir als Sterne an. Kurz und gut, wir sehen Lichter am Himmel und geben ihnen Namen. Wir sehen ihre Bewegung und leiten daraus unsere ‘Gezeiten’ ab. Mehr sehen wir nicht - ohne die Wissenschaft oder den ‘Okkultismus’ zu Hilfe zu nehmen

Übrigens ist ‘Okkultismus’ ein gar treffliches Wort. ‘Ins Dunkle sehend erkennen’ heißt es, wörtlich übersetzt. Ins Dunkle sehen wir auf mancherlei Weise: auch mit den Augen der Wissenschaft. Es gab über die Zeiten gar viele Formen des Okkultismus: in den Religionen und in den Lehren der Eingeweihten, den Prophezeiungen der Seher - und in den damals gültigen Weltanschauungen, auch wenn sie noch nicht ‘wissenschaftlich begründet’ waren. Wir gebrauchen heute die Ergebnisse der Wissenschaft, um unsere Welt, unsere REALITÄT, besser zu verstehen. Wir haben uns ein ‘allgemeingültiges’ Weltbild auf dem Boden der Wissenschaft geschaffen, das in den Schulen und Universitäten gelehrt wird. Wir packen es in Schachteln, die in der einen großen Schachtel mit der Aufschrift ‘WISSENSCHAFT’ enthalten sind. Daneben gibt es noch viele andere Schachteln, die nicht allgemein anerkannt sind: die Religionen, die verschiedenen Traditionen der einzelnen Völker und Stämme, bis hin zu unseren privaten Meinungen und Anschauungen.

Um eine solche Anschauung handelt es sich auch bei der Bioenergetik, über die ich hier spreche. Sie läßt sich nicht in die große Schachtel WISSENSCHAFT einpacken, auch wenn ich mich mancher Begriffe und Denkweisen der Wissenschaft, insbesondere der Physik, bediene. Das nur am Rande, damit keine Mißverständnisse aufkommen.

In der großen Schachtel WISSENSCHAFT finden sich zahlreiche kleinere Schachteln, die den einzelnen ‘Sparten’ der Wissenschaft zuzuordnen sind, beispielsweise die Naturwissenschaften und die ‘Geisteswissenschaften’ (Plural). Die Naturwissenschaft ist wieder in einzelne Schachteln verpackt wie beispielsweise die Physik, die Chemie, die Biologie, und die Mathematik. Man kann es auch anders sehen, aber dies ist eine geläufige Einteilung. Diese Sparten der Naturwissenschaft stehen nicht zueinander in Wettstreit, sie wetteifern nicht um die rechte Auslegung ihrer Glaubenssätze, noch machen sie der anderen Sparte ihr Glaubenssystem strittig. Nein - sie bedienen sich ein und derselben Axiomatik. Wenn auch in unterschiedlicher Weise und, leider auch, mit unterschiedlichen Ergebnissen. Darauf kommen wir später noch einmal zurück.
Anders ist es bei den Geisteswissenschaften: Hier gibt es Fächer mit unterschiedlicher Axiomatik: Philosophie, Psychologie, Pädagogik, die Sprachwissenschaften usw., um nur einige Beispiele zu nennen.

Ich denke, das genügt an Beispielen, um zu verdeutlichen, was ich mit dem Ausdruck ‘Die Schachtel in der Schachtel’ meine.
Also gehen wir weiter, so, wie auch die Symbolik weitergeht. Immer weiter geht, das heißt nie zu Ende gedeutet werden kann: es gibt kein Ende, keine Begrenzung für Symbole. Sie sind all das, was wir in ihnen sehen können und wollen, wollen und können. Kurz, sie sind uns das, für das wir sie nehmen. Nehmen wir beispielsweise die Weltanschauung eines Menschen. Sie ist eine große Schachtel im Hellen, offen für unser Bewußtsein. Ständig wird etwas hineingepackt. Wir lesen die Zeitung, sehen die Nachrichten im Fernsehen, hören ein Gerücht auf der Straße, machen uns Gedanken über dies oder jenes... die Schachtel wird nie geschlossen, immer wieder wird hineingepackt - und herausgeholt.

Unser Erinnern ist wohl diejenige Handlung, die Schachteln hervorholt und aufmacht, um zu sehen, was sich darin befindet. Erinnern sei eine Handlung, vergleichbar dem ‘Öffnen einer Schachtel’, die man früher gepackt hat. Die Erinnerung sei auch der Inhalt der Schachtel. So zumindest glauben wir weithin, daß es sich mit dem Erinnern so verhält. Und glauben es doch nicht wirklich. Wir sind nämlich gewohnt, unser Erinnern auch als Leistung unseres Gedächtnisses zu sehen. Übrigens fällt mir hier ein, daß R. SHELDRAKE; den ich oben im Zusammenhang mit ‘Morphogenetischen Feldern’ erwähnte, in einem seiner weiteren Bücher einiges Lesenswerte über das ‘Gedächtnis der Natur’ schrieb. Das wollte ich am Rande erwähnen. Auch möchte ich schon darauf hinweisen, daß wir später noch eine andere, eine unterschiedliche Sichtweise des Gedächtnisses und der Erinnerung kennenlernen. Dazu müssen wir aber noch manches an Grundlagen entwickeln, über die wir bisher noch nicht verfügen.

Also - ich fahre fort - in der Schachtel mit der Aufschrift ‘Meine Weltanschauung’ befindet sich unglaublich Vieles, was ich denken und mir vorstellen kann. Auch wenn ich mir nicht extra Gedanken mache: sobald ich etwas sehe, zum Beispiel eine Zeitung, machen sich in mir schon Gedanken, ohne daß ich es merke, und auch dann nicht stoppen kann, falls ich es merke und die Gedanken nicht haben möchte. Es gibt allerdings eine Ausnahme, die man die ‘innere Zensur’ (das ist mein Begriff!, aber sie wissen vermutlich, was ich meine) nennt.

Es gibt offenbar starke ‘gefühlsmäßige Hemmungen’ für unser Denken. Solche Hemmungen legen sich um die Schachteln wie ein ‘festverknotetes Band’ und trotzen oft allen unseren Anstrengungen, sie zu lösen. Wir nennen dies eine ‘Blockierung der Erkenntnis’ oder eine ‘Blockierung des Erkennens’ oder ‘eine Blockierung des Bewußtmachens’ und so weiter.
Blockierungen grenzen unser Bewußtsein ein und damit die Betätigung des Verstandes, genauer genommen, die Absicht des Verstehenwollens und die Fähigkeit des Verstehenkönnens.

Nun hat die Entwicklung der Modernen Naturwissenschaft gezeigt, daß ein weitaus größeres Verstehen möglich ist. Wir haben unser ‘geozentrisches Weltbild’ verlassen und ein größeres Gedankengebäude errichtet. Die Welt, in der wir leben, ist nun selbst zu einer kleinen Schachtel geworden, die sich in einer wahrhaft ‘universalen’ Schachtel aufhält - aufhält meine ich im buchstäblichen und im übertragenen Sinn. Aufhält soll heißen, daß uns die Schachtel in unserer Erkenntnisfähigkeit auch behindert, weil wir nun offenbar beschlossen haben, nur allgemein akzepierte Urteile (wissenschaftlicher Art) für gültig zu erklären. Wir stimmen uns in unseren Erkenntnissen so ab, daß die Ergebnisse weltweit anerkannt werden. Dann gelten sie als wissenschaftlich - andernfalls werden sie als ‘unwissenschaftlich’, als ‘religiös’ oder ‘mystisch’, als okkult oder schlichtweg als Spinnerei eingestuft und ‘weggepackt’. D.h. die Schachtel darf nicht in unser ‘wissenschaftlich fundiertes Weltbild’.

Die Trennung von Kirche und Staat, sichtbar sowohl in ihrem historischen Verlauf als auch in den ‘so gewordenen’ Ergebnissen dieses ‘berühmten Schismas’, legt Zeugnis ab von einer Entwicklung, die unsere Schachtel ‘Weltanschauung’ genommen hat. Zwei Schachteln stehen uns nun zur Wahl:

*

die Schachtel mit der Aufschrift ‘Wissenschaft’
*

die Schachtel mit der Aufschrift ‘Nicht wissenschaftlich!’

Eine dritte Schachtel ist für mich nicht denkbar. Was ich damit sagen will ist, daß das Kriterium ‘wissenschaftlich’ so weitreichende Forderungen enthält, daß es unsere Weltanschauung - Sie können auch sagen: unser Weltbild! - in zwei Teile zerlegt. Das ‘Bild’ hat einen fundamentalen Riß. ‘Wissenschaftlich’ ist ein Gütesiegel ersten Ranges. Wer es erwirbt und seinen ‘geistigen Leistungen’ aufklebt, kann von vornherein mit Ansehen und Wertschätzung rechnen. Die anderen müssen sich diese Anerkennung und Wertschätzung erst noch erringen - und werden es nicht und nimmer in gleichem Umfang schaffen wie die Anhänger der ‘Wissenschaft’. Sie können meinetwegen einer der großen Religionen beitreten und damit eine breite Anerkennung erfahren. Bestenfalls die aller Anhänger derselben Religion. Doch keinesfalls werden sie eine so breite Unterstützung erhalten, wie es die Wissenschaftler auf ihre Weise tun. Wissenschaft unterstützt sich selbst. Und in diesem ‘sich selbst’ liegt ein Geheimnis verborgen, das ich noch zu ergründen versuche. Heute vermag ich nicht mehr zu sagen als "Die Wissenschaft ist für mich die größte und umfassendste Religion, die ich mir denken kann." Das sage ich, obwohl ich selbst Wissenschaftler bin - oder deswegen.



Wissenschaft und Religion - oder, wie manche heute auch sagen: Wissenschaft und Mystik - bilden heute einen Gegensatz und Widerspruch zu einander, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Ich habe mich in meinem Abituraufsatz mit diesem Thema beschäftigen müssen (nicht schlecht, wie ich meine) - und ich bin zeitlebens nicht mehr davon losgekommen. Damals dachte ich noch, es handle sich um den Gegensatz von Wissenschaft und Glaube - doch das täuscht, das ist die Oberfläche des Problems. Die Wissenschaft glaubt auch - doch sie glaubt an Anderes. Nicht Glauben oder Unglauben trennen die beiden, die Wissenschaft einerseits und die Religionen andererseits, sondern der ‘ubiquitäre Anspruch’ - also der Machtbereich, um es einmal schlicht auszudrücken. Oder sollte ich sagen: der ‘Machenschafts-Bereich’? (Das Wort fällt mir ein, wenn ich an die Gerüchte über Fälschungen in der Wissenschaft denke, die sich immer mehr auszubreiten scheinen.).

Nun, das geht mir zu weit. Jeder Angehörige einer Gemeinschaft, sei es auf seiten der Religion oder auf seiten der Wissenschaft, glaubt an die Gültigkeit der dort vertretenen Anschauungen. Trotz seiner Zweifel und Anfechtungen - sonst wäre er nicht ‘Angehöriger’. Dies möchte ich in einem tieferen Sinn verstanden wissen als ‘Ausdruck des zugrunde liegenden Willens’ - eines ‘Willens, der macht’, eines ‘Willens, der bewirkt’.
Auf dieser Ebene gibt es keine Ausreden wie "Ich wäre längst ausgetreten, aber ich habe.keine Zeit gehabt, um es auszuführen!", " ... ... !" (beispielsweise, oder auch jede andere Aussage anstelle der Pünktchen.).

Wissenschaft und Macht ist ein Thema für sich. Ich verlasse mich auf meine Intuition, wenn ich sage: "Es macht mir nichts aus, nicht ausschließlich issenschaftler zu sein." Nun, ich könnte es sein oder vorgeben, es zu sein, um mir die Anerkennung meiner Kollegen nicht von vornherein zu verscherzen. Da ich aber mit jedem Satz, den ich spreche oder schreibe, genau dieses beabsichtige zu tun, kann ich es ebensogut gleich laut sagen: Die Wissenschaft, die wir heute haben, taugt nicht für die Lösung der Probleme, die wir im Zuge der Entwicklung dieser Wissenschafat, gleichzeitig!, uns geschaffen und ‘beschert’ haben. Sie sind einfach die Schattenbilder der ‘Geschenke’, die wir uns gegenseitig gemacht haben. Gemacht soll heißen, im Zuge der ‘industriellen Revolution’ und in ihrem Gefolge ‘produziert’ haben. Das ist alles, was ich zu diesem Thema, hier und jetzt sagen möchte.

Wir fangen als Kinder mit einer mäßig großen Schachtel an. Vergessen wir für den Moment den Anfang der Entwicklung im Mutterleib - danach ist unsere Welt ‘klein und fein’, jedenfalls begrenzt. Doch die ‘Schachtel’ erweitert sich mit jeder Erfahrung. Wir lernen zunächst durch ‘Anfassen’ und ‘Betasten’. Dann durch Anschauen und Anhören. Und durch ...doch das will ich mir für später aufheben. Nach der üblichen Auffassung erfahren wir die Welt über unsere Sinnesorgane und ordnen unsere Sinneseindrücke nach Daten, die wir anscheinend aus unserer Umgebung beziehen. Wir erfahren zunächst die Begriffe, die mit den Gegenständen verbunden sind. "Das ist ein Tisch." Oder "Das ist dein Bauch." Oder "Das ist dein Geburtstag." Oder "Das ist dein Vater." Oder, oder, oder und so fort.

Das ist uns geläufig, ich sage nichts Neues. Jeder hat es so oder so ähnlich erfahren. Im Laufe der Jahre wissen wir, was wir sehen. Wir verstehen, was wir hören.(es täte gut, sich daran zu erinnern, daß es nicht immer so war!).

Nach und nach, so könnte man auch sagen, formt und bildet sich unser Weltbild. Es formt sich in uns, in dem es sich bildet, d.h. in unserem Verstehenkönnen abbildet. Nach und nach werden wir klüger. Wir lernen zu abstrahieren. Wir müssen nicht mehr an den Fingern abzählen, was ‘Drei und Drei’ ist. Wir verlagern unsere Anschauung aus dem ‘Anschaulichen’ ins ‘Unanschauliche’, ins Abstrakte. Wir packen um unsere Schachtel des ‘anschaulichen Verstehens’ eine neue und größere Schachteln des ‘abstrakten Verstehens’.

Wir erweitern unser Weltbild ständig. Zuerst lernen wir unsere Muttersprache und den Umgang mit der Welt zuhause. Dann gehen wir hinaus ‘ins Leben’ (eine merkwürdige Auffassung!), in die Schule unserer Gemeinschaft im Großen und lernen dort, wie man zu denken hat: zunächst im Rechnen und Lesen und Schreiben. Dann erfahren wir etwas über unsere Heimat, über unser Land. Über andere Länder.

Zuerst hören wir unsere Geschichte heute. Dann lernen wir etwas über unsere Geschichte früher. Im Fernsehen können wir sogar etwas über unsere mögliche Geschichte morgen erfahren. Doch das ist uns nicht vertraut und wir verbannen solche Art von Anschauung in die ‘Science fiction’ (das ist übrigens ein interessanter Begriff, über den nachzudenken sich lohnt) und weg aus dem ‘regulären Unterricht’.

Zuerst hören wir etwas über Menschen und Tiere und Pflanzen. Später lernen wir über das Menschliche, das Tierische, das Pflanzliche nachzudenken. Schließlich stellen wir sogar die Frage: "Wer bin ich?" - "Woher komme ich?" - "Wohin gehe ich?"

Wir lernen aus unserer Anschauung. Dann wenden wir uns dem UnAnschaulichen zu. Wir lernen im ‘Kleinen’ den Gebrauch unserer Hände, unserer Beine, unserer Sprech-Werkzeuge. Dann lernen wir in Begriffen und in Gedankenverbindungen, die Welt um uns zu verstehen. Schließlich lernen wir, was wir selbst sind:

*

in Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis bilden wir unser Selbstbewußtsein, unser ‘Bewußtsein von uns selbst’.

Das alles ist uns nicht neu. Ich erzähle hier nichts, was man so oder in ähnlicher Weise nicht schon weiß. Dennoch: ich erzähle hier geläufige Beispiele, um den Gebrauch des Symbols: ‘Die Schachtel in der Schachtel’ verständlich zu machen. Ich erzähle also doch etwas Neues, denn ich ‘packe’ all das Bekannte in eine neue Schachtel - und so verändert es sich. Unmerklich zuerst, aber deutlich und erkennbar zuletzt.

Und so kommen wir zu dem Schluß:
Im Kleinen wird immer wieder das Große sichtbar.

Wenn wir das Große nicht überschauen können, blicken wir ins Kleine, in den Mikrokosmos, und sehen die Wunder des Großen. Oder wir sehen hinaus in den Weltraum, durch Fernrohre und Teleskope - und sehen die Wunder, die wir im Kleinen nicht mehr begreifen können.
Fazit:
Es läßt sich nichts wirklich trennen. Alles hängt in wunderbarer Weise zusammen.

Oder

ES läßt sich nicht wirklich trennen

Und doch müssen wir trennen, um zu erkennen und zu begreifen. Unser Auge sieht immer nur einen Ausschnitt, einen Teil. Unser Verstand begreift nur wenige Zusammenhänge.

Doch wir können getröstet sein: im Ausschnitt erscheint das Ganze (mann nennt dies heute eine ‘holistische Weltanschauung! Und unser Denken ein ‘holographisches’. Ich habe nichts dagegen, es gefällt mir, auch wenn ich ihm nicht zuneige.).
Es ist unbegreiflich, verwirrend und schön zugleich. Wir wenden den Blick und sehen wieder einen Ausschnitt. Wir erleben die Gegenwart als Ausschnitt. Und selbst ein langes Menschenleben mit allen seinen Erfahrungen ist nur ein Ausschnitt. Und selbst die Erfahrungen und Erkenntnisse der Menschheit über eine lange Geschichtsepoche hinweg - sie sind nur ein Ausschnitt. Das Wissen in allen Büchern aller Länder, aller Zeiten - nur ein Ausschnitt. Wie lange wird es dauern, bis wir alles wissen, alles erforscht haben?

Nicht in Äonen wird es gelingen. Denn menschliches Erkennen ist nur auf den Ausschnitt menschlicher Erfahrung beschränkt. Selbst wenn wir alles wüßten, was uns zu erkennen möglich ist: wir wüßten nicht einmal, was ein Hund, eine Katze oder sonst ein Tier zu denken und fühlen fähig ist. Wir haben keinen Zugang zum Bewußtsein der vielen Erscheinungsformen, die uns umgeben. Wir bleiben beschränkt auf unseren 'menschlichen Ausschnitt'!

Vielleicht haben Sie es gemerkt: Wir sprechen über das Unerkennbare, besser das Un-sagbare. Wer jemals versucht hat, seine Träume zu beschreiben, weiß, was ich sagen will. Unsere menschliche Sprache reicht nicht hin, um selbst unsere eigenen Träume zu beschreiben. Und nicht anders ist es mit unseren Gefühlen. Unsere Ausdrucksmöglichkeiten sind zu beschränkt, als daß wir uns in unserer Vielseitigkeit mitteilen könnten. Nicht einmal denken können wir uns selbst. Unser Bewußtsein reicht nicht aus, um uns selbst - ganz - zu erkennen.
So bleiben wir uns selbst in unergründlichen Teilen - im Dunklen.

Wenn wir dies wissen und berücksichtigen, können wir sagen "Ich kenne mich - als Ganzes!"





Spiegel und Symmetrie

Beginnen wir dort, wo wir letztes Mal aufgehört haben: Das Ganze in seinen Teilen. Der Ausschnitt im Ausschnitt. Die Widerspiegelung des Teiles im Teil. Die Spiegelung des Ganzen in allen seinen Teilen. Das Unten und das Oben und das Unten. Das Kleine und das Große und das Kleine. Das Endliche und das Unendliche. Das Erkenntliche und das Unerkenntliche, Unerkennbare, Unwißbare ... das HELLE und das DUNKLE.
Also das, was hier und jetzt in diesem Raum entsteht, ist auch für mich zum Teil neu: ich habe es so noch nicht gedacht. Gut, ich habe das Programm im Kopf, es formt und bildet sich aber spontan. Wie - das hängt von vielem ab, auch davon hängt es ab, wer hier ist und zuhört. Es ist also nicht unabhängig davon, wie Sie sich innerlich beteiligen.
Für mich steht die Bioenergetik ganz im Zentrum einer neuen wissenschaftlichen Ausrichtung. Ich sehe am Horizont etwas wie ein Kreuz, auf das ich zugehe. Und das sagt: Es muß alles neu gefaßt werden. Die Naturwissenschaft, so wie sie heute praktiziert wird, ist unzureichend, mehr noch: zerstörerisch.

Wie Sie inzwischen wissen, bin ich Physiker. In der Lehre der Physik, in der ich geschult bin, ist der ‘Erreger der Krankheit’ , an der wir im Grunde alle leiden, vielleicht am ehesten ‘ersichtlich’: Nämlich der, daß wir uns so einseitig auf das rationale Denken bezogen entwickelt haben in unserer Geschichte der letzten 200 Jahre.

Es ist bekannt, daß es für jeden Wissenschaftler eine Ehre ist, zu den Denkern zu gehören. Und eine Schande, wenn er sich von seinen Gefühlen leiten läßt. Und wenn er noch zu fühlen imstande ist, dann darf er es bestenfalls zu Hause, in seiner Freizeit, als Privatmensch. Aber er darf es nicht innerhalb der Wissenschaft. Diese Spaltung in Denken und Fühlen, in Kopf und Körper, ist allerdings durchgängig zu beobachten, in allen Lebensbereichen.Diese Spaltung ist, wie ein Spaltpilz, eine Ursache von Krankheit - unter einem gewissen Gesichtswinkel. Gleichzeitig ist sie aber auch eine Notwendigkeit (wenn man es so verstehen will), um die ganze Entwicklung voranzubringen. Darauf werden wir immer wieder zurückkommen.
Ich habe während des Vortrages gemerkt, daß ich in der herkömmlichen ‘naturwissenschaftlichen’ Weise über Bioenergetik nicht mehr sprechen kann. Daß auch meine alten Bilder nicht mehr funktionieren, weil sie zu kalt und zu leblos sind. Nun hab ich trotzdem vor, weiterhin Deutsch zu reden. Ich muß eine Sprache verwenden, die wir alle sprechen, die aber andererseits sehr - abgedroschen ist. Das merkt man beispielsweise an dem Wort Energie. Bio-Energetik - das bedeutet eigentlich 'Lehre von der Lebens-Energie'. Ich habe mich entschlossen, das Wort Lebensenergie oder Vitalenergie nicht mehr oder nur ausnahmsweise zu verwenden. Mir ist klar geworden, daß wir ein viel besseres Wort haben, nämlich das Wort 'Feuer'. 'Feuer' ist ein deutsches Wort, das in unserer Sprache eine lange Geschichte hat. Es ist ein uraltes Wort, und es trägt in sich die Geschichte und die Bedeutung von altersher.

Nun, das war für mich noch einmal Anlaß, darüber nachzudenken. Daß es vielleicht auch ein Symptom dieser Zivilisationskrankheit ist, daß wir neue Wortschöpfungen heute so leicht verwenden und ausstreuen. Sie haben keine Geschichte, sie sind also im Grunde nichts-sagend. Sie können leicht mit Bedeutung gefüllt werden, aber auch entleert werden. Sie sind wend-bar, sie haben aber kein inneres Stehvermögen.
So habe ich schon in diesen ersten zwei Wochen gemerkt, daß sich mir die Sprache anders erschließt. Ich will mich langsam lösen von der Sprache, die ich gewöhnt bin, und von den Begriffen, die ich aus meiner wissenschaftlichen Ausbildung mitbringe. Ich will versuchen, die Dinge so auszudrücken, daß sie uns zurückführen auf den Ursprung, daß sie mehr von ihrer Bedeutung offenbaren. Die Bedeutungen der heutigen sprachlichen Begriffe, die wir gemeinsam kennen und verwenden (sonst könnten wir uns nicht verständigen), ist im Lauf einer langen Geschichte vielfach abgewandelt und verschoben worden. Neue Bedeutungen haben sich der alten, bereits gebräuchlichen Begriffe bemächtigt. Aber auch die alte Bedeutung schwingt im sprachlichen Ausdruck unserer gedachten Begriffe noch mit. Das will ich später erläutern.

Und ich will einfache Bilder gebrauchen. Zur einfachen Sprache gehört auch eine einfache Bild-Sprache. Ich habe schon oft erlebt, daß es Bilder gibt, die so gut gewählt sind, daß man mit wenigen Bildern viel sagen kann. Wenn man Glück hat und solche Bilder findet, kann man in diesen Bildern viel mehr ausdrücken als in Worten.

Deshalb sind wir jetzt dabei, uns das ABC der Bioenergetik anzueignen, d.h. die wichtigsten Bilder, die wir immer wieder brauchen, mit Inhalten zu füllen. Denn sie sind so etwas wie Buchstaben, aus denen die Worte unserer neuen Sprechweise gebildet werden.

So habe ich an den Anfang die drei ‘Ur-Bilder’ gestellt, über die ich das letzte Mal gesprochen habe:

* Der Kreis im Kreis,
* Der Spiegel im Spiegel und
* Die Schachtel in der Schachtel.

Sie zusammen führen uns zur Ganzheit, haben wir gesagt.

Sie sehen schon aus der Formulierung, daß wir uns einen Zugang erschließen, der nicht aus dem Herkömmlichen kommt. Es ist gleichsam ein Doppelstart. Wir fangen nicht mit dem Einfachen an und versuchen dann später hinzuzunehmen, was wir erst noch mühsam herausfinden, sondern wir beginnen mit dem Doppelten.
Im Grunde weiß jeder, der heute hier sitzt: Die Welt, wie wir sie sehen, ist nichts Einfaches. Das kann man am schönsten dadurch überprüfen, daß man über den Zeigefinger der ausgestreckten Hand in die Ferne schaut. Wenn man versucht, gleichzeitig den Finger und den Hintergrund zu sehen, dann merkt man, daß wir doppelt sehen. Jeder weiß natürlich, warum. Sie können auch ein Auge zuhalten und den Finger fixieren, danach das andere Auge zuhalten. Dann sehen Sie, wie das Bild des Fingers hin- und herspringt.
Wir sehen doppelt. Wir sehen mit zwei Augen, und jedes Auge sieht ein etwas anderes Bild, weil es von einem anderen Punkt aus sieht, unter einem anderen Blickwinkel. Und jeder hat gelernt, daß wir auf diese Weise das räumliche Sehen erwerben, das Sehen in die Tiefe des Raumes.
Wenn man ein Auge zuhält, dann sieht man das Bild flach, es hat keine räumliche Tiefe. Man kann kaum unterscheiden, was vorne, was hinten ist. Was ist nah, was ist fern! Also, das räumliche Sehen beruht darauf, daß wir immer aus zwei Blickwinkeln auf einen Gegenstand schauen. Wir werden auf die se unsere Augen immer wieder zurückkommen.
Und wir sehen den Kreis doppelt. Sie können auch sagen, er hat einen Innenrand und einen Außenrand. Jeder weiß, daß es Kreise in der Natur nicht gibt. Räder beispielsweise und Tassenränder haben ein Innen und ein Außen, so daß also kein Kreis eine runde geschlossene Linie ist. Alle Kreise in der Natur sind 'Reifen', ausgedehnt Gebilde. Sie können noch in sich geschachtelt sein. Wenn Sie einen Autoreifen von der Seite betrachten, dann sehen Sie mehrere Kreise.

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Der Spiegel im Spiegel

Das zweite Bild ist der Spiegel im Spiegel. Das Spiegelbildliche ist ein fundamentales Prinzip in der Naturwissenschaft (ich denke hier an die Symmetrie-Prinzipien der Modernen Physik), es gilt im Grunde aber für alle Bereiche. Wenn man es mit Symmetrie zu tun hat, mit Spiegelbildlichkeit, dann kommt man an das Wesen der Dinge. Und dann kann man sehr leicht eine Ordnung schaffen, je nachdem, wie sie sich zur Spiegelbildlichkeit verhalten (‘Invarianzeigenschaften’). Das möchte ich erläutern. Aus irgendwelchen uns unerfindlichen Gründen, ist die Spiegelung im Raum eine fundamentale Eigenschaft dieser an Raum und Zeit orientierten Welt. Dasselbe gilt für die Spiegelung in der Zeit. Wenn sich etwas periodisch wiederholt, hat es eine besondere Bedeutung. Es fügt gleichsam ein Element der Stabilität in unsere ‘Welt - Ordnung’. Rhythmus und Rhythmik sind Grundlagen unseres Weltverständnisses ebenso wie unseres täglichen Lebens. Wenn wir nicht Tag und Nacht und Nacht und Tag in ‘ödem Gleichmaß’ hätten, würden wir uns schwer tun mit unserer ‘zeitlichen Orientierung’. Wenn wir nicht Stunden und Minuten hätten, könnten wir unsere Termine nur schwer festlegen. Rhythmus und Periodik liegen unseren Maßstäben zugrunde. Und umgekehrt - unsere Maßstäbe verlangen geradezu nach Rhythmus und Periodik. Das gilt entsprechend auch für den Raum. Damit er uns meßbar wird, muß er ein Mindestmaß an Rhythmus und Periodik aufweisen. Danach suchen wir: Nach der Wiederholung dessen, was wir schon kennen. Der erste Zentimeter legt alle weiteren Zentimeter fest. Der erste Kilometer bestimmt, wie groß die anderen Kilometer sind. Und so fort. Selbst die Lichtjahre und astronomischen Größeneinheiten, selbst die Angströms und mikroskopischen Größeneinheiten beruhen auf diesem Prinzip.

Man kann sehr leicht Ordnung schaffen, wenn man untersucht, ob Gegenstände ‘spiegelbildlich’ zueinander sind. Und in welchem Maße sie spiegelbildlich sind. Oder ob sie sich dem Spiegelbildlichsein widersetzen.
Der Kreis hat ein hohes Maß an Symmetrie, an Spiegelbildlichkeit. Viele Blüten sind spiegelbildlich, auch Kristalle sind es. Wir zählen beispielsweise die Stellungen, wie oft man den Spiegel stellen kann, um das Bild mit dem Original zur Deckung.zu bringen.
Ein Quadrat hat vier mögliche Spiegelstellungen, die das Quadrat in sich überführen. Vier Achsen, sagt man auch. Ein Kreis hat unendlich viele Achsen - er ist punktsymmetrisch. Das ist die beste Definition des Punktes, die ich kenne. Besser noch als die des Schnittpunktes zweier Geraden. Aber das nur nebenbei.

Alles, was in der Natur geordnet erscheint, ist für uns spiegelbildlich. Der Kreis, ist es und auch die Kugel. Die Kugel ist in so hohem Maße spiegelbildlich, daß man ihre Spiegelbildlichkeit nicht mehr zählen kann. Deswegen sind Kreis und Kugel für uns Symbole von höchster Ordnung, von 'Vollkommenheit'. (Warum eigentlich?)
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Das Ganze ist ungewiß

Wir haben das letzte mal über den Kreis meditiert und dabei gesehen, daß ein ‘starrer Kreis’, wie er auf dem Papier ‘steht’, im Grunde leblos ist. Und wir haben erfahren, daß dieses Kreissymbol uns in ein Zentrum, in sein Zentrum führen kann. Das Zentrum ist ein winziger Punkt, der zu einem Kreis gehört. Sein Mittelpunkt. Der Mittelpunkt ist der Ort, auf den ein Kreis sich zusammenziehen kann, auf den er ‘konvergiert’. Das ist eine wichtige Definition des Raumpunktes, auf die wir später noch zu sprechen kommen. Deswegen sagen wir, der Mittelpunkt des Kreises sei sein Zentrum. Alles was mit dem Zentrum zu tun hat, macht diese Bewegung des Kleinerwerdens, des Kon-zentrierens. mit, wie wir gesehen haben. Das Konzentrieren ist also das Zusammenziehen des ‘Inneren Kreises’ auf sein Zentrum..

Wenn wir uns auf eine Sache konzentrieren, auf eine Handlung wie Lesen, Schreiben, auf Arbeiten, dann machen wir unseren Bewußtseinskreis kleiner, bis er nahezu punktförmig ist. Deswegen ist Konzentration eine anstrengende Tätigkeit.
Wenn man sich auf den Doppelkreis konzentriert, dann sieht man, daß der kleine Kreis im Inneren verschwindet, während der äußere Kreis immer größer wird. Das schafft man nur, wenn man selbst im Gleichgewicht ist. Sonst wandert man mit einem der beiden Kreise mit. Deswegen ist dieses letzte Bild - der Kreis und der Mittelpunkt - eine irreführende ‘Konstruktion’. Denn, wenn der innere Kreis sich auf einen Punkt zusammenzieht, verschwindet der äußere Kreis in der Ferne. So gesehen ist es eine schöne Konzentrationsübung, die einen im Gleichgewicht läßt oder ins Gleichgewicht bringen kann (siehe Beschreibung der Übung am Anfang der Vorträge.)
Es ist eine Übung, bei der Sie eine Erweiterung des Bewußtseins erfahren. werden - auf welche Weise auch immer.

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Das Bewußtseinsfeld

Das Bewußtsein-Feld erweitert sich bei gleichzeitiger Konzentration: Und - das Ganze bleibt im Gleichgewicht. Bewegung im Gleichgewicht.

Nebenbei bemerkt, gibt es eine Analogie zur ‘Unschärferelation der Quantenphysik’ - sie wird gleichsam sinn-bildlich. Zwei Kreise mit dem selben Zentrum. Zwei Dinge, die zusammengehören: das eine wird scharf, wenn man sich darauf konzentriert, das andere wird aber gleichzeitig unscharf.

Dahinter steht die Erkenntnis, daß es in der Natur bestimmte Dinge gibt, die sich zueinander verhalten, wie die beiden Kreise. Bestimmte Dinge, die zusammen gehören: sie sind assoziiert wie die beiden Kreise, oder genauer: sie sind konjugiert. Das Wichtige daran ist die Form dieser gemeinsamen Bewegung.
Man kann aber auch die Kreise sich aufspalten lassen, in den linken und den rechten Kreis. Man kann sie spielerisch gegen einander verschieben, man kann sie aufeinanderlegen, man kann sie ganz weit auseinanderziehen.

Wir haben die Kreise nebeneinander gelegt und gesagt, dies sei für uns ein wichtiges Bild, das Bild der Polarität. Der helle Kreis und der dunkle Kreis in einem größeren Ganzen betrachtet. Im hellen Kreis ist der Tag, im dunklen Kreis ist die Nacht. Im hellen Tag ist die Wachheit, in der dunklen Nacht ist der Schlaf und der Traum. Wir können nicht sagen, was Ganzheit ist. Aber wir können dennoch über die beiden Kreise sprechen und uns Bilder machen, obwohl wir an unser Wachbewußtsein gebunden sind, wenn wir sprechen und denken.

Auf diese Weise nähern wir uns der Ganzheit. Sie enthält den komplementären Aspekt dessen, was wir wissen - also eine beliebig große, beliebig unscharfe, beliebig unbestimmte Größe. Es ist die einzige Art, wie ich mir Ganzheit vorstellen kann. Dagegen fällt jede Definition ab, die sich nur auf den Hellen Kreis, auf unser Wachbewußtsein, auf unser Denkvermögen und das uns Denkbare bezieht.

Es gibt viele Dinge, viele Begriffe, einfache und komplizierte, die diese Kreis-Beziehung zueinander haben - wie Hell und Dunkel. Sie stehen zueinander im Gegensatz. Und dadurch - ergänzen sie sich.

Der Punkt, an dem die beiden Kreise sich berühren, heißt bei uns der Damm. Man könnte es auch anders nennen - aber wir haben in unserer deutschen Sprache das Wort 'Dämmerung' für den Übergang zwischen Tag und Nacht. Deswegen nennen wir diese Schranke zwischen den beiden Kreisen, zwischen den beiden Räumen, zwischen beiden ‘Bewußtseinsbereichen’ - den 'Damm'. Und da man durch diesen Damm offensichtlich hindurch gehen kann, hat der Damm ein Tor. Der Weg durch dieses Tor heißt 'Torweg':

Also haben wir bis jetzt:

- der linke Kreis,
- der rechte Kreis,
- der Damm und
- der Torweg.

Das sind die vier Dinge, mit denen wir schon sehr viele Probleme lösen können. Und wenn wir in den Spiegel schauen, dann sehen wir, wie die Natur uns mit diesen Dingen ausgestattet hat: das linke Auge, das rechte Auge, und dazwischen die Nase, sozusagen unser ‘Damm’. Man kann nicht mit dem linken Auge ins rechte Auge schauen und umgekehrt - auch wenn wir noch so sehr schielen.

Wir haben am Tag eine Wachheit, die wir auch Bewußtheit nennen. Über Bewußtsein spreche ich noch nicht. Ich spreche auch noch nicht über Wirklichkeit. Aber ich spreche über Leben und Wachheit. Im Grunde weiß jeder, was das ist. Es ist der Zustand, in dem wir jetzt sind, und wir wissen, daß dieser Zustand beim Einschlafen sich völlig verändert. Und wenn wir tagsüber müde werden, vor allem, wenn man ruhig sitzen muß, dann spürt man manchmal, wie der andere Kreis - Das Dunkle - sich nähert, und wie er manchmal ganz kurz herüberschnappt und sich unserer Wachheit überlagert. Wenn man so für einen Augenblick, für eine kurze Zeit, drüben ist, dann kommt man sofort wieder zurück und schüttelt den Kopf, als wolle man etwas abschütteln. Oder man zwinkert mit den Augen oder atmet mal tief ein, um in den Zustand der Wachheit zurück zu kommen.

Wir wissen nicht, wo wir sind, wenn wir im Schlaf sind. Schon die Frage ist unhaltbar. Wir fragen, wo wir sind, wenn wir schlafen? Denn wir, die wir fragen können, sind nicht die, die schlafen. Wir können jetzt bei Tag fragen, wo werden wir sein? Und wir können am nächsten Tag fragen, wo sind wir gewesen? Aber wir können die Frage nicht mit hinübernehmen und die Antwort nicht bekommen. Trotzdem gibt es einen Torweg, der Damm ist durchlässig, er sperrt nicht alles ab. Das, was wir herübernehmen, das nennen wir Träume. Träume, wenn wir sie träumen, sind das eine. Träume, wenn wir sie erinnern, wenn wir sie erkennen, sind das andere. Im Grunde ist also der Traum, über den wir sprechen, nicht das Geschehen drüben, sondern die Übersetzung des Geschehens in unser Wachbewurßtsein. Das, was drüben im Dunkeln ist , können wir nicht wissen, können wir nicht beschreiben, wir können es nicht einmal denken. Es ist das Un-denkbare, das Un-wißbare, "the Unthinkable".

Und das Unwißbare ist geschieden vom Un-Gewußten, verschieden von 'unknown'. Das Ungewußte kann man im Grunde wissen, man weiß es nur noch nicht. Ich weiß nicht, wie der Wetterbericht von morgen aussehen wird. Morgen weiß ich es, ich kann es ‘dann’ wissen (wenn er verfügbar ist). Ich weiß nicht, wann ein Zug nach Mannheim fährt , aber ich kann zum Bahnhof gehen und nachsehen. Das ist wißbar. Ich weiß es nicht, für mich ist es ungewußt, aber es ist wißbar.

Und es gibt Dinge, die sind nicht wißbar. Nun, das kann ich nicht beweisen. Es ist eine Annahme. Ich möchte keine Annahmen machen, die etwas weglassen, was wichtig sein kann. Und wenn sich später herausstellt, daß das Unwißbare immer kleiner wird, und sich doch verwandelt in Wißbares, um so besser.

Aber wenn ich die andere Annahme machen würde und sagen "alles ist wißbar", dann habe ich einfach ein Auge zu gemacht. Dann sehe ich nur noch auf die Dinge, die im Hellen Kreis liegen. Wenn mir dann etwas begegnet, was unwißbar ist, dann ignoriere ich es einfach. Es gibt viele Menschen, die so durchs Leben gehen: immer ein Auge zu! Sobald sie mal von links etwas anfliegt, dann schauen sie weg, dann gibt es das nicht. Ob das Homöopathie heißt, ob es Geopathie ist oder andere Dinge sind wie Astrologie oder Traumdeutung. Das ist für sie Quatsch, das kann nicht sein. Warum kann es nicht sein? Weil sie nichts dafür vorgesehen haben, keine Möglichkeit, es zu denken und damit umzugehen.

Wir wissen, daß man gewisse Dinge nicht denken kann, aber wir lassen Löcher in unserem Denksystem, wir lassen leere Schubladen, wo man sie hineinpacken könnte, wenn es sie gäbe! Wobei wir gleichzeitig wissen, daß, sobald sie hineingepackt sind, sich schon verändert haben.

Das Unwißbare ist nicht denkbar, also auch nicht klassifizierbar.

Das sind grundsätzliche Schwierigkeiten, aber an die gewöhnt man sich. Es ist im Grunde nicht anders als das, was wir jeden Tag erleben. Wenn wir 8 Stunden schlafen, dann sind diese Stunden einfach weg. 8 Stunden fehlen in unserem Wachbewußtsein. (Dennoch zählen wir sie zu unserem Tag, zu unserem Leben dazu. Warum eigentlich?!)

Selbst wenn wir träumen und ein bißchen davon mitnehmen, dann wissen wir nicht, wie lange wir geträumt haben. Irgendwie ist 'da drüben' (ich sage mal 'drüben' und meine den Dunklen Kreis) etwas anders. Das ist kein Ort, das ist ein 'UnOrt', da mischen sich Orte, die wir kennen, oft wirr durcheinander. Oder Ereignisse mischen sich, die zu verschiedenen Zeiten stattfanden, die wir in der Erinnerung auch schön auseinanderhalten können. Und Personen, die sich nie kennengelernt haben, treten plötzlich zusammen auf; das kennt jeder in irgendeiner Form.

Und doch müssen wir von dem ausgehen, was man erfahren kann, was man wissen kann. Und dann so weit gehen, wie man irgendwie gehen kann, bis an die Grenze, die augenblickliche Grenze. Und beim Gehen schon ein bißchen überlegen, wie man vielleicht doch noch hinüberschauen kann. (Das machen wir aber nicht hier in dieser Vorlesung. Dafür haben wir eine 'Traum-Gruppe' und eine 'Traumtanz- Gruppe'. Dort wollen wir versuchen zu spielen und zu erforschen, ob es nicht Wege gibt, die hinüber führen).

Wenn man die Acht im Kreis läßt, dann kommt man erst zur Ganzheit. Das Wort Ganzheit nimmt man nicht mehr gern in den Mund, weil jeder heute gerne von Ganzheit spricht und nicht tut Ganzes meint.

Schulmedizin ist nach ihrer eigenen Auffassung Ganzheitsmedizin, wie auch Alternativmedizin sich als Ganzheitsmedizin versteht. Wo ist da der Unterschied? Jeder behauptet von sich, daß er die Ganzheit hat. Das Problem ist nur, daß keiner sagen kann, wann etwas ganz ist. Es gibt nämlich keine 'Ganzheit' . Ganzheit ist eine Abstraktion. Was heißt denn schon 'ganz'?

Bei einem Buch kann ich noch sagen, jetzt habe ich das 'ganze' Buch gelesen, d.h. ich habe es bis zur letzten Seite gelesen. Aber im Leben draußen - was heißt da Ganzheitsmedizin? Was gehört denn alles dazu? Der ganze Mensch? - oder noch die Familie? oder noch die Gesellschaft - oder noch die Ökologie? - oder noch die Kosmologie? Und wenn man es mal so groß gemacht hat, daß es ganz ist, dann kann man gar nichts mehr erkennen. Denn bis man mit einem Problem fertig ist, ist das Leben vorbei. Also bleiben wir dabei - Ganzheit ist eine Abstraktion.

Kapitel 4: Der Sonne entgegen

Das Leben - ein einziger Wirbel

(Zu Beginn des heutigen Vortrages betrachteten wir gemeinsam ein Bild. Ein gemaltes Bild aus einem Kinderbuch: ein Mädchen blickt auf und betrachtet die Sonne. Und darunter steht: "Das Mädchen sah die Sonne untergehen, als der Tag wegging." Mehr nicht.)

Das ist ein eigenartiger Satz. "Das Mädchen sah die Sonne untergehen, als der Tag wegging". Das Mädchen stand am Rande der Welt und sah die Sonne untergehen, als der Tag wegging. Wir sind daran gewöhnt, daß die Sonne den Tag macht. Zuerst war ich überrascht, daß der Tag weggeht und die Sonne untergeht, so, als ob es zwei verschiedene Personen seien.

Ich will heute unseren Einstieg in eine neue Bioenergetik damit fortsetzen, daß ich etwas über die Sonne zeige.



Abbildung 1: Sonnenfinsternis. Der Mond verdeckt die Sonne. Ein kosmisches Ereignis - oder eine astronomische Banalität?

Für die meisten von uns ist Sonne das, was wir sehen: eine helle, strahlende Scheibe, die im Osten aufgeht, auf ihrem Bogen durch den Himmel wandert und im Westen untergeht. Tag für Tag und Jahr für Jahr, und an der Sonne selbst ändert sich nur wenig. Der Sonnenstand wird im Frühjahr höher und die Bahn länger - und umgekehrt im Herbst. Das ist das, was wir sehen.

Wir wissen natürlich mehr. Wir wissen, daß alles Leben auf der Erde von der Sonne abhängt, daß unser Leben von den Pflanzen abhängt, und daß diese Pflanzen die einzigen Lebewesen zu sein scheinen, die in der Lage sind, Sonnenlicht aufzunehmen und deren Energie für uns so umzuwandeln, daß wir sie mit der Nahrung aufnehmen und nutzen können. Menschen und Tiere könnten ohne die Pflanzen nicht leben.

Wir wissen auch, wie das funktioniert. Wir haben eine sehr gute und differenzierte Wissenschaft darüber, wie die Pflanze Sonnenlicht verstoffwechselt. Aber wir haben wohl, und das ist das Wesentliche, das Wesen dieses Vorganges noch nicht verstanden. Und ich wäre unzufrieden, wenn wir eine neue Bioenergetik anfangen und das Wesen der Entstehung von Leben heute - nicht vor Millionen von Jahren - also die Entstehung von Leben auf dieser Erde heute nicht verstehen.

Der einzige in unserem Kulturkreis, der sich mit dieser Frage befaßt hat, war - soweit mir bekannt - Wilhelm REICH. Sein Werk ist uns heute noch zugänglich, und er hat, so glaube ich, einen Weg gefunden, in das Wesen der Dinge einzudringen. Denn er hat gespürt, daß dieses Leben auf der Erde im Sonnenlicht entsteht.

Was ist Sonnenlicht?

Als Kinder hatten wir es einfach. Da wußten wir, daß von der Sonne die Sonnenstrahlen auf die Erde kommen. Wenn Kinder eine Sonne malen, dann malen sie im allgemeinen die Sonnenstrahlen dazu. Wenn wir dann klüger werden, lassen wir die Strahlen weg, wir sprechen dann von Licht. Wir wissen, daß Licht eine 'elektromagnetische Welle' mit einer bestimmten Farbe oder Frequenz und einer bestimmten Intensität ist. Das lernen wir so gut, daß wir das Sonnenlicht nicht mehr sehen, sondern nur noch die ‘Formeln’ an den Himmel projezieren, die wir in der Schule gelernt haben.

Also, mir geht es jedenfalls so. es fällt mir schwer, dieses angelernte Wissen abzustreifen, so wie man seine Kleider ablegt und wieder versucht, sich im Urzustand zu erkennen. Es ist schwierig, uns von den Vorstellungen frei zu machen, die wir seit der Schulzeit Jahr für Jahr in uns aufgenommen haben. Es ist aber wichtig, daß wir dies immer wieder versuchen.

Was ist Sonnenlicht? Wir wissen es nicht. Wir können es nicht wissen.

Wir sehen eine Erscheinung, die ganz offensichtlich mit der Sonne zu tun hat: bei Tag sehen wir die Dinge hell, und bei Nacht sehen wir sie dunkel oder überhaupt nicht. Und weil das so ist, haben wir uns daran gewöhnt, zu sagen: Alles wird von der Sonne beschienen und das Licht, das in unser Auge fällt, kommt wohl von der Sonne.

Wenn wir etwas genauer hinsehen, dann merken wir, daß wir im Grunde nur das sehen - als Erscheinung wahrnehmen - können, was sich in unseren Augen 'spiegelt'. Was die Netzhaut reizt und in unserem Nervensystem Signale auslöst. So haben wir es jedenfalls gelernt.

Wir sehen also nicht das Licht, sondern wir nehmen eine Empfindung im Auge wahr, die wir automatisch mit der Außenwelt verknüpfen. Und wenn diese Empfindung eine bestimmte Qualität (ich sage absichtlich, 'Qualität' und nicht 'Quantität') hat, dann sagen wir, es ist 'hell'. Bei einer anderen Qualität sagen wir, es ist 'dunkel'.

Das ist noch nicht alles. Wenn wir uns der Sonne aussetzen, spüren wir Wärme auf der Haut. Und auch hier haben wir gelernt, diese Wärme mit der Sonne in Verbindung zu bringen. Und wenn wir die Sonne sehen, dann spüren wir, daß es warm ist, und wenn wir in den Schatten gehen, dann wird es kühler. Und in der Art, wie wir denken, stellen wir wieder eine logische Verbindung her und sagen: Die Wärme kommt von der Sonne.

Also sendet uns die Sonne Licht und Wärme.

Und an diese feinen Wahrnehmungen haben wir uns so gewöhnt, daß wir sie erstens für wahr halten und zweitens für ausschließlich. Ausschließlich heißt: Wir glauben, das ist wahr, und da wir nichts anderes wahr- nehmen, gilt es uns als verbindlich. Wir haben keine andere Wahl.

Ich behaupte, wir können das Sonnenlicht nicht sehen. Also können wir erst einmal nur darüber schweigen, was Sonnenlicht ist. Und trotzdem ist es nicht falsch, davon auszugehen, daß Leben, wie wir es verstehen, also Leben in allen Formen, die wir kennen, mit der Sonne zusammenhängt. Daß die Sonne an unserem Leben teil hat.

Vielleicht sogar, daß die Sonne das Leben 'anfacht' .

Ich möchte über die nächste Viertelstunde eine Überschrift stellen, die lautet:
Das Leben ist ein einziger Wirbel

Wir haben schon etwas über 'den Wirbel' gehört: über Beispiele von Wirbeln, auch von kosmischen Wirbeln wie den Andromeda-Nebel, eine ferne Galaxis. Es ist eines der bekanntesten Bilder, die wir von Sternen-Systemen in der Milchstraßenwelt kennen. Bilder, die uns eine besondere Wirbelform zeigen: eine flachgedrückte - nicht eine langgezogene - sondern eine flachgedrückte Wirbelform.

Ich glaube man kann es schwach erkennen, daß sich hier etwas wie ein Sonnenrad dreht, das die typischen Merkmale eines Wirbels hat: ein intensiver Kern und eine schneckenförmige Ausstrahlung nach außen. Diesen Wirbel müssen wir uns nun räumlich vorstellen. Im Grunde müßten wir uns ihn auch noch in seiner Drehbewegung vorstellen, also in seiner Dynamik. Und dann müßten wir uns noch vorstellen, was in diesem Wirbel alles enthalten ist, denn es ist ein Sternensystem vergleichbar unserer Milchstraße.

Die Schachtel in der Schachtel

Nun haben wir ein einfaches Prinzip kennengelernt, das uns hilft, die Dinge besser zu verstehen. Das Prinzip: Die Schachtel in der Schachtel.

Wenn man eine Schachtel öffnet, findet man wieder eine Schachtel. Wenn man diese Schachtel öffnet, findet man wieder eine Schachtel, und so weiter. Und dieses einfache Prinzip, angewandt auf Milchstraßen, bedeutet: wenn wir immer weiter in die Tiefe gehen - von dem Sternenhaufen in das Sonnensystem, vom Sonnensystem in das Planetensystem, vom Plantensystem in das System der Erdteile, in das System der Länder, in das System der Menschen, der Organe, der Zellen - so öffnen sich immer wieder Schachteln, die einander ähnlich sind, die das in sich enthalten, was im Großen unvorstellbar und reichhaltiger vorhanden ist. Es spiegelt sich das Eine in den Teilen wieder.

Und dann habe ich Sie gebeten, ganz vorsichtig damit anzufangen, die Welt etwas anders zu sehen. Es war ein Vorschlag. Und es ist nicht einfach, weil wir so daran gewöhnt sind, das als 'Gesicht' zu nehmen, was wir über unsere Augen sehen, was wir Tag für Tag ‘sehen’ und in allem übereinstimmt mit dem, was wir auch sonst über unsere Sinnesorgane erfahren. Aber nicht nur das: wir können sehen und erkennen nicht voneinander trennen. Und im Gleichmaß von Sehen und Erkennen bildet sich ein Wissen, das uns ‘geläufig’ wird. Es ist einfach so in sich geschlossen und in sich kon-sistent, daß jeder, der versucht, aus diesem Kreis von sinnlicher Wahrnehmung, Erkennen und Wissen auszubrechen oder vielleicht auch nur für einen Moment hinauszutreten, in Gefahr gerät, verrückt zu werden - für sich selbst oder für die Mitmenschen.

Das ist ein ernstzunehmender Hinderungsgrund. Es macht schon Sinn, daß wir die Welt so sehen, wie wir sie sehen. Denn das ist die Weise, wie wir uns am besten darüber verständigen können - aufgrund einer kollektiven Wahrnehmung. Es ist unglaublich, wie ähnlich die Menschen sehen! Obwohl wir im Grunde nicht wirklich wissen, wie der Andere etwas sieht oder etwas hört. Und doch spricht alle unsere Erfahrung wieder dafür, daß wir in einer gewissen Weise wohl etwas Ähnliches sehen, etwas Ähnliches hören, etwas Ähnliches spüren. Wir können uns über das, was wir sehen, verständigen - bis in die feinsten Merkmale und Unterscheidungen.

Wenn wir jedoch diesen Bereich unserer Wahrnehmung verlassen, den wir den Hellen Bereich genannt haben, dann werden die individuellen Unterschiede immer größer. Wenn wir also aus dem Bereich der täglichen Erfahrung, aus dem Bereich der Sinneswahrnehmung, wie wir sie allgemein kennen und akzeptieren, uns auch nur ein klein wenig hinaustasten, müssen wir damit rechnen, daß wir mit unserer Wahrnehmung erst einmal alleine dastehen und niemanden finden, der sie uns bestätigt. Das kann uns Angst machen. Es mag Mut erfordern, es trotzdem zu versuchen.

Ich bin also für mich ganz sicher, daß man die Welt noch ganz anders sehen kann als wir das jetzt tun. Daß wir sie so sehen können, wie sie im Grunde ist: nämlich als Riesen-Energiewirbel.

Dann stellt sich aber die Frage: "Gut, wenn wir das so sehen, was nützt es uns? Was nützt es mir, wenn ich der einzige bin, der die Welt so sieht? Dann gelte ich als verrückt. Ich kann mit niemandem darüber sprechen, warum soll ich es also tun?" Und darauf gibt es keine einfache Antwort, nicht jetzt und heute, vielleicht im Laufe der Zeit.

hören.

Und die Richtung, in der wir diese Antwort finden, kann man ungefähr so andeuten: Wenn wir an der Ganzheit unserer Wahrnehmung interessiert sind, wenn irgend etwas in uns nach Ganzheit strebt, dann kommen wir nicht darum herum, aus dem Un-Ganzen, aus dem Teil-Wissen, aus der Teil-Wahrnehmung, die wir jetzt haben, auszutreten. Und das mag sich manchmal anfühlen, wie aus einem Gefängnis ausbrechen.



Wissen und Ahnen

Das ist für mich im Augenblick die einzige Begründung, die ich geben kann. Wenn irgend etwas in uns danach drängt, mehr ganz zu sein, mehr ganz, als wir es bisher sind, dann müssen wir zum Tag die Nacht, und zum Sehen das Ahnen, hinzunehmen. Und das geschieht nicht über die Augen. Oder - vielleicht doch über die Augen, ich weiß es nicht. Jedenfalls müssen wir die Augen anders benützen, als wir das im Augenblick tun.

Das Leben ist ein einziger Wirbel.

Darüber wollte ich also sprechen. Wenn das so ist, dann ist die ganze Erde ein Wirbel und alles, was ich auf der Erde erfahren kann, ist letztlich ein Wirbel, im Wirbeln enthalten. Es ist nicht ein einfacher Wirbel, das habe ich nicht gesagt. Es kann ein sehr komplizierter Wirbel sein, mit vielen Teilwirbeln. Wirbel in Wirbel in Wirbel ... wie die Schachtel in der Schachtel in der Schachtel... Und der Spiegel im Spiegel im Spiegel ... Aber das ist die Weise, wie ich die Erde gerne sehen möchte.

Dann ist diese helle Scheibe, die Tag für Tag über den Himmel wandert, Teil dieses Wirbel. Nicht auch ein Wirbel, sondern Teil des Großen Wirbels .

Und:

Wirbel wirbeln. Das ist das, was sie tun. Wenn Wirbel nicht wirbeln, dann ist es, als wäre das Wasser nicht naß. Es ist ihre Grundeigenschaft, im Grunde die wichtigste: daß sie wirbeln. Das heißt, wir müssen uns dann auf eine Sichtweise einstellen, die von Anfang an das W i r b e l n, also die Bewegung, zum Ausgangspunkt unserer Betrachtung macht. Man könnte einwenden, das machen wir doch bereits, wenn wir unsere heutige Sichtweise benutzen. Nun, nicht ganz .

Im Augenblick haben wir eine sehr statische Sichtweise. Unser Auge ist nämlich sehr, sehr träge. Selbst im Vergleich mit anderen Lebewesen, die es auf der Erde gibt, ist es träge. Es gibt Lebewesen, die flinkere Augen haben. Wenn wir etwas 'lebhafter' sehen würden, dann würden wir schnell merken, daß die menschlichen Augen mit ihrer an sich wunderbaren Eigenschaft: zu sehen, auch bezüglich ihrer Geschwindigkeit sehr begrenzt sind. Daß sie uns nur einen schmalen Ausschnitt aus dem Bereich des Wirbels ermöglichen. Wir können schnelle Wirbel nicht sehen, wir können sehr langsame Wirbel nicht sehen. Das weiß jeder, der mit Film oder Fernsehen zu tun hat. Wenn Bilder schneller Wirbeln als 20, 30 Bilder in der Sekunde, dann erscheinen sie uns wie e i n Bild in Bewegung. Als Kinder haben wir Fahrräder von der Seite angeschaut: wenn sie schnell fuhren, sah man die Speichen der Räder wie sie wirbelten - und dann plötzlich schienen sie stillzustehen. Und dann schienen sie sich rückwärts zu drehen.

Also ist unser Auge ist nicht sehr gut an das Sehen von Bewegung, an das Sehen von Wirbeln angepaßt.

Das heißt, wir müssen wirklich eine neue Sichtweise entwickeln. Was würden wir dann wohl sehen, wenn wir aus dem Fenster schauen? Oder wenn wir auf der Straße oder durch den Wald gehen?

Es gehört viel Phantasie dazu. Ich kann nicht beschreiben, was Sie in Ihrer Phantasie sehen würden! Man kann sich vielleicht vorstellen, daß man solche Wirbelfelder sieht. Lauter Wirbel, die sich in sich bewegen. Und jeder Wirbel hat in sich wieder andere Wirbel. Also ist ein Baum nicht einfach ein Baum, sondern er ist - wenn er lebt - ein Wirbel. Und er verzweigt sich in viele Wirbelchen. Oder ein Mensch ist nicht einfach ein Mensch, sondern ein Wirbel, bestehend aus zahlreichen Wirbeln. Er läuft auf Wirbeln und er streckt Wirbel aus.

Und wenn wir so auf die Sonne sehen könnten, dann, könnte ich mir vorstellen, würden wir erst mal ganz blind werden, bis wir uns daran gewöhnen, wahrzunehmen, was die Sonne eine Quelle von Wirbeln ist, wie sie Wirbel speit .

Und wenn wir uns so ganz auf das Sehen von Wirbeln einstellen könnten, dann würden wir mit der Zeit merken, daß die Wirbel nicht einfach durch die Gegend wirbeln, sondern daß die entstehen und vergehen, entstehen und vergehen ...

Wirbel kommen und Wirbel schwinden

Wohl jeder kennt Herbsttage, an denen sich die Blätter auf der Straße oder auf den Wegen häufen. Hin und wieder bildet sich ein kleiner Luftwirbel: die Blätter fangen an, sich zu bewegen, dann tanzen sie eine ganze Weile, vielleicht erheben sie sich, sie werden hochgezogen, sie tanzen irgend wohin, und plötzlich verschwindet der Wirbel. Das ist ein Bild, das mich immer wieder fesselt: wie diese Luftwirbel scheinbar aus dem Nichts entstehen und dann irgendwo hingehen - und dann sind sie wieder weg.



Über die Quellen

Die Frage, woher Wirbel kommen, aus welcher Quelle Wirbel kommen, ist schwer zu beantworten. Wir müssen uns erst dort hin arbeiten.

Ich möchte jetzt noch ein Beispiel herausgreifen, wie das 'menschliche Leben' als Wirbel zu betrachten ist. Ein Beispiel zuerst, das jeder kennt. LEBEN am Beispiel des Flusses.

Der Fluß kommt aus einer Quelle, das hat jeder von uns schon gesehen, ganz dünn sickernd oder auch reichlich fließend. Und jeder spürt auch, daß um eine Quelle herum etwas Besonderes ist. Quellen setzen das Wasser frei. Wir sehen, wie es aus dem Boden tritt, aus einer Öffnung im Stein, im Berg oder in der Wiese. Daraus quillt es. Wir können es sehen, und manchmal





Quellen, sie quillen, es ist ihre Natur.



Abbildung 2: Der Fluß TAY in Schottland. Ein Bild des Fließens und Träumens und Lebens.

Und dann sammelt sich das Wasser, oder auch nicht, und fließt und hört nicht auf zu fließen. Es quillt und fließt. Und es kommt immer mehr. Und wenn die Quelle sich nicht gleich in einen Teich oder See ergießt, dann kann man auch sehen, wie quicklebendig diese Wirbel sind. Im allgemeinen führt die Quelle ihr Wasser in den Bach. Und dann kommen andere Bäche, sie vereinigen sich und es wird ein Fluß. Und auch andere Flüsse vereinigen sich mit dem Fluß und es entsteht ein Strom. Und der Strom wird größer und älter und sammelt viel Wasser. Und irgendwann trägt jeder Strom sein Wasser zum Meer.

Das ist, was mit den Flüssen ist: sie fließen.

Und alle Flüsse fließen ins Meer. Selbst wenn man sie anstaut, können sie zwar Seen bilden, aber irgendwann müssen sie weiter fließen.

Von der Quelle bis zum Meer ist ein unaufhörliches Fließen.

Feuer und Wasser - wirbeln gemeinsam

Das sind nun andere Wirbel als die Wirbel des Lichtes. Es sind Wasserwirbel. Das ist zunächst ein großer Unterschied! Und wir brauchen sie beide - die Feuerwirbel und die Wasserwirbel. Denn

Feuerwirbel und die Wasserwirbel ergänzen sich

Die Feuerwirbel und die Wasserwirbel zusammen sind die Grundlage unserer ‘Wissenschaft vom Leben’, sie sind das A und das O. Nicht 24 Buchstaben, sondern zwei. Zwei Buchstaben, wie Hell und Dunkel, wie Feuerwirbel und Wasserwirbel.

Sie könnten jetzt sagen: "Das kann nicht sein. Überall bloß Feuer und Wasser, da hat er wohl etwas vergessen... Ich weiß, es gibt noch mehr. Wir werden finden, was wir noch brauchen.

Wenn wir über Energie sprechen, dann sprechen wir meist über Feuer, und wenn wir über Feuer sprechen, müssen wir auch über Wasser sprechen, denn Feuer löscht das Wasser ...

Umgekehrt weiß es jeder. Das brauche ich nicht zu betonen, daß das Wasser das Feuer löscht.

Also sage ich nun:
Feuer löscht das Wasser!
Feuer löst die Wasserwirbel auf. Oder:
Feuer - verwandelt das Wasser, wie das Wasser das Feuer verwandelt. Also -
Feuerwirbel und Wasserwirbel ergänzen sich, es sind Gegensätze ....
Und:
Feuer und Wasser durchdringen sich.


Das ist im Ergänzen inbegriffen.

Bis jetzt haben wir so viel über 'das Ergänzen' gelernt, daß ich es nicht zu wiederholen brauche. Sie erinnern sich
Der Helle und der Dunkle Kreis ergänzen sich - und
selbst 'im Hellen' ist noch ein klein wenig 'Dunkles' -
und im Dunkeln ist ein klein wenig Helles

So sind wir jetzt nicht mehr erstaunt, daß Feuerwirbel und Wasserwirbel nicht völlig getrennt sein können, sondern sich ergänzen sich, d.h. sie müssen sich immer auch etwas durchdringen.

Selbst im ruhigsten Wasserwirbel muß ein Anteil von Feuerwirbeln sein. Je mehr Feuerwirbel im Wasserwirbel, um so schneller wirbelt er. Und je weniger Feuerwirbel, um so ruhiger wird er. Er kann so ‘ruhig’er werden, daß wir es nicht mehr erleben, bis er sich einmal um sich selbst gedreht hat. Dann sagen wir - das Wasser ist ruhig. Und wir meinen mit 'ruhig', es bewegt sich nicht - wie ein stiller Weiher. Aber das ist wieder unsere verkürzte Sichtweise. Wir sagen auch, der Stundenzeiger bewege sich nicht, obwohl jeder weiß, daß der Stundenzeiger geht, sonst ist die Uhr kaputt.

Also ein Wasserwirbel, der sich nicht bewegt, ist ‘kaputt’. Das gibt es möglicherweise. Leider. Totes Gewässer!

Aber ruhiges, lebendiges Wasser, selbst stehendes Wasser, wirbelt. Es ist das Wesen von Wirbeln, daß sie wirbeln. Aber sie können sehr, sehr langsam wirbeln, wirklich sehr langsam. So langsam, daß wir es nicht merken. Aber das ist schließlich ein Problem von unserem 'Merken', nicht vom Wirbeln, ein Problem der ‘Augenmerksamkeit’ sozusagen.

Aufmerksamkeit - was ist das?

Bei uns ist es ein wichtiger Begriff. Aufmerksam sein hat mit Bewußtheit zu tun. Man blickt genau hin und merkt sich etwas. Man beobachtet, merkt etwas und merkt es sich dann. 'Aufmerken' beschreibt im Grunde besser, was wir tun, als 'Wahrnehmen'. Im Wahrnehmen steckt immer schon die Lüge, wird Zweifel geweckt über das wahre Sosein.

Die Aufmerksamkeit befindet sich im Hellen Kreises. Die Aufmerksamkeit geht zur Ruhe, wenn der Tag weggeht. Sie wirbelt langsam. Wenn die Sonne untergeht und der Tag weggeht, geht auch die Aufmerksamkeit weg, das kennt jeder. Dann braucht man einen Kaffee, oder einen guten Grund, um seine Aufmerksamkeit nochmals 'anzuwirbeln'.

Also, auch die Aufmerksamkeit ist ein Wirbel. Beim einen ein ruhiger Wirbel, sehr träge - beim Anderen ein lebhafter Wirbel. 'Unaufmerksam' ist etwas anderes. Unaufmerksam sind wir wirklich nur im Schlaf.

Also noch einmal: Wasserwirbel haben Feuerwirbel in sich, mal mehr, mal weniger. Und - die Feuerwirbel haben Wasserwirbel in sich. Das kennt man jeder vom Vulkan.



Abbildung 3 Vulkane sind Beispiele für das unbändige Wirbeln der ‘geoatmosphärischen Seele’.

Ein Vulkan ist im Grunde ein wunderbares Bild für eine Quelle von Feuerwirbeln. So wie die Quelle ein wunderbares Bild ist für einen 'Vulkan von Wasserwirbeln'.

Die Quelle ist ein Vulkan von Wasserwirbeln: Das Wasser kommt aus der Erde, schießt empor und tritt - zu Tage. Es begibt sich in unsere Tages - Aufmerksamkeit, in unsere Tages-Bewußtheit. Es wird wahrnehmbar. Was oder wo es auch vorher war, jetzt kann es unsere Aufmerksamkeit erregen.

Das ist eine Wasserquelle, so wie ein Vulkan eine Feuerquelle ist. Und ein Vulkan zeigt hin und wieder seine Wasserwirbel, sogar für uns.: Wenn er ausbricht, zeigt er sein Feuer. Und manchmal stehen über dem Vulkan Dampfwolken. Sie sind eine reine Form von feurigen Wasserwirbeln.

Das Leben wird sehr einfach, wenn man diese Bilder in sich aufnimmt und sie sich verfügbar macht. Dann merkt man aber auch, daß die Sprache sich erst anpassen muß. Es ist wie ein neuer Schuh: er mag hübsch aussehen, aber zuerst drückt er fürchterlich.

Also, wässrige Feuerwirbel bestehen aus Dampf. Und 'Dampf' ist ein gutes Wort. Wenn man das Wort in seiner übertragenen Bedeutung nimmt: 'Dampf machen', unter 'Dampf stehen'. Wenn man unter Dampf steht -vermutlich natürlich stammt das Bild von der Eisenbahn - , ist man bereit, loszubrausen. Oder: 'Hans Dampf in allen Gassen': einer, der überall mitmischt.

Nun, die 'Dampfeisenbahn' hat ausgedient. Die Strecken sind elektrifiziert, d.h. die Züge fahren mit 'elektrischen Antrieb'. Sie brauchen kein Wasser mehr. Das ist ein Übergang zu nahezu 'reinen Feuerwirbeln' im Antriebsaggregat.

Es wird heißer

Wir bauen jetzt mehr Maschinen mit 'reinen Feuerwirbeln'. Die Zeit der 'Dampfmaschinen' ist vorbei. Die Elektromotoren sind 'trocken'. Nur unsere 'Verbrennungsmaschinen' erzeugen noch etwas 'Kondenswasser' - ein Hinweis auf die 'Wasserwirbel' in den 'Feuerwirbeln'. Auch Flugzeuge ziehen manchmal 'Kondensstreifen' nach sich. Nur - deren Wasser stammt aus der Atmosphäre, nicht aus den Motoren. Immerhin, im Ganzen gehört es zusammen.

Die Zeitläufte ändern sich also. Es wird heißer, feuriger. Der Mensch selbst ist wie elektrifiziert. Man hört oft, wie Leute klagen, die Zeit sei hektisch geworden. Unsere technisierte Zivilisation drängt voran wie ein Feuerroß. Und sie beschleunigt offenbar ihre Entwicklung. Das Wasser wird rar. Die Erde ‘erwärmt’ sich. Der Mensch elektrifiziert weite Gebiete der Erde, durchzieht sie mit elektrischen Leitungen, mit elektrischen Strömen, mit elektrischen Wellen.

Die Atmosphäre wird zunehmend mit elektromagnetischer Strahlung durchsetzt, die der Mensch technisch herstellt - Radiowellen, Fernsehwellen, Mikrowellen. In wenig mehr als hundert Jahren hat sich eine gewaltige und gewaltsame Veränderung ereignet und die Natur, wie wir sie kennen, zurückgedrängt. Die Technik ist uns gleichsam zur zweiten Natur geworden.

Wenn wir eine ‘energetische Sichtweise’ hätten, könnten wir die Zunahme des ‘Feurigen’, der ‘feurigen Wirbel’ sehen. Doch wir sehen das ‘Äußere`, die Form - und so entgeht unserer Aufmerksamkeit die Verschiebung eines Gleichgewichtes, eines natürlichen Gleichgewichtes zwischen Mensch und Natur. Es entgeht uns, wie sich die Erde global in ein Netzwerk feuriger Wirbel verwandelt. Nimmt es Wunder, wenn sich die Natur in diesem Prozess ebenfalls wandelt? Wenn Wälder sterben und das Klima sich verändert?

Wir achten zwar auf die ‘Chemie’ dieses Prozesses, wenn wir die Zusammensetzung der Luft messen und die Luftverschmutzung beklagen. Aber wir beachten nicht gleichermaßen die biophysikalischen Veränderungen, noch weniger die bioenergetischen. So sprechen wir hin und wieder vom Elektrosmog in unseren Städten und seiner möglichen Auswirkung auf unsere Gesundheit, aber wir haben wenig schlüssig Beweisbares. Unser medizinisches Denken übersieht weithin die biophysikalischen Zusammenhänge. Bioenergetisches Denken ist ihm nahezu fremd, mit wenigen Ausnahmen.

Daher möchte ich es noch einmal sagen: Wir ändern im Zuge der Industrialisierung das Gleichgewicht zwischen feurigen und wässrigen Wirbelfeldern zugunsten des Feuers.





Energetisch gesehen - einige Beispiele

Also sagen wir:
Feurige Wasserwirbel bilden den Dampf.


Und heiße Bäder machen Dampf. Ich will einmal ein Beispiel machen, damit Sie nicht glauben, das Ganze sei nur eine sprachliche Spielerei. So wie man Märchen erzählt. Aber auch Märchen haben einen tiefen Sinn, und deswegen glaube ich, daß wir etwas entwickeln (müssen), das uns einem tieferen Verständnis des 'biologischen Geschehens' näherbringt. Nur so kommen wir dahin, wirklich etwas über unsere gegenwärtigen 'Ökologischen Probleme' herauszufinden, und damit auch über die Krankheiten unserer Zeit, die die Chronischen heißen.

Da weiß man manchmal nicht, was man denken soll: es gibt so viele neue 'Heil'- Methoden, auch altbewährte ‘Natur’heilmethoden. Nachdem man heute so Vieles wiederentdeckt hat, finde ich es zunehmend schwierig, sich für die 'richtige' Heilweise zu entscheiden. Manche Patienten sammeln Methoden, wie die Oma ihre Medizinfläschchen, weil sie meinen, es fehle ihnen noch eins, und das sei womöglich das Richtige.

Und so ähnlich ist es heute auch mit den anderen 'Methoden', die wir entwickeln, und die für sich alle wunderschön sind: nur, wir haben irgendwie nicht das richtige Verständnis dafür, was sie denn im Grunde machen. Wir haben viele Theorien, wir haben fast so viele Theorien wie Methoden. Vor allem, wenn man den wissenschaftlichen Bereich verläßt: da macht jeder seine eigene Theorie über das, was er für das 'Allein Seligmachende' hält.

Man muß lernen, die Dinge anders anzuschauen, sonst kommt man aus dem Teufelskreis nicht hinaus. Das war schon immer so. Wenn man nur die Medizinflaschen sieht oder die Geräte, die Kristalle und die Düfte und die Töne und die Frequenzen, dann sieht man nicht das Wesen, sondern man sieht die Dinge, genauer: die Erscheinungsform der Dinge.

Wenn man also das Wesen sehen und verstehen will, muß man über das 'alltägliche Sehen' hinauskommen - auch über das 'intellektuelle Sehen', das wir 'Wissenschaft' nennen. Und schauen, das geht nur, wenn man das äußere Sehen mit dem inneren Sehen verbindet. Da muß man hinschauen und hineinschauen. Ins Helle. Und über das Helle hinaus. das gelingt nur, wenn man selbst im '‘Dunkeln'‘ steht. Nur dann kann man 'ganz sehen', das Ganze sehen.

Hier mag der Hinweis angebracht sein, daß ich ein Übungsbuch für das Erlernen des Schauens vorbereite. Ich hoffe, daß es dem einen oder anderen helfen wird, sich im Schauen auszubilden.

Nun, zurück zu unseren 'feurigen Wasserwirbeln'. Es kann helfen, wenn man z.B. weiß, wann man Dampfbäder braucht Dampfbäder sind feurige Wasserwirbel.

Oder - wann man kalte Anwendungen.machen sollte.

Früher war es einfach, da brauchten die Menschen keine Theorie, sondern sie spürten instinktiv, was ihnen gut tut. Darauf kann man sich heute nicht mehr verlassen. Denn die meisten Menschen handeln 'aus dem Kopf' und spüren nicht, was ihnen wirklich gut tut. Gerade auf dem Gebiet des Krankseins, im medizinischen Bereich also.

Da ist zum Beispiel das einfache Fußbad. Da scheint es einfach und klar zu sein, kalte Füße mit warmem Wasser zu behandeln. Aber so einfach ist es nicht. Der Körper ist nicht ein 'physikalischer Klotz', den man nur aufwärmen muß, wenn er kalt ist. Manchmal ist es auch umgekehrt: wenn jemand halb erfroren ist, dann packt man ihn in Eis, und dann ist dieses Vorgehen das Richtige.

Warum? Wir erklären uns dies mit 'kybernetischen Vorgängen im Körper', mit Regelungstechnik also. Das ist nicht falsch, aber es ist nicht das Ganze. Der Mensch ist eingebunden in die Natur, seine 'Natur' ist Teil der ihn umgebenden Natur. Wenn jemand zu 'kalt' ist, heißt das, daß sein 'Lebensfeuer' darnieder liegt - es ist am 'Ausgehen'. Also muß man es wieder anfachen.

Dazu bedarf es eines 'Anstoßes', einer 'Provokation'. In der richtigen Dosis allerdings. Man muß ein wenig ‘in die Flammen blasen’. Nicht zu viel, sonst bläst man sie aus. Aber auch nicht zu wenig, sonst nützt es nichts. Also verwendet man beides - Wärme und Kälte, einen warmen Raum und eine Eispackung. Nur zum Anstoßen, wie gesagt. Und dann bringt man ihn in eine 'angenehme Wärme', damit er sich entspannen kann.

Eine praktische Anleitung über die Anwendung von Kaltem Wasser und Wärme hat Pfarrer Kneipp uns vor langer Zeit schon gegeben und damit unser Kurwesen revolutioniert. Vieles von dem, was er uns gegeben hat, ist heute noch gültig. Güsse und Bäder, das sind lebhafte und träge Wasserwirbel (mit wenig Feuerwirbeln - die müssen später dazukommen). So provoziert er die 'Feuerwirbel' im Patienten, die die Heilung bringen. Von innen, nicht von außen. 'Selbstheilungskräfte' nennt man sie heute.

Wir wollen - und müssen - besser verstehen, und zwar von Grund auf verstehen, wie der Mensch beschaffen ist, wie die Natur beschaffen ist. Und wie die menschliche Natur und die natürliche Natur sich wieder im Einklang zusammen bringen lassen.

Oder ein anderes Beispiel. Wir sprachen über den speienden Wirbel. Der Vulkan, der speit. Die Quelle, sie speit - und das Gegenteil natürlich auch. Das Gegenteil vom speienden Vulkan ist der Schlund. Sein Gegenstück, seine Ergänzung.

Der Schlund schluckt Wirbel
So, wie die Quelle Wirbel speit

Unser Dichter Friedrich Schiller hat es so schön gesagt, daß ich dem nichts hinzuzufügen brauche: --- zu ziehen in den Schlund hinab' (es folgt ein Auszug aus dem Gedicht: Der Taucher)


Kapitel 5: Im Hellen und im Dunklen



Das Wesen der Dingwelt

Ich glaube, es ist ganz günstig, wenn wir heute noch mal kurz auf den Weg schauen, den wir bisher gegangen sind. Es war doch ein steiniges Stück - sehr abstrakt - und jeder, der sich einer solchen Theorie aussetzt, der hat das Recht zu fragen: "Wozu das Ganze?".

Nun, wir haben die Absicht, eine Ganzheitlich Systemische Bioenergetik anzufangen. Anzufangen deshalb, weil es sie bisher noch nicht gibt. Also sind wir in der glücklichen Lage dessen, der den Wald zum ersten mal betritt - aber natürlich auch mit den Schwierigkeiten dessen, der sich erst einmal in diesem Unterholz zurecht finden muß. Da muß man wohl erst einmal das Gestrüpp wegmachen, bevor man gehen kann. Und mit 'Gestrüpp wegmachen' meine ich, daß wir alle überlagert sind mit furchtbar viel Wissen, das von allen Seiten auf uns einströmt. Und daß im Grunde kein Wort unserer Sprache benutzt werden kann, ohne daß jeder schon viele Sinn-Inhalte damit verknüpft. Und in dieser Sprache, die also schon vollgepackt ist wie ein - Mülleimer -, also diese schöne Sprache unserer Vorfahren, den Dichtern und den Denkern deutscher Sprache, die kann man heute fast nicht mehr benutzen, ohne daß man sie zunächst einmal entleert.

Und aus dieser Not heraus müssen wir Formen finde, also in unserem Fall Sprachformen, die uns helfen, etwas auszudrücken, das nicht jeder schon weiß oder zu wissen glaubt. So daß wir loskommen von den gängigen Klischees und Slogans. Damit wir uns von dem Automatismus entkoppeln, der in uns abläuft, wenn wir Modeworte hören wie " ökologisch, energetisch, wirksam, ursächlich, wissenschaftlich usw."

Das sind für uns heute Formeln, die abgenutzt und abgegriffen sind wie das Modewort "Worthülse". Wir müssen Sprachformen finden, die uns hellhörig machen. Die unsere Aufmerksamkeit erregen oder zumindest erhalten. Mit der Besonderheit, daß wir über etwas reden, das wir alle noch nicht wissen. Bioenergetik, wie ich sie verstehe, ist neu und muß erst noch erforscht werden.

Nun, im Grunde sind wir alle Forscher oder Sucher, mit der Besonderheit, daß wir oft nicht genau wissen, was wir suchen. Aber das genau schafft die Freude am Suchen.

Trotzdem sind wir jetzt an einem Punkt, wo wir sehen, daß dieses scheinbar Abstrakte - dieses scheinbar Theoretische - Unsinn ist. Und daß dieser Umweg, den wir gegangen sind, indem wir uns so ganz losgelöst, fast philosophisch (oder eher mystisch) um das Grundsätzliche bemüht haben, daß diese kleine Mühe sich lohnt, genauso lohnt wie die Vorbereitung einer weiten Reise. Auch da geht man nicht einfach los, sondern man nimmt sich ein paar Dinge mit, von denen man glaubt, daß man sie später braucht. So haben wir in den letzten Stunden unser Gepäck zusammengesucht, mit dem wir jetzt losgehen. Und wer gleich losgeht, wer gleich auf das Praktische hinarbeitet, der findet meist nur das Praktische, das er schon hat. Und das hat sich im allgemeinen bereits als ‘unpraktisch’ erwiesen, sonst würde er nicht weitersuchen. Und wer mit dem zufrieden ist, was er hat, der bekommt nicht mehr und geht auch nirgends hin. Der benützt, was er hat, bis er schlau wird, bis er merkt, daß er so nicht weiter kommt. Und wer sich nicht in seinem eigenen Kreis ständig drehen will, der muß einen Schritt hinaus aus diesem Kreis machen. Und wer schon in einem großen Kreis läuft, der muß einen großen Schritt machen, damit er rauskommt.

Bioenergetik ist für viele, die sich auskennen - ich spreche nicht vom Normalbürger, der sich nicht auskennt - oder glauben auszukennen, eine Theorie mit Geschichte, die zurückgeht auf W. REICH und seine Lehre von der Blockierung der Lebensenergie im Körper. Das ist eine wertvolle Theorie - gewesen. Sie ist es immer noch, aber sie beschäftigt sich mit dem Blockierten - mit dem Blockierten von etwas, das wir nicht kennen. Wenn man d a s jenige, das blockiert wird, nicht kennt, noch weiß, w i e es blockiert wird, dann hat man im Grunde nicht viel davon, weil man Wesentliches nicht weiß.

Die meisten der sogenannten 'Bioenergetiker' betreiben Empirie. Empirie ist auch schön, das kenne ich vom Experimentieren. Man macht zahlreiche Versuche und jeder mit einem Ergebnis. Und dann überlegt man: wenn ich dies tue, erfolgt jenes. Und wenn ich jenes tue, erfolgt dieses - und immer etwas anderes. Am Ende besitzt man ein 'Lexikon' von Ergebnissen, eine ungeheure Erfahrung. Nur, diese ordnet sich nicht mehr richtig, man verliert leicht den Überblick.

Deswegen sind zu allen Zeiten die Menschen bestrebt gewesen, ihre Erfahrungen in Formeln zu verdichten Die einen haben Bilderformeln dafür genommen, andere haben Wortformeln und viele andere haben Buchstabenformeln. Die letzteren kennen wir: die Mathematiker, Physiker und Chemiker, also die Naturwissenschaftler. Sie können unglaubliche gute Theorien ausarbeiten , sie können ganze Sprachen erfinden (Computersprachen zum Beispiel, wie in der neuesten Wissenschaft, der Informatik) und sie können damit umgehen. Denn das, was uns die Technik beschert, hat seinen Ursprung in den Denkformeln der Wissenschaftler. Es zeigt uns, wie nützlich diese Formeln sind. Eine Brücke wird heute erst berechnet und dann gebaut.

Das Verdichten von Erfahrungen ist wie eine gute Schatzkarte: wenn man sie hat, so weiß man, wo man suchen muß. So war es zu allen Zeiten und das gilt auch heute noch. Ich glaube, daß wir jetzt eine Schatzkarte haben, in der wir einen Schatz finden und heben können: ein tieferes Verständnis des Lebens und des Lebendigseins.





Als ich jetzt anfing, mich noch einmmal gründlich mit Bioenergetik zu beschäftigen, war für mich die größte Entdeckung, daß ich einen Weggefunden hatte zu verstehen, was das Wesentliche ist.

Das Wesentliche ist nicht in den Dingen (hat Balters gesagt)! Das Wesentliche ist im Un-Dinglichen, im Nicht-Konkreten. Wir haben es weiter gefaßt, in unserer Bildersprache haben wir es so ausgedrückt:
Das Wesentliche ist im Dunklen Kreis.


Balters sagt: 'Wer im Wesen steht, dem ordnen sich die Dinge'. Das klingt einfach und logisch. Aber er hat nicht genau beschrieben, wie man dahin kommt, also - wo genau man sich hinstellen muß, welchen Standpunkt man einnehmen muß. Aber wir haben gesehen: Man muß im Dunklen stehen, damit man 'hell sehen' kann. Denn wenn man draußen im Hellen steht und versucht ins Dunkle zu sehen, ist alles rabenschwarz. Wenn man im Dunklen steht, sieht man ins Helle. Wenn man dagegen ins Dunkle sehen will, dann spiegelt die Scheibe und man 'sieht sich nur selbst'.

Man sieht von der Dingwelt aus nur die Dingwelt, und die ist unglaublich groß, unglaublich vielfältig und unglaublich ungeordnet. Also muß man durch die Scheibe hindurch ins Wesentliche gehen und vom Wesentlichen aus die Dingwelt betrachten. Dann wird es ganz einfach. Da ordnen sich die Dinge. Und diese Form von Hell-Sehen führt zum Ziel - ich hoffe, Sie verstehen mich recht: es heißt nicht 'in die Zukunft sehen' (soweit sind wir noch nicht), sondern in die Gegenwart blicken und die Dinge sich ordnen lassen.

Das ist das Schöne an dieser Betrachtungsweise- man muß sie nicht ordnen - '...dem ordnen sich die Dinge', ... dem ordnet sich die Ding-Welt.

Das meine ich mit 'den richtigen Standpunkt einnehmen': mal nicht gleich ins Praktische, nicht sofort zum Konkreten, mal eine kleine Pause machen und sich orientieren. Und wenn man noch nicht an der richtigen Stelle ist, eine kleine Bewegung machen und sich zur richtigen Stelle begeben - in den dunklen Kreis. Von dort ergeben sich auch neue und praktische Lösungen. Immer - und nur!



Energisch leben

Es gibt von einem Schüler von W. REICH ein hübsches kleines Buch, das heißt schlicht 'Bioenergetik'. Eben. Darin hat er seine Erfahrungen niedergelegt, und was er sagt, ist wesentlich. Er beschreibt, was man erkennen kann, wenn man der Theorie von W. REICH folgt und sie noch um das erweitert, was inzwischen gewußt ist. Aber im Wesentlichen sagt er, was W. REICH schon erkannt hatte. Denn dieser war es, der einen großen Schritt ins Unbekannte, ins Ungewußte gewagt hat. Weit weg von dem, was zu seiner Zeit gewußt war. Dafür hat er gebüßt, das ist wahr. Man hat ihm übel genommen, daß er gewagt hat, die Normen zu sprengen, sich aus dem Normalen heraus zu begeben. Ihm erging es schlimmer als

S. FREUD, der sich immerhin zu einer gewissen Reputation hat durchkämpfen können. Und das ist wohl zu allen Zeiten der Weg, wenn man etwas wesentlich Neues erkennen will: dann muß man sich hinaus wagen in eine unbekannte Welt und in Kauf nehmen, daß die Welt uns verachtet oder bekämpft.

Also, 'Suchen' heißt den Mut haben, sich auf den Weg, auf die Suche zu machen. Deswegen meine ich, wir sollten uns nicht, jetzt nicht, danach richten, ob wir mit einer neuen Theorie etwas Praktisches, Anzuwendendes erhalten: das Konkrete wird sich einfinden. Ich würde also beispielsweise nicht sagen, man kann 'bioenergetisch leben' (Zitat ____________). Das ist eine Formel, die nicht so richtig auf unser Problem paßt.

Die Quintessenz dessen, was wir hier erkennen - bis jetzt erkannt haben und und noch erkennen werden - möchte ich ausdrücken in dem einfachen Satz:
Energisch leben!


Es ist nur ein klein wenig anders, und doch gibt es einen wichtigen Unterschied:

* Energisch leben bedeutet nicht, sich ständig Gedanken über Bioenergetik und ihre Umsetzung ins praktische Dasein zum machen .

*

Es bedeutet vielmehr: seinen Impulsen zu folgen !

Es bedeutet, impulsiv zu leben!

Im Impulsiven entfaltet sich die Lebenskraft (ein alter Begriff, der in unsere Theorie nicht unbesehen übernommen werden kann). Im Impulshaften (mir fehlen die richtigen Worte!) setzen sich Feurige Wirbel und Wässrige Wirbel ins Gleichgewicht. Im Impulshaften erfüllt sich unser Schicksal. Im Impulshaften verlieren wir das (falsche) Gleichgewicht und unser Blockiertsein. Im Impulshaften führen wir ein wahrhaftiges Dasein. Im Impulshaften erkennen wir uns in unserem ‘Größeren Selbst’.

Leben in Bewegung

Das gehört noch in's Gepäck, deswegen muß ich es nochmals aussprechen:

Leben, wie wir es erkennen (können), ist Bewegung.
Bewegung von den Dingen - und Bewegung in den Dingen.

Das gilt für alles. Wir, als Menschen, bewegen uns und in uns bewegt es sich. Tiere bewegen sich und in den Tieren bewegt es sich auch. Die Pflanzen bewegen sich auch, nicht so heftig wie die Menschen, aber sie bewegen sich. Und auch in den Pflanzen bewegt es sich. Etwas sachter als bei uns, aber: die Säfte steigen, die Blätter atmen und die Pflanzen bewegen sich mit dem Wind. Bei den Steinen wird es schon schwierig. Steine bewegen sich auch, das wissen wir. Wenn sie verwittern, werden sie durch das Wetter bewegt. Wenn die Erde bebt, werden sie bewegt. Wenn ein Vulkan ausbricht, werden sie emporgeschleudert und ungeheure Kräfte, die in der Erde schlummern, bahnen sich in den Eruptionen ihren Weg und kämpfen sich ans Licht. Wir erleben es als Mensch außerhalb von uns, daß sich die Erde auftut, daß sich ein Schlund bildet, und ein Vulkan anfängt zu speien: Feuer und flüssiges Gestein, Lava, die sich ergießt mit ungheurer Kraft. Und mancher erlebt es innerhalb von sich, wie sich ein Vulkan auftut und ihn in eine Strudel unbeherrschter Emotionen reißt.

Kürzlich war im TV zu sehen, wie man versucht hat, einen Lavastrom umzulenken oder gar einzudämmen. Ein schwieriges Unterfangen. Es sollte damit ein Dorf vor der Vernichtung geschützt werden. Verständlich. Doch so, wie er zunächst alles Leben vernichtet, das sich ihm in den Weg stellt, so wandelt sich ein Lavastrom im Laufe der Jahrhunderte um und wird zu fruchtbarer Erde.





Egal wo wir hinschauen, überall sehen wir Beispiele dafür, daß die Dinge zwei Seiten haben.

*

Vernichtung erleben wir als etwas Furchtbares.
*

Doch wo Vernichtung ist, kann etwas Fruchtbares werden!

Wo etwas ungeheuer fruchtbar ist, kann es zerstörerisch werden. Beispielsweise der Urwald: er breitet sich aus in seiner Fruchtbarkeit und kann im Nu ganze Dörfer vernichten, wenn man ihn nicht ständig zurückdrängt. Wachstum und Fruchtbarkeit, Vernichtung und Zerstörung liegen sehr oft dicht beieinander.

Wir drücken es so aus:

*

die feurigen Wirbel, die emportragen - wir nennen sie die 'speienden Wirbel' - sind eng verbunden mit den 'saugenden Wirbeln'.

Wir werden später noch an Beispielen verschiedener Art kennenlernen, daß dies für alles gilt.

Wir müssen uns merken:

Kein Wirbel steht für sich allein

Es gibt nicht eine Wirbelart, die für sich alleine ist! Denn jede Art von Wirbeln schafft Bewegung und Bewegung schafft immer Gegenbewegung. (So lautet recht eigentlich der Satz von ‘Actio und Reactio’). So wird auch der 'speiende Wirbel', der nach oben oder nach außen drängt, immer begleitet von einem 'saugenden Wirbel'.

Ein einfaches Beispiel ist das Düsenflugzeug. Er saugt an und speit aus, erzeugt einen Feuerstrahl. In der Nähe des Feuerstrahls bilden sich Wirbel und diese Wirbel saugen wieder Luft an. Ein anderes Beispiel für speiende Wirbel, auch sehr lebendig, sind die Wasserwirbel einer Quelle - auch hier tut sich die Erde auf - aber nicht Feuer kommt heraus, sondern Wasser.

Ich habe vor Jahren in Kalifornien einen Geysir erlebt, der hieß "The Old Faithful", also "der alte Zuverlässige, Treue". Er hat in rhythmischen Abständen von 20 oder 30 Minuten (ich erinnere mich nicht mehr genau!) seinen Wasserstrahl in die Luft geschleudert. Eine riesige Wasserfontaine erhob sich aus einem kalkumrandeten Loch in der Erde, einige Minuten lang. Dann wurde sie kleiner und verschwand schließlich ganz. Nach einiger Zeit hörte man es grummeln im Boden, und die Leute sammelten sich um das Loch und warteten, bis der 'Alte' wieder erschien. Und er kommt pünktlich, man kann die Uhr danach stellen. Dann fängt er wieder an zu sprudeln, wenig zuerst, dann schaukelt er sich auf und wächst immer höher zu einer Riesenwasserfontaine - wahrhaftig ein speiender Wasserwirbel.

Und das andere Beispiel, den saugenden Wasserwirbel, kennen wir vielleicht von den Seen, oder Sie haben davon gehört: daß es Stellen im Wasser geben kann, die selbst einen guten Schwimmer hinab ziehen. Wir haben im letzten Vortrag in der Ballade vom Taucher Schillers' Version von diesem 'saugenden Wasserwirbel' gehört, der selbst den Kühnsten in die Tiefe zieht.

Die Feuerwirbel, wie die Wasserwirbel - die speienden und die saugenden Feuerwirbel und die speienden und die saugenden Wasserwirbel - bilden die Grundlage unserer 'Bioenergetischen Dynamik'- wie ein vierblättriges Kleeblatt. Wir werden sehen, daß wir mit dieser einfachen Grundlage zurechtkommen.

Wirbeln und Dynamik - bedeutet etwa dasselbe

Nun, nicht jedem erschließt sich eine solche Theorie auf einfache Weise. Ich kann hier viel über Dynamik, über Energetik, über Kräfte, über Wirbel usw. sagen - jeder weiß, daß man mit den Augen etwas anderes sieht: Formen, aber keine Energien. Wenn wir aus dem Fenster schauen, sehen wir Wolken, Bäume, Häuser, Autos, Menschen. Dann sieht man auch, daß Autos sich bewegen, daß Menschen sich bewegen, und daß die Bäume sich auch ein bißchen bewegen. Unser Auge hat sich vorwiegend dazu ausgebildet, Formen zu erkennen - das vermag es ausgezeichnet. Man sagt, es hat eine gute Auflösung.

Nun, wir wissen, daß eine Optik Formen auflösen muß, damit sie scharf werden, damit ihre Umrisse klar erkennbar sind. Wir wissen, daß unser Gehirn die Muster auflösen muß, um zu erkennen, was sie bedeuten. Wie Zucker im Kaffee! Man muß ihn auflösen, sonst kann man ihn nicht schmecken. Das Auge macht etwas Ähnliches: es löst die Form auf.

In was aber löst es sie auf? In kleine, feurige Wirbel.!

Das will ich erklären.

Wir haben gelernt, daß in der Netzhaut des Auges elektrische Impulse entstehen, die dem Gehirn zugeleitet werden: Na bitte. - wenn man sie genau anschaut, was können sie sein? Es können nur mehr oder weniger ruhige oder heftige Feuerwirbel sein. Wenn man genau hinschaut, dann werden wir auch noch die Wasserwirbel im Auge entdecken .

Daß das Auge ein 'Schlund für Licht’ ist, ein saugender Wirbel, das weiß jeder - wie bei einer Lochkamera fällt Licht in die Pupille und verschwindet auf Nimmerwiedersehen - wie der Taucher. Das ist der saugende Wirbel des Auges. Und das Andere, das Gegenstück? Das Auge blickt, es sendet Blicke aus. Früher wußte man es. Heute widerspricht es unserem naturwissenschaftlichen Denken. Das Blicken kann man nicht physikalisch, nicht physiologisch erklären. Aber in alten Zeiten haben Wissenschaftler, wie die Griechen beispielsweise, von einem 'Blickstrahl' gesprochen, also nicht nur vom einfachen Blick. Und wir kennen vielleicht das Gefühl, das einen beispielsweise beschleicht, wenn man in einem Saal sitzt und es kitzelt hinten am Hals: man dreht sich um und tatsächlich, da sitzt einer und kuckt einen dauernd an. Wenn er mit einer Loch-Kamera kucken würde, könnte man nicht verstehen, wieso uns das hinten etwas ausmachen sollte. Aber es macht etwas, behaupte ich! Und es gibt es den Blick nach außen - also auch den speienden Wirbel. Doch dieser ‘Blick’ läßt sich nur im Dunklen erklären!

Viel mehr will ich im 'Augenblick' dazu nicht sagen.



Ruhe und Bewegung sind relativ

Am Beispiel des Auges, meine ich, können wir leicht verstehen, wie wir Formen sehen und wie wir sie in Wirbel auflösen müssen, um etwas zu erkennen. Der Zusammenhang zwischen den Formen, die starr sind, die also zunächst die Ruhe widerspiegeln, und ihre Auflösung in Bewegung (wie beispielsweise die Nervenimpulse im Gehirn) zeigt, daß keine Ruhe allein etwas bewirken kann. Wie auch keine Bewegung wahrgenommen werden kann, ohne daß es irgendwo eine (relative) Ruhe gibt. Ein einfaches Beispiel: Man beobachtet eine schnelle Bewegung, vielleicht ein fahrendes Auto. Oder auf der Rennbahn ein galoppierendes Pferd.

Dann können wir das Sich Bewegende nur als solches sehen, wenn uns unser Auge 'ruhige Bilder' davon übermittelt. Eine schnelle Folge statischer Bilder, die wir in gewohnter Weise auflösen. Unsere Netzhaut wird immer wieder belichtet wie ein Film, und zwischen zwei Bildern können wir nichts erkennen. Der Gegenstand hat sich bewegt, und ein neues Bild muß aufgebaut werden. Dazu muß das alte gelöscht werden. Die Physiologen nennen die Zeit, die vergehen muß, bis die Zäpfchen der Netzhaut sich wieder beruhigt haben und in der Lage sind, neue Impulse aufzubauen, 'Refraktärzeit'.

Wenn die Bewegung so schnell ist, daß wir keine ruhigen Bilder mehr aufbauen können, dann können wir die Bewegung als solche nicht mehr sehen. Dann sehen wir nur noch ein Huschen, einen grauen Schatten oder Streifen. So, wie es mancher schon kennt, wenn er versucht, mit dem Foto ein Rennauto aufzunehmen: wenn man die Kamera nicht mitbewegt, verwischt sich das Bild und wird unscharf. Verwischte Bilder sind das Zeichen dafür, daß wir nicht genug Ruhe haben, um die Bewegung aufzulösen. Also gilt: das Auflösen der Form in Ruhe - schafft Bewegung in uns.

Ruhe und Bewegung sind beide notwendig, um etwas zu erkennen.

Und noch einmal:
Das Auflösen der bewegten Form in 'ruhige Bilder' ermöglicht das Erkennen von Bewegung.
Ruhe und Bewegung gehören zusammen.
Ruhe und Bewegung ergänzen sich.




Warum ist das so?





'Ergänzen' drückt die Ganzheit und den Widerspruch aus. So, wie sich in unserem Bild die beiden Kreise in der Acht ergänzen.

'Ergänzen' bedeutet eben auch 'Widerspruch': das eine oder andere trifft zu. Mit der Einschränkung: an ein und demselben Ort zur selben Zeit.

Das aber ist die Crux: Unser Raum-Zeit-System ist in hohem Maß ‘selektiv’, d.h. es spaltet die Ganzheit in eine Zeitsequenz. Wir wollen das hier nicht weiter verfolgen, obwohl es im Untergrund immer mitschwingt, wenn wir von Widerspruch, Ergänzung oder Ganzheit sprechen.

Ich lege in meiner hier geübten Denkweise die Betonung auf das Wort "ganz" und meine damit im Grunde einen Standpunkt, der ‘jenseits’ unseres Raum-Zeit-Systems liegt. Dies drücken wir mit unserem einfachen Bild vom Hellen und Dunklen aus.

Im Ergänzen drückt sich also das Ganze aus. Wenn man nur das Eine hat ohne das Ergänzende, dann wird man selbst nicht ganz. Nicht ganz erkennen. Das ist also das 'ganzheitliche Denken' in unserer Bioenergetik, daß wir immer nach den Ergänzungen forschen. Wir finden sie in allen wesentlichen Begriffen.

Nun eine kleine Ruhepause zum Nachdenken. Warum ist der Nachthimmel dunkel? Ergänzend müßte ich fragen, warum ist der Taghimmel hell? Wenn das eine nicht gleich zu einer Antwort führt, geht man einfach in die Ergänzung und überlegt weiter - warum ist der Taghimmel hell? Hell wie der Tag. Und jeder sagt, das ist doch klar, weil die Sonne scheint. Und warum so blau? Wo doch die Sonne gelb scheint?

Die Physiker sagen: Der Himmel ist blau, weil die Atmosphäre das Sonnenlicht reflektiert. Aber nicht so einfach, sonst wäre es ja überall hell. Einfach nur hell, wie die Sonne. Sondern in einer Art und Weise, die das Blaue widerspiegelt und die anderen Farben wegstreut. Am Abend ist es umgekehrt, wenn die Sonne nicht hoch, sondern tief steht, dann verschwindet das Blaue und das Rote wird sichtbar.

Es liegt also - so sagen die Physiker - es liegt an der Luft. Immerhin, wir haben es geschafft, zu erkennen, daß nicht die Sonne alleine, sondern die Luft auch etwas dazutut. Und wir haben das inzwischen verinnerlicht. Wir können uns vorstellen, was die Sonne macht, wenn die Luft nicht wäre, und wir können uns vorstellen, was die Luft ohne Sonne macht. Das nun nennt man Abstraktion. Wir abstrahieren in unserer Wahrnehmung. Unbewußt vielleicht, aber wir tun es - unentwegt.

In derselben Weise lernen wir: Alle Körper fallen gleich schnell. Das lernt man so lange, bis man es glaubt, obwohl man täglich etwas anderes sieht. Wenn ich meine Tasche fallen lasse, dann macht es plop! Wenn ich ein Stück Papier fallen lasse, dann macht es ...nun, eben bestenfalls ein leichtes Rascheln. Und wenn ich eine Feder fallen lasse, dann - fällt sie vielleicht gar nicht. Im Herbst steigen die Blätter in die Luft, wenn der Wind weht, und fallen irgendwann zu Boden.

Also wir lernen zu abstrahieren: Alle Körper fallen gleich schnell. Was für ein Wunder, daß der Mensch erkennen konnte, was er nicht sieht. Er sieht Tag für Tag, daß das Gesetz nicht stimmt und trotzdem zweifelt niemand daran. Das ist Naturwissenschaft, verwissenschaftlichte Natur - glauben, was man nicht sieht. Das Eigenartige daran ist nur, daß diejenigen, die heute an die Wissenschaft glauben - glauben! - , glauben, daß sie nicht glauben, sondern daß sie wissen, was sie wissen, weil es doch bewiesen ist, was sie glauben. Und sie sind bereit, diesen Glauben gegen alle Erfahrung zu verteidigen. Weil man ihnen gesagt hat: Schau, wenn man alle Luft wegpumpen würde, dann würde das Gesetz auch ‘wirklich’ stimmen. Dieses Gesetz gilt nämlich nur im luftleeren Raum. Und den Raum kann man in einem Vakuumgefäß luftleer machen und dann das Gesetz beweisen. Und hat am Ende ein Gesetz, das nirgends gilt, außer in diesem Vakuumgefäß. Oder draußen im Weltraum, wo sich kein normaler Mensch aufhält.

Verdichte die Wirklichkeit

Wir glauben heute ohne zu zögern an Gesetze, die unserer Erfahrung widersprechen oder weit außerhalb unserer individuellen Erfahrung sind. Beispielsweise hat niemand je ein Atom gesehen, geschweige denn ein Elektron. Mir stellt sich die Frage: wann sind wir bereit, wieder unsere Erfahrungen zu verdichten? Dies heißt, daß wir das, was wir alle täglich erleben, zur Grundlage unseres Glaubens machen. Das ist auch eine Form von praktischem Wissen. Daß dies möglich ist, will ich in dieser letzten Viertelstunde an einem Beispiel versuchen klarzumachen.

Wir haben gesagt, wenn wir ins Dunkle stehen, dann sehen wir hell, dann ordnen sich die Dinge im Hellen.

Wenn wir an die Physiker denken, die uns die Gesetze der Natur erzählen, über Vakuum, Elektronen, Kernbausteine und vieles andere mehr, dann muß man sich ins Helle stellen und an das glauben, was in ihren Apparatur ‘im Dunkeln’ ist. Oder weiß jemand von Ihnen, wie es in ihren Riesenbeschleunigern wirklich aussieht? Das weiß keiner, denn noch niemand war in einem Beschleuniger, wenn er in Betrieb ist. Nein, sie sitzen vor ihren Bildschirmen und Rechnern und phantasieren über die Wirklichkeit, die sich ihnen darbietet. Da gibt es bestenfalls - das ist vielleicht das Anschaulichste - Szintillationsspuren in der Nebelkammer: es macht mal ‘sssst’, und man sagt: das war wieder ein Neutrino.

Was ist ein Neutrino? Haben Sie schon mal ein Neutrino gesehen? Es ist ihre Theorie . Sie haben ihre Namen. .Früher hat man vielleicht ‘Engel’ gesagt, oder ein anderes Wort, und konnte damit auch umgehen. Heute sagen sie Neutrino und da kommt kein Zweifel auf. Sie sagen auch ungeniert ‘Neutron’ oder ‘Proton’ oder ‘Quark’ oder ..... Und wer da sagt: ‘Aber hören Sie mal, gibt es das wirklich?’, der wird verdächtigt, ein Ignorant oder Tunichtgut zu sein. In den heiligen Hallen von CERN beispielsweise darf eine solche Frage nicht gestellt werden. Diese Art von Zweifel muß man beim Pförtner abgeben, sonst kommt man nicht bis ins Vorzimmer der Sekretärin, geschweige denn bis zum Bildschirm am Beschleuniger.

Wie abstrakt darf eine Theorie sein?

Also. Wir brauchen eine Theorie über das, was wir erfahren. Eine Theorie, die unseren Glauben nicht überstrapaziert, die wir nicht irgendwann einmal lernen und hinfort in der Hosentasche unseres Gedächtnisses bewahren bis ans Ende des Lebens. Denn vieles, was man gelernt hat, füllt unsere Taschen mit Tatsachen, die uns nie zur ‘Tat’ geworden sind.

Wenn wir sehen könnten, wie wir heute mit unserem ‘Gepäck an Wissen’ befrachtet sind, würden wir möglicherweise Zweifel in uns zulassen. Zweifel über den Sinn und die Fruchtbarkeit unseres Lernens und Wissens. So hat die Menschheit ein Gedächtnis, ein Gedachtes, in ihre Taschen gesammelt und kaum einem kommt der Gedanke, wohin uns dies führen mag.

Wenn man beispielsweise etwas ganz Einfaches wissen will: "Wie mache ich einen Nagel, der krumm ist, wieder gerade?", dann brauchen wir keine Theorie fester Körper oder Thermodynamik Dieses Problem kennt wohl jeder. Einen Nagel krumm zu hauen ist einfach. Aber einen Nagel, der krumm ist, wieder gerade zu klopfen, das ist nicht einfach. Warum ist das so?

Nun könnten wir in unseren ‘Taschen’ kramen: Physik, Thermodynamik, Festkörperphysik, Metallurgie usw. Nicht mein Fach, sagen Sie, fragen Sie meinen Kollegen. Da kann etwas nicht stimmen! Was ist an dieser Frage so schwierig:? Warum ist es schwieriger, einen Nagel gerade zu klopfen, als krumm zu hauen? Im Grunde wissen wir es natürlich alle. Weil es viele Möglichkeiten gibt, den Nagel krumm zu machen, aber nur eine, ihn gerade zu machen. Und dann ist es wie ein Lotteriespiel - wenn man blindlings darauf haut, sind die Chancen gering, daß der Nagel wieder gerade wird, etwa so gering wie ein 6-er im Lotto. Meistens macht man aus einem krummen Nagel nur wieder einen krummen Nagel, und hofft irgendwann, daß er weniger krumm ist als vorher.

Wenn man es physikalisch erklärt, klingt es etwa so: es ist eine Frage der Entropie und wie man sie ‘beseitigt’. Das ist dasselbe - eine Frage der Wahrscheinlichkeit, den Nagel in diesem Fall nicht auf den Kopf sondern gezielt auf die Seite zu treffen und so lange zu klopfen, bis man das ‘Krumme‘ herausgeklopft hat. Und wer das schafft, der ist nicht ein Spieler, sondern ein Könner. Und das kann man physikalisch nicht mehr erklären .

Und noch eine solche Frage: Warum ist die Wirbelsäule krumm? Weil es viele Möglichkeiten gibt, krumm zu sein, und nur eine gerade. Und die Wirbelsäule wäre ‘idiotisch’, wenn sie gerade wäre. Und wer versucht, eine Wirbelsäule gerade zu machen, der ist ähnlich idiotisch, der hat nämlich das Ganze nicht begriffen! Nicht begriffen, was die Wirbelsäule längst weiß, was sie durch viele, viele Erfahrungen ausprobiert hat: daß sie die richtige Form krumm zu sein, spielend herstellen kann. Der Nagel weiß das auch. Und wenn man ihm einen kleinen Schlag gibt, dann wird er, was er lieber sein möchte, eben - krumm. Nur der Mnesch, der mit krummen Nägeln nicht arbeiten kann - ich auch nicht - will einen geraden Nagel machen. Warum? Den kriegt man natürlich leichter in die Wand. Haben Sie mal versucht, einen krummen Nagel in die Wand zu schlagen?

Aber die Wirbelsäule, die das erkannt hat, sagt: wenn ich krumm bin, dann kriegt mich keiner so leicht gegen die Wand. Schon gar nicht in den Boden (und auch nicht ‘ungespitzt’! das ist so eine Redensart). Es ist wirklich die beste Form, wie sie sich einer großen Belastung widersetzen kann! Das Kräftespiel, dem sie tagtäglich ausgesetzt ist, zwingt sie zu einer eleganten Lösung. Der Zug der Erde - Wasser zu Wasser - Erde zu Erde - Masse zu Masse! Zieht andauernd an ihr. Wir nennen es die Schwere. Diese Schwere zieht die Wirbelsäule in die Knie. Aber sie ist eigentlich nicht richtig krumm, sondern gebogen. Anders als ein krummer Nagel.

Daß sie so ein bißchen krumm aussieht, können wir erklären. Es liegt an den Wirbeln. Warum ist die Wirbelsäule, wie sie ist und nicht einfach ein Stück Knochen wie das Schienbein? Was für das Bein gut ist, könnte doch auch für den Rücken gut sein! Wer eine solche Wirbelsäule hätte, sähe aus, als ob er einen Stock verschluckt hätte. Es gab Zeiten, wo man diese Haltung im Geradeausblicken und Starrsein ‘Paradehaltung’ nannte und sehr schätzte, aber sie eignet sich nur für ganz bestimmte (unnatürliche) Bewegungsformen.

Form und Bewegung gehören zusammen.

Wenn also die Elemente der Wirbelsäule ‘Wirbel‘ heißen, dann hat dies etwas zu bedeuten. Es ist mir ein besonderes Anliegen, die Sprache wörtlich zu nehmen. Was drückt sich in ihr aus? Die Sprache ist etwas Geformtes, das durch viele, viele Ohren gegangen und über viele, viele Zungen gelaufen ist, bis sie zu dem wurde, was sie für uns heute ist. Und etwas, das durch so viele ‘Gänge’ ging, ist entweder abgenützt oder gut. Und ich sehe beides. Aber es ist gut geworden, denn es hat die Weisheit von Generationen in sich aufgenommen. Also heißt unsere Knochensäule Wirbelsäule, weil sie aus Wirbeln besteht. Aus richtigen Wirbeln, wie wir noch sehen werden. Nicht nur aus den Knochenteilen, die wir zufällig ‘Wirbel’ nennen.

Wirbel sind für mich Feuerwirbel und Wasserwirbel, speiende und saugende. Das könnte auch hier so sein. Gut, wir können sie nicht sehen. Aber wer empfindliche Hände hat, kann sie spüren. Er kann diese Energiewirbel längs der Wirbelsäule spüren. Ein guter ‘manueller Therapeut‘ zum Beispiel könnte es.

Die Wirbelsäule ist ferner eine Quelle von - ja, Nerven, Nerven in Bündeln. Diese Nerven organisieren sich zu Bändern, wie bei einem Regenwurm. Man nennt dies die ‘segmentale Gliederung’, weil, ähnlich wie bei einem Regenwurm, bestimmte Bänder, die kreisförmig um den Körper laufen, einem Wirbel zugeordnet sind. Diese Gliederung des Nervensystems und seiner Innervierung der Haut nennt man Dermatome. Diese Gliederung setzt sich nach innen fort und gilt entsprechend für die Innervierung der Muskeln (die Myotome) und der inneren Organen (die Enterotome). Das ist alles bekannt, man kann es nachlesen. Es ist gutes schulmedizinisches Wissen, auch wenn es nicht viel benutzt wird.

Wir besitzen also alle eine funktionelle Steuerung von Haut, Muskeln und Organen, die sich nach Wirbeln ordnet, Wirbel im doppelten Sinn. Wir brauchen jetzt nur noch einen kleinen Schritt weiter zu gehen und zu sagen: Wenn die Grundlage der Form die Bewegung ist und ihr Ergänzendes, dann sind die energetischen Wirbel das Ergänzende zu den festen Knochen oder: den geformten Knochen. Die Knochen spürt man leicht, ihre energetische Entsprechung dagegen nicht.

So ist es auch mit den energetischen Wirbeln unserer Wirbelsäule. Obwohl wir sie nicht spüren, sind sie in Aktion. Sie sorgen für die Bewegung und steuern die Form. Oder auch: sie sorgen für die Form und steuern die Bewegung. Sie reagieren sehr empfindlich auf alles reagieren, was uns in Bewegung hält und uns in unserer Bewegung stört, ebenso, wie sie uns in unserer Form bewahren und unsere Form über die Zeit hinweg bestimmen. Sie reagieren in erster Linie auf Energie, denn Energie liegt unserer wissenschaftlichen Auffassung nach der Bewegung zugrunde. Sie geben Energie ab und reagieren auf Energie. Alos auf alles, was Energie ausstrahlt. Jeder, der sich darauf einstellt und ein wenig übt, kann den Austausch von Energien in dieser und jener Form über die Wirbelsäule spüren!

Diese Säule von Wirbeln wird nun, gemäß unserem herkömmlichen medizinischen Verständnis, unterteilt in bestimmte Bereiche: beginnend mit dem zervikalen oder Kopfbereich, dem thorakalen oder Brustbereich, dem lumbalen oder Lendenbereich bis hin schließlich zum Sakralbereich.

Also tragen die Wirbel, gemäß ihrer Funktion, die Figur, die wir sehen. Sie richten sie auf oder lassen sie bücken, knien oder sitzen. Vielfältige Formen, unzählige viele, sind in dieser Säule von Wirbeln verborgen und können genutzt werden. Sie tragen beispielsweise den Kopf und bestimmen, wie wir den Kopf halten. Sie tragen die Schultern und die Arme und ermöglichen uns das Arbeiten und das Spielen.

Aber genug für heute.

Kapitel 6: Es wirbelt in uns



Die Wirbelsäule hinunter

Wir haben im letzten Vortrag gesehen:

Die Wirbelsäule ist ein gebündelter Wirbel. Ein Wirbel voller Wirbel. Energetisch gesehen.

Ein Bündel voller Wirbel, wie ein Köcher voller Pfeile. Die einen zeigen nach oben, die anderen zeigen nach unten. (Wir haben an dieser Stelle das Bild von einem indianischen Krieger gesehen, der das Haar schwungvoll zu einem Bündel gedreht und über den Kopf aufgetürmt trägt. Eine Haartracht, die als Wirbelverstärker betrachtet werden kann.)

An der Stelle, wo die Wirbelsäule, also die Säule von Wasser und Feuerwirbeln, aus dem Kopf tritt, sitzt beim Menschen der Haarwirbel als krönender Abschluß der ‘Säule von Wirbeln’. Die Verlängerung der Wirbelsäule nach oben ‘sieht’ man , wenn man den Kopf richtig trägt, nämlich leicht geneigt, und dahin

blickt, wo man hinblicken sollte, auf die Erde vor seinen Füßen. Dann sieht man an der ganzen Haltung des Körpers und der Neigung des Kopfes, wo die Wirbelsäule gleich einer ‘Energieflamme’ den Kopf verläßt.

Es gibt noch eine andere Wirbelachse, die unsere Wirbelsäule an der Stelle schneidet, wo sie in den Kopf eintritt. Das ist derjenige Teil der Wirbelsäule, der sich nur mehr in einem einzigen verkümmerten Wirbel darstellt: dem Knorpel des Kehlkopfes. Das ist jener Teil einer Energiestruktur von Wirbeln, der uns Menschen im angeregten Sprechen (und Zuhören!, denn wir hören auch mit dem Kehlkopf.) auffällt als leichte Vibration, die wir auch spüren können, wenn wir die Fingerspitzen leicht auf die Seite des Kehlkopfes aufsetzen. Das ist jener Teil einer Energiestruktur von Wirbeln, der uns auffällt als Stimmorgan, das wir ausgebildet haben, um uns unsere Kommunikation mit anderen Menschen zu erleichtern und sie abzusondern von der reichhaltigen Kommunikation der übrigen Welt.

Das ist wiederum jener Teil einer reichhaltigen Energiestruktur, der uns Menschen in besonderer Weise von allen anderen Lebewesen dieser Erde absondert und sie für uns zu unverständlichen Nebenfiguren auf dem Schauplatz unserer Aktivität erniedrigt, einem Schauplatz, auf dem wir uns für die Hauptakteure halten in Verkennung unserer wirklichen Funktion als Übermittler von schicksalhaften Zuwendungen, denen wir uns unseren Mitbewohnern gegenüber verpflichtet haben, zu deren und unserem eigenen Leidwesen oder Vergnügen - je nachdem, wie man es betrachtet.

Das ist also jener Teil einer Energiestruktur, der uns den Kopf heben läßt, wo wir ihn neigen sollten, und den Schwanz einziehen läßt, wo wir ihn freudig und erregt schwenken sollten. Das ist das Ungleichgewicht in uns, das sich in unserer heutigen Umwelt widerspiegelt und uns zu Richtern und Henkern verdammt. Das ist das Schicksal von uns allen, daß wir diesen Wirbel von Feuer und Wasser so lose in uns tragen und so leicht fortschleudern können, wenn wir uns angeregt unterhalten und unsere Stimme erheben.

Das ist derjenige Teil einer Energiestruktur von feurigen und wässrigen Wirbeln, der uns und andere am meisten verbindet und trennt: - in Worten und Werken.

Der Wirbelbalken, der die Wirbelsäule und den Kehlkopf verbindet, tritt am Hinterkopf knapp unterhalb des Haarwirbels aus. Er ist sehr beweglich und kann sich aufrichten, wenn wir beten oder meditieren. Die Hellsichtigen des Mittelalters sahen ihn in seinem Glanz als ‘Heiligenschein’ und haben ihn dargestellt in alten Bildern und darstellen lassen in den Gemälden berühmter Meister. Der ‘Heiligenschein’ kann aufgefaßt werden als ‘Spiegelung der Tonsur in den Himmel’. Oder umgekehrt, die Tonsur als Spiegelung des Heiligenscheins auf das menschliche Haupt.



Noch mehr Wirbliges

Wenn ich also Wirbelsäule sage, meine ich das ganze Kreuz, das der Mensch trägt - und das ihn trägt und erträgt. Es besteht aus einem harten Teil, den Knochen, also derjenigen Struktur, die wir anatomisch ‘Wirbel’ nennen und dabei längst vergessen haben, was da wirbelt. Und einem geschmeidigen Teil zwischen den Knochen, zwischen den Wirbeln, den Band-Scheiben. Warum heißen sie Bandscheiben? Bandscheiben stellen eine Verbindung zwischen den Wirbeln her und befinden sich dort, wo die Nerven das Rückenmark verlassen und die Energie des Gehirns ableiten in die Erfolgsorgane. Bandscheiben sind aber auch energetisch wichtig, denn sie trennen die mehr feurige Struktur der Knochen und setzen sie voneinander ab - in ‘wässrigen Zwischenräumen’ sozusagen. Die Bandscheiben füllen sowohl als auch trennen, was uns in die Knochen der Wirbel gefahren ist und haben so einen dämpfenden Charakter von ihrem Wesen her. Daß wir sie heute nur als Schmierlager oder Schmirgellager sehen, je nachdem, ob sie gut und funktionsfähig oder schlecht und abgenützt sind, liegt an der mechanischen Sichtweise unserer modernen Wissenschaft, die sich noch nicht zu einer energetischen Betrachtungsweise hat durchringen können. Es liegt aber auch an unserer Kurzsichtigkeit und unserem Unvermögen, die Energiestrukturen des Körpers zu sehen und zu tasten, sonst könnte uns die Wissenschaft nicht solcherart an der Nase herumführen.

In den Wirbeln, wie wir sie als knochige Formation kennen, sind die Feuer- und Wasserwirbel verhärtet. Was das heißt, können wir im Moment noch nicht verstehen. Ich will damit andeuten, daß sie so verdichtet sind, daß sie eine feste Form annehmen. Verdichtet - in einer für uns unvorstellbaren Weise. Man könnte ein Magnetfeld nicht so verdichten, daß es sich verfestigt.

Zwischen den Wirbeln gibt es also die Bandscheiben, eine weiche Formation, die die Wirbel auf Abstand hält. Daraus könnte man vermuten, daß die Energiewirbel, die hinter den knochigen Wirbeln stehen, so gepolt sind, daß sie sich abstoßen. Ich hab keine Ahnung, wie man sich dieses Energiemuster bis ins Kleinste vorzustellen hat, aber ich denke, kleine Magnete geben ein anschauliches Bild davon, wie es für die Beweglichkeit der Wirbel beschaffen sein muß, damit sich Wirbel so ausrichten können, wie es in der Wirbelsäule oder der Kette von Wirbeln angeordnet ist,

Die Wirbelsäule ist also gegliedert und in ihrer ringförmigen Struktur erinnert sie an einen Regenwurm. Dieser ist uns tatsächlich zum Vorbild in unserer evolutionären Entwicklung geworden und man sieht ihm heute nicht mehr an, welche Bedeutung er für uns hat.

Die sogenannte Segmentale Gliederung unseres Nervensystems ist heute hinlänglich bekannt, und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Systemen, sogenannten Funktionskreisen, sind in der medizinischen Literatur beschrieben, so daß ich darauf verzichten will, hier auf Einzelheiten einzugehen.

"Auf der Erde sollst du kriechen wie ein Wurm" heißt es, soweit ich mich erinnern kann. Wurmartig ist der Mensch als materielles Geschöpf dieser Erde. Und Würmer sind unser Schicksal - auf irgendeine Weise, die ich nicht zu fassen vermag. Wurmartig sind wir gegliedert - zumindest im Rumpfbereich. Und wurmartig gestaltet sich unser Nervensystem, soweit es diesen Rumpf mit Spannung versorgt und Spannungsimpulse an das Gehirn weiterleitet. Mögen sich Philosophen damit befassen, warum es so gekommen ist und nicht anders.

Aber es ist doch interessant, daß sich das Nervensystem als feuriges Element den Wirbeln der Wirbelsäule oder des ‘aufragenden Sprosses’, wie es esoterisch heißt, angepaßt hat.

In mancher Hinsicht haben wir das ‘Aufrechte’ den Bäumen abgeschaut, und der Lebensbaum gilt uns noch heute als Symbol des Wachsens und des Stehens und des In den Himmelragens. Unsere Vorfahren haben den Lebensbaum in Wandbehänge und in Festtagskleider gestickt, und im Stammbaum ist uns die Erinnerung an unsere ‘Pflanzliche Vorgeschichte’ ebenso erhalten wie in den Begriffen ‘Vegetativum’, ‘Vegetative Funktionen’ ‘Vegetatives Nervensystem’, um nur einige zu nennen. Nur wenige erinnern sich daran, daß der Wurm, der in der Erde lebt und auf dem Boden kriecht und außer im ökologischen Gartenbau nicht sehr geschätzt ist, uns ebenso zum Vorbild unserer menschlichen Entwicklung geworden ist, wie die Embryologen sehr wohl wissen, wenn sie vom Wurmstadium in der Embryonalentwicklung sprechen. In mancher Hinsicht steht uns der Wurm näher als der Baum, möchte ich sagen.

Immerhin, Wurm oder Baum, wir sind den Entwicklungslinien anderer Wesen gefolgt, oder, um es in meinen Worten auszudrücken, das menschliche Leben ist nicht unabhängig und gesondert vom Leben in den vielen anderen Lebensformen. Unsere menschliche Neigung zur Überheblichkeit hindert uns daran, dies zu sehen. Sie und die Unwissenheit über das, was Leben eigentlich ist.



Leben wie es ist

Und damit bin ich wieder bei unserem Thema. Denn Ganzheitlich Systemische Bioenergetik bedeutet und meint die Untersuchung des Lebens von einem übergeordneten Standpunkt aus, der versucht, sich in die Lebewesen dieser Erde hineinzuversetzen und sie zu verstehen in dem, was sie sind, und nicht das Gegenteil, wie es heute in der Wissenschaft noch üblich ist.

Also kehren wir zurück zu den Feuer- und Wasserwirbeln, die uns als Grundlage unseres Erkennens und Verstehens dienen sollen. Das Nervensystem erscheint uns als zelluläre Struktur, wie uns die Anatomen und ihre zahlreichen Verwandten in den medizinischen Wissenschaften versichern. Seine Eigenschaften ergeben sich angeblich aus den Eigenschaften der Nervenzellen, und diese wiederum ergeben sich aus den physikochemischen Prozessen der zahlreichen Ionen und Elektronen, die in regem Austausch an der Zellmembran beteiligt sind und die elektrischen Impulse fortleiten, die wir zur Signalgebung und Informationsübermittlung benötigen. Ein schönes und scheinbar schlüssiges Bild.

Nur weiß niemand, wie sich geordnete Gedanken aus diesem unübersehbaren Wirrwarr von elektrischen Impulsen bilden können. Irgendwie wird es schon geschehen, denn wohl keiner zweifelt daran, daß wir des Denkens und Gedankenformens mächtig sind. Und schließlich ist unser Gehirn von einzigartiger Beschaffenheit unter den irdischen Lebensformen, und daher wird es wohl an der Komplexität dieses Gehirnes liegen, daß wir denken und planen und handeln und unübersehbare wissenschaftliche Leistungen hervorbringen können. Ja, daß wir sogar über uns selbst nachdenken können und uns selbst erforschen können und schließlich wissen, wie wir aufgebaut sind, wie wir funktionieren. Und doch kennen wir nicht den Lebensimpuls noch seinen Ursprung noch sein Ziel und Zuhause. Was also kennen wir von uns?

Erkenne Dich selbst

Nun, möglicherweise sind dieser Selbsterkenntnis Grenzen gesetzt, zumindest scheint es gegenwärtig so. Denn wir Wissenschaftler versteifen uns weithin darauf, die Funktion des Ganzen aus dem Wirken der Teile zu erklären, obwohl wir seit mehr als 50 Jahren eine hochentwickelte Systemtheorie besitzen, die in vielen Bereichen der Wissenschaft eingesetzt wird und sich bewährt hat, um Komplexe Systeme in ihrer Funktionsweise zu verstehen.

So wissen wir beispielsweise aus der Allgemeinen Systemtheorie, daß die Teile, die ein System bilden, mit dem System als Ganzes in Wechselwirkung stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Ein Teil in einem System ist ein Systemteil und nicht dasselbe wie ein isolierter Teil von gleicher Beschaffenheit. Ein Telefon im Telefonnetz ist etwas anderes als ein Telefon in einer Schachtel im Regal eines Kaufhauses, auch wenn sie gleich aussehen. Mit dem einen kann man telefonieren und mit dem anderen kann man das nicht. So ist eine Zelle im Nervensystem etwas anderes als ein Einzeller, auch wenn sie sich in Vielem ähnlich sein mögen. Billionen von Einzellern, wie sie im Meer schwimmen, ergeben kein Gehirn, zumindest nicht in der Weise, wie wir Gehirne verstehen. (Ob sie in anderer Weise nicht doch eine Systemorganisation im Meer und auf ihre Weise eine Denkfunktion im Meer und für das Meer ausüben, weiß keiner.)

Wir fordern in unserer Wissenschaft, und dies gilt auch für die Allgemeine Systemtheorie, daß die Teile untereinander in Verbindung stehen, daß sie gekoppelt sind, wie der Fachausdruck heißt. Im Gehirn und im Zentralnervensystem ist die Kopplung der Nervenzellen untereinander vorhanden und bekannt, auch wenn es einzelne Forscher wie beispielsweise A.POPP gibt, die behaupten, wir wüßten noch nicht alles über diese Kopplung und müßten den Austausch von Lichtteilchen (Photonen) zwischen den Zellen, und nicht nur den Nervenzellen, berücksichtigen, um die Systemorganisation im Gehirn und im übrigen Nervensystem zu verstehen.

Bioenergetik ist nicht Biophysik

Damit will ich nur andeuten, daß unser ‘Teilchenbild’ von der Natur des Nervensystems nicht so vollständig ist, wie es die Lehrmeinung behauptet. So kann uns also niemand daran hindern, uns weitere Gedanken über den Aufbau und die Funktion des Nervensystems zu machen, und wir können in aller Ruhe unsere Phantasie spielen lassen, denn was immer wir finden, kann nicht widerlegt noch bewiesen werden. So wollen wir also unser einfaches Bild von den energetischen Grundstrukturen, dem wässrigen und dem feurigen Element, wie es sich in den Feuerwirbeln und den Wasserwirbeln darstellt, auch auf das Nervensystem anwenden.

Wenn denn nun die Wirbelsäule und das Nervensystem (genauer: die Innervation der Haut, der Muskeln und der inneren Organe) der segmentalen Gliederung folgen, kann dann nicht ein und diesselbe Wirbelstruktur diese Phänomene hervorrufen, die wir in ihrer materiellen Ausprägung kennen und soeben beschrieben haben, wobei wir immer trennen in Bau und Funktion, als ob das nicht ein und dasselbe wäre.

Bau und Funktion im Bereich der belebten Materie, so behaupte ich, sind ein und dasselbe, und die Trennung, die wir zwischen ihnen machen, entstammt unserer Erfahrung mit Werkzeugen und Maschinen und ist daher mechanisch. Ein Hammer ist ein Hammer, ob man mit ihm klopft und hämmert, oder ob er tatenlos in der Schublade liegt. Das ist unzweifelbar. Eine Zange ist eine Zange, ob man mit ihr zwickt und zwackt, oder ob sie auf dem Tisch in Ruhe auf ihre nächste Aufgabe wartet. Dennoch sind Hammer und Zange in ihrer Bauweise verschieden, und man kann mit der Zange nicht gut hämmern und mit dem Hammer nicht zwicken. Bau und Funktion sind also auch voneinander abhängig, in engen oder weiten Grenzen - es hängt von ihrer Spezialisierung ab.





Diese Dinge sind längst bekannt und Grundlage unserer Wissenschaft. Denn eine Wissenschaft ist wie ein Werkzeug, und daher ist sie in ihrer Funktion von ihrer Aufgabe abhängig, und beide bestimmen ihren Aufbau. So ist Elektronik mit anderen Aufgaben befaßt und hat andere Funktionen zu erfüllen als, sagen wir, die Soziologie. Aufgabe und Funktion prägen wiederum den Aufbau der jeweiligen Wissenschaft. Und der Aufbau der Wissenschaft wirkt zurück auf die Aufgaben, die sie sich stellt, und auf die Funktionen, die sie zu leisten vermag. Aufgabe, Funktion und Aufbau hängen also zusammen.



Wissenschaft - wo bist du?

Häufig ändern sich die Aufgaben, die sich die Wissenschaft stellt, abhängig von ihren Erkenntnissen. So hat man in der Physik des letzten Jahrhunderts noch geglaubt, daß ein Atom der kleinste Bestandteil der Materie ist. Niemand sah einen Sinn in der Aufgabe, die Bestandteile des Atoms zu untersuchen. Innerhalb von weniger als fünfzig Jahren hat sich dies grundlegend geändert und es haben sich neue Wissenschaftszweige in Physik und Chemie gebildet: die Atomphysik und die Kernphysik, populärwissenschaftlich ausgedrückt. Auch in der Medizin haben sich viele Wissenschaftszweige gebildet - wie Äste an einem Baum. Mit der Spezialisierung haben die Wissenschaftszweige ihre Funktionen oder Methoden geändert und in schier unglaublicher Weise entfaltet. Das ist wahr. Was aber geblieben ist, unterschwellig meine ich, ist das alte mechanistische Denken, das Aufgabe, Bau und Funktion auseinander nimmt und wieder zusammensetzt . wie bei den Werkzeugen und Maschinen.

Mit dieser Denkweise versuchen wir den menschlichen Körper als materiellen Körper zu verstehen. Dazu untersucht der Anatom den Aufbau von Zellen, Geweben und Organen. Andere versuchen, die Funktion einer Zelle, oder eines Gewebes oder eines Organs zu verstehen. Dazu untersucht der Physiologe in Experimenten, wie sich Ursache und Wirkung zueinander verhalten. Wenn er einen Nerv mit elektrischen Impulsen reizt, so zuckt dieser zusammen und der Physiologe sagt: Aha!

Es gilt in der Wissenschaftsphilosophie geradezu als Sünde und Verstoß gegen die Gesetze der Erkenntnis, wenn man Aufbau, Funktion und Aufgabe zusammen nimmt. Ein Wissenschaftler, der das tut, wird gescholten und geächtet und als ‘Teleologisch’ wegklassifiziert. Weg vom Fenster! Was immer er sagt, keiner hört mehr auf ihn, denn er ist ein Ketzer, weil er gegen die gängigen Dogmen verstößt.

Die gängigen Dogmen aber verlangen, daß die Ursache der Wirkung zeitlich vorausgeht. Die Finale Kausalität, die erklärt, zu welchem Zweck etwas geschieht, und die zur Zeit der Griechischen Philosophen noch Gültigkeit besaß und von Aristoteles in (nahezu) ewiggültiger Weise formuliert wurde, darf neuerdings , d.h. in der Neuzeit seit der Entwicklung der Modernen Naturwissenschaft, nicht mehr wahr sein. ‘Es gibt keine zweckgebunden Evolution!’ heißt nun das Credo. Wehe dem, der dagegen verstößt!.

Zweck oder Aufgabe bestimmen die Funktion und den Aufbau. Das sagt jeder normale Mensch, wenn er daran geht, ein Haus zu planen, oder ein Ding herzustellen oder ein Gedicht zu verfassen oder was auch sonst immer. Der Wissenschaftler jedoch darf nicht normal denken. Seit Darwins Entdeckung von der ‘natürlichen Zuchtwahl’ muß geglaubt werden, daß die Lebensformen sich zufällig gebildet haben und die Tüchtigsten per Selektion überlebten.



Darwins Irrtum und Krönung

Nun, nichts gegen Darwin und seine Entdeckung. Die Natur ist so offensichtlich vielfältig in ihren Erscheinungsformen (also in ihrem Aufbau) wie in ihren Betätigungen (also in ihren Funktionen). Wer es nicht glaubt, mag sie aufsuchen und auch nur einen Tag beobachten, wie vielfältig sie sich regt und bewegt. Und er möge sich daran erinnern, daß es furchtbar schwierig ist, aus dem Bau und der Funktion auf den Zweck zu schließen, wenn es sich um etwas anderes handelt als um Hammer und Zange.

Welchen Zweck verfolgt eine Ameise, wenn sie auf dem Weg krabbelt? Wir wissen es nicht. Wenn sie Futter nach Hause trägt, sagen wir, sie war auf Futtersuche. Wenn wir sie ohne Futter sehen, sagen wir, daß sie wohl auf Futtersuche sei. So einfach ist es. Oder besser: so einfach denkt es sich der Mensch. Er projiziert gerne, wie wir nicht erst seit S. Freud wissen. Er interpretiert nach seinem Verständnis von sich selbst und von der Umwelt, in der er sich aufhält. Für uns ist ein Radio ein Radio, und wer etwas anderes behauptet, ist verrückt. Für einen Ureinwohner irgendeiner fernen Zeit mag es ein Kasten sein, aus dem die Stimme der Geister spricht.

Zweck und Aufgabe bestimmen sich aus der Funktion und dem Aufbau. Umgekehrt nicht - oder doch?

So fordert es offenbar das Credo der Klassischen Naturwissenschaften. Denn es darf keine zielgerichtete Evolution gegeben haben oder geben. Sonst sind wir wieder in der Kirche und unterscheiden uns nicht hinreichend von der klassischen Theologie, die GOTT als den Schöpfer des Universums und der Natur und des Menschen sieht.

Wissenschaft und Theologie sind wie feindliche Brüder, die sich unversöhnlich gegenüber stehen. Wehe dem, der ins jeweils feindliche Lager überwechselt. Längst überholt? Ich glaube nicht. Es gibt ein wunderschönes (Bilder-)Buch über Evolution und Ökologie von einem berühmten Wissenschaftler, der systemisch denkt wie kaum ein Biologe sonst. Einer, der die GAIA-Theorie mitgeschaffen hat und sie öffentlich vertritt. Und der sich hütet, das CREDO von der ‘Finalen Nichtkausalität’ (das soll ein Witz sein!) zu übertreten.

Die Erde ist seiner Meinung nach zwar ein System, und ein überragendes dazu, möglicherweise eingebunden in größere kosmische Systeme, und als System nennen wir sie GAIA aber sie sei(!) kein WESEN in unserem Sinn, das denken und planvoll handeln kann. Das kann nur der Mensch, und der denkt und handelt nach seinem neuzeitlich-wissenschaftlichen Gebot: ‘Du sollst keine Götter über Dir dulden, denn Du bist selbst der Größte! Also darf die Erde zwar ein dem Menschen übergeordnetes System sein, in das er eingebunden ist, von dem er Teil und folglich ein Teilsystem ist, aber sie darf nicht Mutter Erde und ein Wesen sein, wie dies Müttern im allgemeinen zu eigen ist. Lediglich ein wunderschöner Verbunden von Mensch und Natur, in dem alles in wunderbarer - aber erklärlicher Weise - ineinandergreift und der Mensch der Größte ist. Ihr Planer und Lenker.

Seine Absicht bildet und formt die Erde nach seinem Willen und auf seine Weise. Auf Kosten der Natur und der anderen Lebewesen, zugegeben, und das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern. Es sei denn, wir planen etwas rücksichtsvoller und denken etwas systemischer, wie Lovelock und andere Ökologen. Aber an den Grundprinzipien darf nicht gerüttelt werden, und die fordern, daß es außer der Absicht des Menschen keine Absicht gibt - weder eine göttliche noch eine natürliche. Wie einzigartig der Mensch doch ist!

Und dieselben Wissenschaftler erklären, wie wir uns - völlig absichtslos - aus der Natur entwickelt haben. Wann wohl ist der Natur - rein zufällig, selbstverständlich - das absichtsvolle Denken und Handeln und Planen eingefallen? Oh, Darwin!

Etwas Systemtheorie

Die moderne Systemtheorie ist zwar nicht so verwegen, sich dem Vorwurf des Ketzertums auszusetzen, aber immerhin hat sie uns einen vernünftigen Satz geschenkt, der besagt:

‘Der Zweck eines Teilsystems läßt sich nur im Suprasystem definieren.’

Das bedeutet, daß ein Teilsystem seinen Zweck im Verbund erfährt und wir ihn nur im Verbund mit anderen Teilsystemen, also dem ‘Größeren Ganzen’ erkennen können. Nun ist der Satz so trivial, daß man ihn nicht zu erklären braucht. Welchen Zweck hätte ein Scheckheft, wenn es keine Bank gäbe?

Immerhin, er hilft uns, einige Fragen zum Problem des Lebewesens und seiner Absicht zu stellen.

Es ist unbestritten, daß allen Lebewesen, soweit wir sie verstehen, ein primärer Überlebenswille zukommt. Mögen sie erfolgreich sein oder nicht - im allgemeinen suchen sie nicht den Tod. In jedem noch so primitiven Organismus lassen sich Strukturen erkennen, die dem Überleben des Einzelnen und der Gattung oder Art dienen. Dem widerspricht kein Darwinist.

Wenn also die Teile eines Systems einen Überlebenswillen haben, der nur in Ausnahmefällen außer Kraft gesetzt wird (beispielsweise im Krieg!), kann man dann nicht dem Größeren Ganzen oder Gesamtsystem einen Überlebenswillen zubilligen? Kann man dann nicht dem Leben selbst, dem Leben an sich, den Willen zur Erhaltung seiner selbst zubilligen? Keine Frage, möchte man sagen.

Heißt das nicht, daß die Erde als Ganzes, die Biosphäre aber zumindest, diesen Überlebenswillen hat?



Ein wenig mehr Systemtheorie

Ist ein System, das einen Überlebenswillen hat, nicht ein Lebewesen?

Nun, möchte man sagen, schon. Aber ein primitives. Denn: wenn ein Wesen nur einen Überlebenswillen hat, ist es primitiv in unserer Sichtweise. Dann wäre also die Erde als Ganzes bestenfalls ein primitives Lebewesen, und alles bleibt beim alten.

Immerhin, wir sind schon einen Schritt weiter.

Die Erde ist als System von Lebewesen also selbst ein Lebewesen. - Aber nur ein Primitives?

Das ist wenig für ein Größeres Ganzes von intelligenten Individuen, die sich selbst - homo sapiens sapiens - für die Krone der Schöpfung halten, obwohl sie nicht wissen, wie sie selbst zustande gekommen sind, und immerhin vermuten, daß sie diesem Größeren Ganzen entstammen und Teil von ihm sind.

Damit können wir im Moment leben und brauchen nicht weiter zu bohren, obgleich es in uns fragt und fragt und fragt, und wir mit den Antworten, die wir kennen, nicht zufrieden sind. Solange wir wenigstens erkennen, daß unser Weltbild Widersprüche hat, sind wir nicht ganz unserem Denken unterworfen und können damit umgehen. Das ist eine Feststellung, die keinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit hat. Immerhin kann sie uns helfen.



Evolution - Evolution?

Kehren wir also zurück zu der Frage, ob das Nervensystem einschließlich des Gehirnes nicht demselben energetischen Ursprung entstammt wie die knöcherne Wirbelsäule, die wie ein Kanal die Nervenbahnen aus dem Körper aufnimmt und an das Gehirn weiterleitet. Verzeihung, natürlich nicht die Bahnen, sondern die Impulse in den Bahnen. Das ist zumindest die heute gängige Auffassung. Mehr können wir nicht sehen und somit nicht erkennen.

Nun sind unserer Phantasie Grenzen gesetzt durch das, was wir sehen, und das ist gut so. Denn sonst könnten wir nicht zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden. Das können wir auch nicht, wenn wir träumen, denn in unseren Träumen halten wir das, was wir sehen, für real. Damit haben wir also ein Problem damit, das Wirkliche vom Unwirklichen zu unterscheiden.

Nicht selten hört man den Satz, das Leben selbst sei nur ein Traum, und wenn wir eines Tages erwachen, sind wir in der Wirklichkeit unseres Seins.

Nun, wir wissen also nicht, ob wir die Wirklichkeit unseres Seins jetzt schon erfahren, oder erst dann, wenn wir erwachen. Also spielt es vielleicht keine entscheidende Rolle, ob wir diese Wirklichkeit als die wirkliche, und die Traumwelten als die unwirklichen betrachten. Solange wir bei Bewußtsein sind, wissen wir, daß wir in dieser Wirklichkeit existieren, denken und handeln. Denn wir haben ein denkendes Bewußtsein, das uns zum Handeln befähigt, und umgekehrt, wie man leicht prüfen kann. Denn wir erfahren das Denken in uns nicht unabhängig vom Handeln. Sollte man meinen, und es ist auch die gängige Meinung.



Ein kleines Kind, so meint man, kann nicht denken, solange es nicht vernünftig handeln kann. Und die Entwicklungspsychologen beobachten Kinder in ihrem Handeln und schließen daraus auf ihr Denken. Zumindest solange ein Kind nicht sprechen und sich entsprechend mitteilen kann. Und wenn es sprechen gelernt hat, so setzt man gemeinhin Denken und Sprechen in eins und schließt aus dem Gesprochenen auf das, was ein Kind denkt.

Nun kann jeder bei sich beobachten, daß er zwar seine Gedanken in Sprache denkt, und dennoch auch Gedanken hat, die er nicht aussprechen kann. Vielleicht ist Denken und Sprechen doch nicht ein und dasselbe, so, als sei das Gedachte das Unausgesprochene oder das dem Sprechen vorauseilende.

Andererseits wissen wir auch, zumindest die meisten von uns, daß wir unser Denken umstellen, wenn wir in ein anderes Land kommen und dessen Sprache sprechen können. Auch wenn wir sie nur unvollkommen beherrschen, können wir in einer anderen Sprache denken. Andererseits werden wir nicht dümmer, wenn wir die Sprache nicht so gut können wie unsere Muttersprache. Also lassen wir es dabei: Denken und Sprechen haben miteinander zu tun und bestimmen unser Bewußtsein. Auch dies ist eine gängige Meinung: ‘Wer bewußt ist, kann denken und sprechen, wer nicht bewußt ist, kann es nicht. Es sei denn, er spricht im Traum.’ Bewußtsein, Sprache und Denken scheinen also auch miteinander verknüpft.

So haben wir die Vier Großen unseres Menschlichen Wesens, unseres Menschseins oder wie immer man es nennen mag, nun genannt:
Denken, Handeln, Sprechen und Bewußtsein


Sie jagen sich im Kreis. Das eine bedingt das andere, fördert oder hemmt es. So scheint es zumindest.



Ein neuer Ansatz zum Einstimmen

Damit sind die überlegenen Eigenschaften des menschlichen Wesens genannt und können sich nun über unser Gehirn und unser Nervensystem entfalten. Wie dies geschieht, ist immer noch ein ‘offenes Geheimnis’: man spricht zwar darüber, aber keiner weiß es genau.

Nun haben wir in der Ganzheitlich Systemischen Bioenergetik einen etwas anderen Ansatz, der uns möglicherweise weiterhilft.

Ein möglicher ganzheitlich systemischer Ansatz:
Bewußtsein, Denken und Handeln sind Lebensäußerungen unseres Selbst


Selbstbewußtsein ist dann eine Tautologie. Denn Bewußtsein entstammt dem Selbst und kehrt zu ihm zurück. Wie auch Gedanken dem Selbst entstammen und zu ihm zurückkehren. Wie auch die Handlungen dem Selbst entstammen und zu ihm zurückkehren.
Das Selbst ist also reflexiv von sich aus. Punkt.


Das sind kurze, aber gewagte Sätze, die genügend Sprengstoff in sich bergen, um sich mit allem und jedem anlegen zu können. Es würde weitere Bücher brauchen, um auch nur annähernd zu entwickeln, was in diesen einfachen Sätzen steckt. Das ist jedoch nicht beabsichtigt und daher sollen einige Beispiele genügen.

Kapitel 7: Leben und Bewußtsein sind eins

Bewußt leben?

1. Beispiel und Folge aus dem Satz.
Leben ist nicht ohne Bewußtsein zu denken.


Diesen Satz muß man auf der Zunge zergehen lassen, um ihn richtig zu genießen. Wir glauben noch immer, daß das menschliche Bewußtsein hervorragend und überlegen sei. Dem ist nicht so, wenn unser Satz gilt. Denn sonst müßte ein größeres Leben weniger Bewußtsein haben als ein kleines. Sonst müßte das Bewußtsein eines Einzelnen dem einer Gemeinschaft überlegen sein. Das möge jeder bei sich überprüfen. Wer könnte das Wissen unserer Zeit in seinem Bewußtsein halten? Ja, wer könnte auch nur sein eigenes Wissen in seinem Bewußtsein halten? Bewußtsein ist eine Lebensäußerung, haben wir gesagt. Möglicherweise ist es auch umgekehrt. Es gab vor mehr als 100 Jahren einen Streit unter den Philosophen darüber, ob Sein dem Bewußtsein oder Bewußtsein dem Sein vorausgeht.

Wir wollen uns diesem Streit nicht anschließen, denn wir wissen inzwischen, daß unser zeitlich gebundenes Denken den Fragen von Sein und Nichtsein nicht gerecht wird. Aber was ist Bewußtsein? Eine Funktion unserer Nervenzellen? Oder eine systemische Funktion unseres gesamten Nervensystems einschließlich des Gehirns? War erst das Gehirn da und hat sich daraus Bewußtsein entwickelt, oder war es umgekehrt? Wir wissen es nicht, weil wir in die Geschichte nicht soweit zurück blicken können, um die Entstehung des menschlichen Bewußtseins zu erleben.

So schließen wir allein aus unseren zeitgenössischen Beobachtungen, was uns über die Entwicklung des menschlichen Bewußtseins plausibel und einleuchtend erscheint. Mehr ist es nicht: ein uns angenehmes und wohlgefälliges Weltbild über die Entwicklung des Bewußtseins, das ebenso zeitgebunden ist, wie es zu allen Zeiten zeitgebunden war.

Nichts ist beweisbar, was die Evolution anbelangt, wenn es um einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren geht. Denn dann sind wir auf Zeugnisse in Schrift, Bild und Symbolik angewiesen. Was wir interpretieren ist unsere Sache. Ob wir unseren Zeugnissen Glauben schenken, ist unsere Sache. Kein Kriminalist würde sich so uneingeschränkt auf Geschriebenes verlassen, wie es die Wissenschaftler tun. Sie zweifeln nur selten am geschriebenen Wort. Als sei ein geschriebenes Wort zuverlässiger als ein gesprochenes.

Wir haben also keine gesprochenen Worte von Zeugen, die wesentlich älter sind als 100 Jahre. Und doch bauen wir auf die Zeugnisse von Geschriebenem aus früheren Zeiten ganze Wissenschaften. Noch schlimmer ist es für die Evolutionstheoretiker. Sie denken in Zeiträumen von Jahrmillionen und sprechen darüber, als sei es gestern gewesen.

Sie machen aus Fossilien ein Wissenschaft, die sich als gläubig erweist, und doch nichts beweisen kann, weil es nun mal nicht zu beweisen ist. Es sei denn, man anerkennt eine vernünftige Argumentation als Beweis. Das würde zwar vor Gericht nicht ausreichen, aber in der Wissenschaft über die Evolution gibt es nun mal nur Indizienbeweise.

Im Grunde müßte man als Evolutionstheoretiker ständig im Konjunktiv sprechen. ‘Es könnte sein, daß dies so und so zusammenhängt.’ Das wäre eine eigenartige Wissenschaft, die keine faktische Aussage machen kann als die, wo und zu welcher Zeit welche Indizien gefunden wurden. Man läßt also den Konjunktiv beiseite und spricht über Spekulatives, als sei es faktisch. Eigenartig.

Wir sind also in guter Gesellschaft, wenn wir Spekulatives zur Grundlage einer neuen Betrachtungsweise machen. Aber im Grunde war es immer so. Man hat die Magnetfelder nicht entdeckt, sondern erfunden. Magnetfelder existieren nicht in der Natur außerhalb von uns, sondern in unseren Köpfen. Wir denken uns die magnetischen Phänomene als von Magnetfeldern hervorgerufen. Auch Feldlinien gibt es nur in unseren Büchern, nicht in der Natur. Aber wir haben die Feldlinienbilder so oft gesehen, daß wir meinen, sie seien real. Real ist dagegen ein Kompaß, dessen Nadel nach Norden zeigt, auch wenn wir ihn drehen.

Wir schlagen also vor, Leben als nicht unabhängig von Bewußtsein zu denken. Wie es in Wirklichkeit ist, weiß keiner und kann keiner wissen. Es geht hier nur um das Formulieren von Axiomen, die nicht beweisbar sind. Punkt.

Bewußtsein spricht?

2. Beispiel und Folge aus dem Satz.

Sprache und Bewußtsein hängen nur insofern zusammen, als sie sich aus dem Leben eines Wesens ergeben. Das will nicht viel besagen, wenn wir nicht wissen, was das Leben eines Wesens ist und was es beinhaltet. Zählen seine Träume ebenso zu seinem Leben wie sein Alltag?

Wenn ja, dann wäre auch das Träumen in das Bewußtsein mit einzubeziehen.

Wenn nein, dann wäre das Träumen kein Teil seines Lebens, und wir müßten es einem anderen Teil zuschreiben.

Aber welchem Teil? Dem Tod? Dann wäre das Träumen eine Botschaft aus dem Tod, und das ist noch absurder, als das Träumen dem menschlichen Leben zuzuordnen. Damit hat auch niemand Schwierigkeiten, denn Physiologen erklären es ohnehin als chaotische Botschaften wild gewordener Zellsysteme, die ihre Kohärenz verloren haben.

Nun, wie dem auch sei. Wir folgern:
Träumen ist also Teil unseres Bewußtseins


Traumbewußtsein und Wachbewußtsein bilden ein Größeres Ganzes. Mehr wollen wir nicht behaupten, aber auch nicht weniger.

Bewußtsein entwickelt eine lebendige Sprache - immer

3. Beispiel und Folge aus dem Satz.

Leben, Sprache und Bewußtsein hängen schließlich zusammen Das mag niemand bezweifeln. Aber wir sagen, daß Sprache nur eine von vielen möglichen Handlungen ist, die wir in diese Realität einbringen können. Es ist eine ausgefeilte und diffizile Handlung, meist auch ohne die Hände zu vollbringen.

Keiner hat wohl damit Schwierigkeiten, das Gesprochene Wort in die Handlung mit einzubeziehen. Man denke nur an Theaterstücke. Oder auch die Körpersprache. Man denke nur an die Pantomime. Und wir sagen, daß Sprache als eine von vielen möglichen Handlungen mit dem Bewußtsein insofern zusammenhängen, als sie Lebensäußerungen sind. Punkt.

Bewußtsein denkt und spricht auf seine Weise

4. Beispiel und Folge aus dem Satz.

Denken und Sprache hängen mit dem Bewußtsein zusammen.

Das tun sie wiederum als Lebensäußerung. Wir sprechen, was wir denken, auch wenn wir uns noch etwas anderes denken, als wir sprechen, und bewußt lügen. Wir sprechen auch Gedankenloses, was nichts besagen will, denn das Gesprochene ist eine Lebensäußerung genau wie das Gedachte, wie auch immer sie zusammenhängen mögen.



Die Axiome einer Bioenergetischen Betrachtungsweise

Das ist Bioenergetische Axiomatik, wie wir sie in einem ganzheitlich systemischen Weltbild benötigen. Wäre es nicht der Fall, könnten wir es beim Alten belassen, und die Axiome aus Naturwissenschaft und Technik weiterhin zu Tode reiten. Die Physiker hatten keine Probleme damit, ihre Axiome zu erweitern, als sie mit den alten nicht mehr zu Rande kamen. Warum sollte dies nicht auch in anderen Fachbereichen möglich sein?

Also schlage ich vor, wir versuchen es mit dieser Axiomatik, wie wir sie bisher entwickelt haben, und prüfen, wie wir damit zu Rande kommen. Mag es auch noch nicht der Rand des Universums sein - so ist es doch zumindest jenseits des Horizontes unserer heute anerkannten Wissenschaft vom Leben. Punkt.

Diese Beispiele sollen einstweilen genügen. Mehr ist zu sagen, wenn wir in unserem Thema fortgeschritten sind.

Leben ist als Ganzes unteilbar, haben wir gesagt.

Damit wollen wir nun ernst machen. Denn auch dieser Satz hat Konsequenzen, die uns vielleicht nicht angenehm sind.

Leben führt zum Tode, sagen wir, und meinen damit das Sterben, das wir bei allen Lebewesen beobachten. Sterben, so meinen wir, beendet das Leben. Das Leben entweicht aus dem Verblichenen, es verblaßt wie eine alte Fotographie. Am Ende liegt eine ‘leblose’ Leiche vor uns. Aus.

Nun, dem kann so nicht sein. Denn, wenn wir den Gestorbenen nicht begraben oder einäschern, dann fängt er vor unseren Augen an, ein eigenartiges Leben zu führen. Zahllose Mikroorganismen leben in ihm ihr Eigenleben und tun ihr Werk. Daß wir diese Lebensform nicht als Leben sondern als Tod bezeichnen, liegt an unserer einseitigen Ausrichtung auf das menschliche Leben. ‘Sein’ Leben ging zu Ende. Das Leben selbst nicht.

Leben währt und währt

So ist uns nicht fremd, wenn wir die Lebensenergie als unzerstörbar ansehen, wie dies dem Energieverständnis der Naturwissenschaft entspricht. Völlig fremd ist uns als naturwissenschaftlich Gebildeten jedoch die Vorstellung, daß dieses Leben ein Bewußtsein hat, von Bewußtsein erfüllt ist, könnte man sagen, obwohl der Ausdruck irreführend ist. Denn Leben ist nicht ein Gefäß für etwas Subtileres, das wir Bewußtsein nennen, sondern Bewußtsein ist als Qualität zu verstehen, wie die Farben eines Bildes, oder der musikalische Ausdruck eines Musikstückes. Also nicht Leben als Form und Bewußtsein als Inhalt, sondern Leben als Überbegriff zu Bewußtsein und Energie.

Mancherorts wird eine Dreiteilung der Dingwelt philosophiert, die versucht, alles in den Begriffen von




unterzubringen. Das ist sicherlich eine mögliche und zeitgemäße Kategorisierung, zumal sie durch unsere moderne Computerwelt gefordert und gefördert zu werden scheint. Sie ist uns andererseits fremd und aufgesetzt, wenn wir in Begriffen der Bioenergetik denken.

Denn Bioenergetik beschäftigt sich nicht mit dem zentralen Begriff der Energie in der obigen Abfolge und läßt Materie und Information außer Betracht. Vielmehr setzt sie ein Neues - nämlich Bioenergie - an die mittlere Stelle, an die Stelle des Vermittlers, und betrachtet ihre ‘Randerscheinungen’ in der Biomaterie und in der Bioinformation. So könnte man allenfalls als Ensprechung zur physikalischen Betrachtungsweise setzen



Dem will ich nicht zum Wort reden, denn der Ansatz hat seine Mängel und würde uns mehr hindern als helfen. Ich habe diese Entsprechung lediglich aufgeführt, um eine verbreitete Denkweise bewußt zu machen und einem möglichen Fehler vorbeugen, der darin bestehen könnte, alles beim Alten zu lassen und in die naturwissenschaftliche Denkweise Energie durch Bioenergie zu ersetzen. Und damit zu glauben, die Lösung für die komplexen biologischen Probleme gefunden zu haben. Beispiele für solche Biophysiker oder auch Bioenergetiker finden sich zuhauf.

Ich will hier nicht auf alle möglichen erkenntnistheoretischen Fragen eingehen, es wäre ein Buch für sich. Doch soll daran erinnert werden, daß wir unser Denken im Naturwissenschaftlichen Forschen geschult haben, soweit es die heutigen ‘Bio’ -Lehren angeht.

Andere Ansätze, die es durchaus gibt, haben sich nicht durchgesetzt - wie beispielsweise die anthroposophische Lehre von Rudolf STEINER ( ) oder auch der Ansatz von Wilhelm REICH ( ) über die Orgon-Hypothese, obwohl er unserem heutigen Energieverständnis am nächsten kommt.

Dagegen ist die traditionell chinesische Lehre aus dem Taoismus auf dem Vormarsch - über die Anerkennung der Akupunktur als Therapiemethode haben wir gelernt, von C’hi zu sprechen und meinen damit etwas Ähnliches wie Bioenergie (ich meine ‘ähnlich’ und nicht ‘dasselbe’), obwohl offiziell kein Anschluß an unser naturwissenschaftliches Begriffssystem gegeben ist. C’hi ist also lediglich ein phänomenologischer Begriff, der sich nicht in unser Konzept von physikochemischen Energieumwandlungen einfügt. Dies sei insbesondere deswegen gesagt, weil mancherorts öfter über C’hi als über Magnetische Energie oder Elektrische Energie gesprochen wird, und man darüber vergessen könnte, daß der Begriff C’hi noch immer ein ‘Ausländer ohne Stimmrecht’ ist - bildlich gesprochen. Das gleiche gilt für den Begriff Prana, der aus der indischen Mystik stammt. Auch er spielt in esoterischen Lehren eine Rolle, kann aber in unserer Denkweise nicht heimisch werden.

Es würde zu weit führen, die Begriffe Bioenergie und C’hi gegeneinander abzugrenzen, zumal sich jeder Begriff für sich schon nicht exakt definieren läßt. Der Umgang mit dem einen oder anderen im Kontext seiner Welt wird uns daher ein wenn auch schillerndes Bild vermitteln.

Leben tritt uns entgegen in Qualitäten, die wir mit Bewußtsein und Energie bezeichnet haben. Sie sind wie Kraft und Färbung von einander gesondert und doch nicht von einander getrennt. Wie Rhythmus und Musikalität einer Komposition nicht für sich stehen, sondern in der Komposition hervortreten. Mal das eine mehr, mal das andere mehr. Aber nie das eine ohne das andere. Selbst ein Trommelwirbel hat seine Musikalität. Und selbst wenn eine Komposition völlig arhythmisch wäre, so würden wir ihr beim Zuhören unseren eigenen Rhythmus im Hören aufprägen - unseren Atemrhythmus beispielsweise. Denn wir hören wie ein Mensch und nicht wie eine Verstärkeranlage mit Mikrofon. Rhythmus und Musikalität sind mit Beispiele für Energetik und Bewußtsein.

Daraus folgt:
Energetik und Bewußtsein sind zwei Aspekte unserer Anschauung vom Leben.


Nicht Aspekte des Lebens selbst!

Leben erscheint uns in Aspekten

Die Aspekte des Lebens, wie sie uns erscheinen, sind nicht das Leben selbst. Wir wissen nicht und können nicht wissen, was das Leben selbst ist. Wir können nur wissen und lernen, was wir wahrnehmen: vom Leben um uns und vom Leben in uns. Biologie ist die Lehre von den Aspekten des Lebens in unserer wahrnehmbaren Welt. Im Hellen also. Leben erstreckt sich in unglaublicher Weise ins Dunkle, wie wir es genannt haben, ins Nicht Wahrnehmbare, ins Nicht Erkennbare, ins Un-Wißbare.

Leben ist und bleibt ein Großes Geheimnis, wie die Indianer sagten. Sie wußten mehr als wir über die Geheimnisse des Lebens selbst, sonst hätten sie es nicht so ausdrücken können. Wir wissen wenig über die Geheimnisse des Lebens, denn wir glauben immer noch, daß Leben sich unserer wissenschaftlichen Erkenntnis erschließen wird. Wie eingeschränkt dieser Glaube doch ist! Wir haben keine Ahnung! Sonst würden wir nicht so reden.

Leben wirkt aus sich

Kehren wir zurück zu der Frage, wie unser Nervensystem einschließlich des Gehirns sich organisiert. Wie es sich heute und jetzt, hier in unserer Welt, organisiert. Wir verzichten auf evolutionsspekulative Betrachtungen. Sie führen zu nichts. Ist das Gehirn die Folge eines unsichtbaren energetischen Wirbelns, wie wir es oben genannt haben? Oder ist das energetische Wirbeln die Betätigung eines a priori vorhandenen Gehirns, das sich in jedem Menschen aufgrund der Vererbungsgesetze entwickelt?

Das ist eine mögliche Frage für diejenigen, die sich am Ursache-Wirkungs-Prinzip orientieren und die Welt der Wirkungen, die Wirkungssphäre, wie wir es genannt haben, in eine zeitliche Ordnung bringen wollen.

Nun, in dieser Welt der Wirkungen kann man es so oder so sehen. Beide Sichtweisen sind möglich und stehen gleichberechtigt nebeneinander. Das erinnert mich an einen Storch, der mal auf dem linken Bein steht, mal auf dem rechten Bein. Er kann auch auf zwei Beinen stehen, denn er kümmert sich nicht um unser Entweder-Oder. Für mich ist aber die Frage: was ist der Storch? und nicht: auf welchem Bein steht der Storch?!

Wir müssen uns weit ins Dunkle begeben, um den ‘Storch’ zu sehen und nicht nur seine Beine. So weit wollen wir uns hier, in diesem Buch, nicht von der gängigen Wissenschaft entfernen. Dies soll einer späteren Betrachtung vorbehalten sein. Hier begnügen wir uns damit, dem Storch seine beiden Beine zurückzugeben, die wir ihm solange abgesprochen haben.

Energie hin - Materie her

Bedingt Energie die Materie oder Materie die Energie?

Diese Frage ist seit nunmehr fast 100 Jahren obsolet, veraltet. Wir wissen, und ich meine ‘wissen’ aus unserer naturwissenschaftlichen Erkenntnis heraus, daß Energie und Materie nicht zu unterscheiden sind. Seit Einstein das Äquivalenzprinzip für Energie und Masse aufgestellt hat. können wir Energie sagen und Masse meinen, oder umgekehrt.

In der physikalischen Betrachtungsweise ist



Damit sind wir ‘aus dem Schneider’, was die Frage betrifft, was nun was bedingt. Die Aussagen sind äquivalent und wir können sie so oder so verwenden. Wir können über Wirbel sprechen und uns vorstellen, wie sie dem Aufbau des Körpers zugrunde liegen, oder wir können über Zellen und ihre vielen Ausprägungen forschen, wie dies heute geschieht. Letztere Betrachtungsweise sind wir gewohnt, die erstere nicht. Hätte die Wissenschaft einen anderen Weg gewählt, wäre es möglicherweise umgekehrt.

Nun sagen wir allerdings, die Wirbel seien bioenergetischer Natur. Und wir behaupten, daß bioenergetische Wirbel mit Biomaterie äquivalent sind. Im speziellen Fall der ‘unbelebten’ Materie ist diese Aussage richtig, das heißt sie ist konsistent mit unserem physikalischen Wissen. Im Bereich der ‘belebten’ Materie ist diese Aussage eine unbewiesene Erweiterung unseres heute gültigen Wissens.

Es spricht wohl nichts dagegen, sie so zu formulieren. Zumindest ich sehe keinen Widerspruch zu gültigen und beweisbaren Naturgesetzen. Bioenergie und Biomaterie sind Begriffe, die ebenso abstrakt sind wie die Begriffe Magnetfeld und Elektrisches Feld. Als man diese Begriffe geschöpft hat, um eine Ordnung in die Welt der neuentdeckten Phänomene des Magnetismus und der Elektrik zu bringen, waren sie ebenso abstrakt und ungewohnt, wie dies heute Bioenergie und Biomaterie sind.

Nun ist mir, ehrlich gesagt, unwohl bei dem Gedanken, in der Welt der wahrnehmbaren materiellen Erscheinungen erneut eine Trennung zu vollziehen. Materie und Biomaterie, das eine im Gegensatz zum anderen, spricht gegen mein inneres Wissen und gegen meine Überzeugung, daß die Welt der materiellen Erscheinungen nicht in dieser Weise getrennt werden sollte. Dennoch will ich diese Unterscheidung einstweilen beibehalten, um dem Gang unserer geschichtlichen Entwicklung Rechnung zu tragen - und einen Tribut zu zollen, der mir schwerfällt. Denn damit bleibt die Unterscheidung von Physik und Biophysik bzw. Biologie erhalten.

Das eine Fach darf sich nur um die unbelebte Materie kümmern, wie sie dies bisher getan hat. Das andere Fach darf sich nur um die belebte Materie bemühen, wie sie dies bisher auch getan hat. Wohl denn, wenn es uns hilft, ein neues Konzept aus dem alten heraus zu entwickeln, möge es vorläufig so bleiben.

Wiederholen wir also das biologische Äquivalenzprinzip:
Bioenergie und Biomaterie sind einander äquivalent


Mit der Einschränkung, daß - anders als in der Physik - die Äquivalenz für Bioenergie und Biomasse nicht quantitativ formuliert werden kann.

Dabei ist zu berücksichtigen, daß Biomasse offensichtlich etwas anderes ist und sein muß als Masse, wie sie in der Physik verstanden wird. Die Masse belebter Systeme erscheint unserem Auge - und damit meine ich auch unsere ‘optischen Erweiterungen’, die Meßgeräte jeglicher Art - als Masse, wie bisher. Ich verzichte darauf zu definieren, was Biomasse von der physikalischen Masse unterscheidet. Soweit sind wir noch nicht.

Neuere Entwicklung von Bioresonanz-Geräten


1. Analyse des bestehenden Zustandes
Die Geräte

Bestehende Geräte beruhen, soweit mir bekannt ist, auf dem Prinzip des ´Harmonischen Oszillators´. Daran sind - oder werden von außen - angekoppelt Substanzen, von denen man sich eine günstige ´biologische´ Wirkung erhofft.

Dieses Prinzip war zur Zeit seiner Entdeckung durch Dr. MORELL und RASCHE genial und hat der Medizin neue Horizonte eröffnet, auch wenn sie dies bis heute nicht allgemein akzeptiert hat.


Abbildung 1 Einschätzung der Qualität der bestehenden Geräte bzw. neuer Entwicklungen
hinsichtlich ihrer technischen Wirkung (Dosis).

Vorteil der heute existierenden Geräte gegenüber herkömmlichen Therapieverfahren

* sie sind nicht-invasiv
* sie wirken ´homöopathisch´ statt ´allopathisch´
* sie beruhen auf dem Prinzip der Selbstregulation

Daher befürworte ich - wie auch viele ‘sensible’ Patienten, die das Verfahren zum eigenen Nutzen erfahren haben - die Weiterentwicklung dieser Methode.

2. Mögliche Entwicklung zur wesentlichen Verbesserung der Geräte

Bereits heute kann ein herkömmliches Radio so eingesetzt werden, daß es

* als Bioresonator wirkt und
* die herkömmlichen Geräte in der Wirkung um mindestens zwei Größenordnungen übertrifft.

Mehr ist möglich, wenn das Prinzip der Bioresonanz oder Biokommunikation richtig verstanden ist.

3. Die theoretischen Erklärungen

Wie auch immer sie in den einzelnen Gesellschaften formuliert werden, haben sie doch eines gemeinsam. Sie postulieren

* die Existenz von ´patienteneigenen Schwingungen´
* die Möglichkeit, diese gezielt zu manipulieren

´Gezielt manipulieren´ soll heißen, daß es möglich sei, ein Gerät so zu bauen, daß es bei jedem angekoppelten Patienten die Gesundheit verbessert, mögliche Krankheitszustände vermindert oder beseitigt.

Diese Hypothesen sind wissenschaftlich nicht akzeptabel.
Schon Hypothese 1 - die Existenz von ´patienteneigenen Schwingungen´- entbehrt der naturwissenschaftlichen Grundlage. Das 'Substrat' für diese ‘Schwingungen’ kann physikalisch nicht erklärt und nicht gemessen werden. So wird das Verfahren pauschal als 'okkult', als 'Hokuspokus' bezeichnet und abgelehnt.

Hypothese 2 erscheint jedem vernünftig denkenden Menschen suspekt. Sie erinnert an die Vorstellung von einem 'Allheilmittel', einem 'einzigartigen Polykrat' oder gar den 'Stein der Weisen'. Die These von 'nützlichen' und 'schädlichen' Schwingungen entstammt dem Bereich der Magie und wird als solche als 'wissenschaftsfeindlich angesehen'.

Bei dieser Sachlage versagen alle anderen Erklärungsversuche, die immer wieder auftauchen, und die Erklärungen aus dem Bereich der Quantenmechanik heranziehen. Hier 'sträuben sich' dem Physiker die Haare, da es zu den Grundauffassungen der modernen Physik gehört, daß

* die Quantenmechanik im Bereich der mikroskopischen (atomaren) Dimensionen gültig ist - und
* die klassische Physik für die makroskopischen Phänomene hinreichend genau ist
( Prinzip der Kommensurabilität)

4. Fazit

Die ‘gängige’ Sprechweise wird allgemein als 'wissenschaftsfeindlich' angesehen.

Bei dieser Sachlage ist eine wissenschaftliche Anerkennung nicht zu erwarten.

5. Ein neuartiger Ansatz

Ein neuartiger Ansatz muß also

* die heute gültigen wissenschaftlichen Theorien berücksichtigen und sachgemäß einbeziehen.
* Hinweise enthalten, wie sie zu erweitern sind, um 'biologische Wirkungsweisen' zu erhellen.
* das Prinzip der Bioresonanz auf eine neue Stufe heben, die als 'biologisch' verstanden wird - obwohl es sich um eine Wechselwirkung zwischen Mensch und elektronischen Geräten handelt.
* Messungen möglich machen, die eine quantitative Erfassung des Effektes und damit eine Einschätzung eines Gerätes möglich machen.

Versuche in der Vergangenheit (und auch gegenwärtig, soweit mir bekannt ist), die einen empirischen Nachweis über die Wirksamkeit eines Bioresonanz-Verfahrens anstreben ('wissenschaftliche Studien'), sind hilfreich und könnten den Weg bahnen, - ähnlich wie im Fall der Homöopathie - wenn sie nach gültigen Kriterien durchgeführt werden. Sie werden aber dann 'unwirksam' sein, wenn die 'Theorie zur Bioresonanz' weiterhin als 'okkult' erscheint, wie dies bis heute der Fall ist. (Hier steht die 'Bioresonanz' weit hinter der Homöopahtie, die lediglich als 'unwirksam' aufgefaßt wird)

Wir postulieren daher

* ein systemisches Modell, bestehend aus zwei inkommensurablen (gegensätzlichen) Energie - Ebenen, der physikalischen bzw. der bioenergetischen Ebene
* einen ‘biologischen’ Wirkungsmechanismus, der sich über beide Ebenen erstreckt

Die 'physikalische Ebene' ist der Bereich, in dem die Gesetze der Physik Gültigkeit besitzen. Nach diesen Gesetzen ist ein 'elektronisches’ Gerät (Beispiele gibt es beliebig) aufgebaut.

Dieser Bereich erstreckt sich über die unbelebte Materie.


Abbildung 2 Systemisches Energiemodell eines unbelebten Systems (1 Ebene)
und eines (im Gegensatz dazu) belebten Systems (minimal 2 Ebenen)

Die 'bioenergetische Ebene' ist der Bereich, in dem 'spezifisch biologische Wirkungen' auftreten, wie sie biologischen Systemen zu eigen sind. Belebte Syteme sind sowohl physikalisch (physikalischer Aspekt) als auch bioenergetisch (bioenergetischer oder vegetativer Aspekt) organisiert.

Die Existenz dieser zweiten Ebene wird von den Naturwissenschaftlern als 'vitalistische Auffassung' abgelehnt. Da er aber jenseits des 'naturwissenschaftlichen´ Gültigkeitsbereiches liegt, kann ein Naturwissenschaftler darüber keine Aussagen machen ('transzendent') - er kann allenfalls seine Existenz 'nicht glauben'.

Dieses Modell kann dennoch als ´wissenschaftlich´ bezeichnet werden, weil die Wissenschaften die 'Naturwissenschaften' enthalten und darüber hinausgehen.

6. Neues Prinzip

Hier kann ich - wegen der Kürze der Darstellung - nur Andeutungen machen.

Im ‘physikalischen Randbereich’ (s. Abbildung 3) treten ‘biologische / bioenergetische Effekte’ als Rauschen auf. Daher kann theoretisch nur mit Rauschtheorien (oder Theorien Chaotischer Systeme) oder ‘imaginären Modellen’ die Kommensurabilitätsschwelle überwunden werden. Am ehesten eignen sich dazu Ansätze aus der Chaosforschung, die bereits wissenschaftlich akzeptiert sind.

Weitergehende Modelle über ‘belebte Systeme’ müssen die Auffassung vom LEBEN oder Belebtsein neu angehen und sind noch zu entwickeln.

Voraussetzung dafür ist die Kenntnis der Paradigmen der modernen Physik, ihres Gültigkeitsbereiches und ihrer ‘Begrenztheit’, wie sie beispielsweise von Prof. H. PIETSCHMANN ("Das Ende des naturwissenschaftlichen Zeitalters") dargestellt wurden.

Abbildung 3 Biologische Effekte sind unter bestimmten Bedingungen
von der physikalischen Ebene aus ‘erfaßbar’ (siehe Chaotische Systeme).

7. Mein Ansatz

beruht auf dem oben angegebenen Systemischen Energiemodell. Er führte mich seit 1992 zu einer eigenen Auffassung der Bioenergetik (also der Lehre von den Lebensvorgängen aus energetischer Sicht). Darauf basierend kann ich ‘Wirkungsmechanismen’ erläutern, die drei (physikalisch nachweisbare) Effekte einbeziehen. Es handelt sich um

* das Rauschen in einem System (sein ‘chaotischer Aspekt’)
* die harmonischen Schwingungen (sein ‘Wellen-Aspekt’)
* wiederholt auftretende Impulse (sein ‘Teilchen-Aspekt’)

Um biologische Effekte auf der Physikalischen Ebene zu messen, bedarf es eines Ansatzes, der ‘über die Physik’ hinausreicht. Dieser findet sich ansatzweise in Chaotischen Systemen. Das soll hier als Hinweis genügen.

Ferner habe ich ein Computerprogramm entwickelt, das mir eine ‘objektive’ Messung an Bioresonanz-Geräten erlaubt und daher die Möglichkeit bietet, solche Geräte systematisch zu entwickeln.

Damit könnte dem allgemeinen Bedürfnis nach ‘dokumentierbaren Ergebnissen’ entsprochen werden.

Soviel möchte ich in Kürze zusammenstellen, um eine Diskussionsgrundlage für weitere Erörterungen bereitzustellen